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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gesagt hat, aber er wirkte sehr... aufgeregt.«
    »Dazu hat er auch Grund.« Der grauhaarige Polizist griff in seine Tasche, zog einen in Plastik eingeschweißten grünen Dienstausweis hervor und hielt ihn Stefan gerade lange genug hin, daß er das mindestens zehn Jahre alte Foto darauf erkennen, nicht aber seinen Namen lesen konnte. »Ich bin Oberinspektor Dom«, sagte er. Mit einer angedeuteten Geste auf seinen jüngeren Kollegen fügte er hinzu: »Das ist Inspektor Westmann, mein Kollege. Sie wissen also bereits, warum wir hier sind, Herr Mewes.«
    Stefan nickte und schüttelte praktisch in der gleichen Bewegung den Kopf. Er sah nervös zwischen Dorn und Westmann hin und her, war aber nicht in der Lage, den Ausdruck auf den Gesichtern der beiden zu deuten. Westmann wuselte ungerührt weiter auf seinem Schreibtisch herum, und begann jetzt, das eine oder andere Blatt hochzuheben oder ganz offen in seiner Post zu blättern, »ja und nein«, begann er. »Wie gesagt...« Er brach ab, fuhr sich nervös mit der Hand über das
    Gesicht und verfluchte sich innerlich selbst. Er konnte sich lebhaft vorstellen, welchen Eindruck er auf die beiden Kriminalbeamten machen mußte, nämlich genau den des ertappten Sünders, der sich verzweifelt wand und doch wußte, daß es sinnlos war.
    »Warum sind Sie so nervös, Herr Mewes?« fragte Dom auch prompt.
    »Ist das nicht jeder, in dessen Wohnzimmer Sie plötzlich und unangemeldet auftauchen?« erwiderte Stefan. Sollten diese Worte in irgendeiner Form überzeugend geklungen haben, so machte er die Wirkung gleich darauf wieder selbst zunichte, indem er ein albernes Grinsen hinzufügte und von einem Fuß auf den anderen trat.
    Dorn hob die Schultern. »Die meisten«, sagte er. »Aber gut, fangen wir noch einmal von vome an: Herr Maaßen hat sie also bereits angerufen. Das war vielleicht nicht sehr klug von ihm, aber durchaus verständlich.«
    »So?« fragte Stefan. »Wie gesagt, ich habe nicht genau verstanden, was er überhaupt von mir wollte.«
    »Uns liegt eine Anzeige gegen Sie vor, Mewes«, sagte Westmann, nahm mit einem nur angedeuteten, aber eindeutig triumphierenden Lächeln Stefans Notizbuch vom Schreibtisch und begann interessiert darin zu blättern.
    Stefan machte einen Schritt in seine Richtung, um ihm das Buch aus der Hand zu nehmen und demonstrativ einzustecken, hatte aber natürlich nicht den Mut, die Bewegung zu Ende zu führen. Statt dessen wandte er sich wieder an Dorn und fragte:
    »Was für eine Anzeige?«
    »Nun, eine Anzeige wegen schwerer Körperverletzung, Nötigung...« Dorn wiederholte sein Achselzucken. »Ihnen ist eine Frau Halberstein bekannt?«
    »Ich habe sie heute mittag das erste Mal gesehen«, antwortete Stefan. »Und zugleich das letzte Mal. Sie wurde überfallen?«
    »Als sie die Klinik verlassen hat, ja«, antwortete Dom. »Sie hätten es eigentlich fast sehen müssen. Nach unseren Ermittlungen sind Sie und Ihr Schwager ziemlich genau zur gleichen Zeit aus der Tiefgarage gekommen.«
    Stefan war überrascht. Nicht einmal so sehr darüber, wie präzise Dorn offensichtlich über seinen Tagesablauf Bescheid wußte, sondern mehr darüber, daß er überhaupt recherchiert hatte. Der ganze Vorfall war ja noch nicht einmal zwei Stunden her.
    »Ich habe nichts bemerkt«, antwortete er kopfschüttelnd. Langsam und viel weniger energisch, als er es gern gehabt hätte, ging er an Dom vorbei und trat neben dessen Kollegen an den Schreibtisch. Westmann las immer noch ungeniert in seinem Notizbuch. Stefan raffte all seinen Mut zusammen, nahm es ihm aus der Hand und legte es demonstrativ auf den Schreibtisch zurück.
    »Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was passiert ist?« sagte er. »Das würde es für mich leichter machen, Ihre Fragen zu beantworten.«
    »Ich dachte, das wissen Sie bereits«, sagte Westmann.
    Stefan entschied, das einzige zu tun, was ihm vernünftig erschien, und diesen Dummkopf zu ignorieren. Er drehte sich zu Dom herum. »Ich weiß gar nichts«, sagte er. »Dieser Maaßen hat zwar angerufen, aber er war sehr aufgeregt. Im Grunde hat er mich nur angebrüllt und mir Vorwürfe gemacht. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was vorgefallen ist. Frau Halberstein ist überfallen worden?«
    »Noch auf dem Krankenhausgelände, ja«, bestätigte Dom. »Von einem jungen Mann. Er hat ihr aufgelauert, als sie in ihren Wagen steigen wollte und sie mehrmals geschlagen und auf sie eingetreten, als sie auf dem Boden lag.«
    »Ist sie schwer verletzt?«

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