Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
fragte Stefan.
    Dorn nickte. »Nicht lebensgefährlich, aber schlimm genug, ja. Aber bevor sie das Bewußtsein verloren hat, konnte sie uns noch eine ziemlich genaue Beschreibung des Täters geben. Ein junger Bursche zwischen zwanzig und dreißig, groß, kräftig, hellblondes, fast weißes Haar, das sehr kurz geschnitten war. Er trug eine billige Lederjacke und Jeans.«
    Stefan konnte ein kurzes, aber heftiges Zusammenzucken nicht ganz unterdrücken, und natürlich war ihm klar, daß Dom seine Reaktion nicht verborgen blieb.
    »Sie kennen diesen Mann?«
    Stefan beeilte sich, den Kopf zu schütteln. »Nein«, sagte er.
    »Das ist seltsam«, fuhr Dorn fort. »Er behauptet nämlich, Sie zu kennen.« »Mich?« Stefan lachte unsicher. »Dann haben Sie ihn?«
    »Leider nicht«, antwortete Dorn.
    »Wieso wissen Sie dann, daß -«
    »Von Frau Halberstein«, fiel ihm Westmann ins Wort. »Der unbekannte Täter hat ihr nämlich etwas von Ihnen ausgerichtet.«
    »Von mir?« Stefan riß ungläubig die Augen auf. »Aber...«
    »Laut Frau Halbersteins Aussage war dieser Überfall nur eine Warnung«, fuhr Dorn fort, wobei er ihn keinen Sekundenbruchteil aus den Augen ließ. »Sie sagt, der Täter hätte ihr ausgerichtet, daß sie die Finger von Ihnen, Ihrer Frau und vor allem dem Kind lassen soll, oder er würde zurückkommen und das nächste Mal gründlichere Arbeit leisten.«
    Einige Sekunden lang war Stefan nicht fähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, sondern starrte Dorn einfach nur an und suchte verzweifelt nach irgendwelchen Worten. Er fand keine.
    »Haben Sie dazu irgend etwas zu sagen, Herr Mewes?« fragte Westmann.
    »Das... das ist absurd«, krächzte Stefan. Er hatte Mühe, überhaupt zu sprechen. Seine Hände begannen zu zittern. Er hatte genau das ausgedrückt, was er empfand: Die Situation war vollkommen bizarr und einfach lächerlich, aber die beiden Polizisten und ihr uniformierter Begleiter sahen nicht so aus, als wäre ihnen nach Lachen zumute. Und auch in Stefan wuchs langsam die Erkenntnis heran, daß die Situation vielleicht ernster war, als er selbst jetzt schon begriff.
    »Ich... ich weiß davon nichts.«
    »Sind sie sicher?« fragte Dom kühl.
    »Ich habe diesen Mann noch nie gesehen«, antwortete Stefan und verbesserte sich fast sofort: »Das heißt, das ist nicht ganz richtig. Ich habe jemanden gesehen, auf den diese Beschreibung zutrifft, aber ich weiß nicht, ob es derselbe Mann war.«
    »Wo?« wollte Dorn wissen.
    »Heute nachmittag im Krankenhaus«, antwortete Stefan. »Im Wartezimmer der orthopädischen Ambulanz. Er stand am Kaffeeautomaten, und er ist mir aufgefallen.«
    »Wieso?« wollte Dorn wissen.
    Westmann schien das Interesse an dem Gespräch verloren zu haben und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Stefans Schreibtisch zu, aber Stefan hatte diesmal nicht den Nerv, ihn daran zu hindern. Er fühlte sich immer noch wie gelähmt, und seine Gedanken bewegten sich gleichzeitig wie rasend, aber auch zäh und widerwillig. Er mußte jedes einzelne Wort, das er sprach, mühsam vorher in Gedanken formulieren, um es überhaupt über die Lippen zu bekommen.
    »Weil er... irgendwie seltsam war«, sagte er stockend. »Unheimlich.«
    »Unheimlich?«
    Stefan nickte. »Er hat mich auf eine sehr seltsame Art angesehen«, bestätigte
    Stefan. »Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, aber jetzt, wo Sie es sagen...«
    »Vielleicht hat er es ja eigentlich auf Sie abgesehen. Und als er Sie nicht bekommen hat, hat er mit Frau Halberstein vorliebgenommen«, sagte Westmann beiläufig.
    Stefan ignorierte ihn weiter, auch wenn es ihm jetzt immer schwerer fiel. Trotz seiner Verwirrung und des Schockzustands, in dem er sich befand, war ihm klar, daß die beiden Kriminalbeamten offensichtlich ein gut eingespieltes Team waren, das Übung darin hatte, sich gegenseitig die Bälle zuzuspielen. Die Geschichte vom guten und bösen Bullen gehörte offensichtlich nicht nur in Kriminalromane und Spielfilme.
    »Sie müssen gestehen, daß das wirklich nicht sehr überzeugend klingt«, sagte Dorn. »Sie hatten eine Auseinandersetzung mit Frau Halberstein?«
    »Auseinandersetzung ist nicht das richtige Wort«, antwortete Stefan. »Es gab... eine Meinungsverschiedenheit. Keinen Streit, wenn Sie das meinen.«
    »Wir wissen, warum sie dort war«, sagte Dorn ruhig. »Sie und Ihre Frau waren vor zwei Wochen im ehemaligen Jugoslawien?«
    »Ja«, antwortete Stefan, »aber das tut, glaube ich, nichts zur Sache.«
    »Wahrscheinlich

Weitere Kostenlose Bücher