Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Mißverständnis handeln kann.«
    »Ja, natürlich«, antwortete Maaßen. »Ich bin sicher, Frau Halberstein sieht das genauso - sobald sie aus der Narkose erwacht und wieder einigermaßen reden kann, heißt das.«
    Stefan starrte den Telefonhörer in seiner Hand an.
»Was?«
    »Spielen Sie nicht auch noch den Ahnungslosen!«
    »Aber ich... ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden«, sagte Stefan.
    »Dann werde ich es Ihnen erklären«, schnappte Maaßen. »Der Kerl, den Sie auf Frau Halberstein angesetzt haben, hat seine Arbeit ein bißchen zu gut gemacht. Sie liegt gerade auf dem Operationstisch, und die Ärzte versuchen, ihr Auge zu retten. Aber bevor sie das Bewußtsein verloren hat, konnte sie uns noch sagen, was passiert ist.«
    »Moment«, sagte Stefan. Ein Gefühl eisigen, fast lähmenden Schreckens durchfuhr ihn, und für eine oder zwei Sekunden hatte er Mühe, überhaupt zu sprechen. »Bitte, Herr Maaßen«, sagte er. »Was ist passiert? Von welchem ›Kerl‹ sprechen Sie?«
    »Die Polizei ist bereits auf dem Weg zu Ihnen«, antwortete Maaßen. Er atmete immer noch schnell, aber klang jetzt nicht mehr ganz so außer sich vor Zorn wie noch vor Augenblicken. »Falls Sie geglaubt haben, mit solchen Wildwest-Methoden bei uns durchzukommen, dann haben Sie einen fatalen Fehler gemacht.« Stefans Gedanken überschlugen sich. Maaßens Worte begannen allmählich einen Sinn zu ergeben, aber er weigerte sich einfach, diesen Sinn zu erkennen. Es konnte sich nur um ein Mißverständnis handeln; oder einen ausgesprochen schlechten Scherz.
    Mühsam, und jedes Wort fast übermäßig betonend, versuchte er noch einmal, Maaßen zu beruhigen: »Ich versichere Ihnen, daß ich wirklich nicht die geringste Ahnung habe, wovon Sie sprechen«, sagte er. »Ich habe Frau Halberstein vor einer guten Stunde das letzte Mal gesehen, und seither nicht mehr mit ihr gesprochen.«
    »Natürlich nicht. Für so etwas haben Sie Ihre Leute, nicht wahr?« Maaßen lachte böse. »Ich weiß gar nicht, warum ich mich überhaupt mit jemandem wie Ihnen abgebe. Sie sind nicht nur ein Verbrecher, Sie sind auch dumm. Aber ich verspreche Ihnen, daß Sie die Konsequenzen tragen werden.« Und damit hängte er ein.
    Stefan starrte den Telefonhörer in seiner Hand noch geschlagene Sekunden lang vollkommen fassungslos an, ehe er ihn auf die Gabel zurücklegte. Seine Finger zitterten so stark, daß er es fast nicht geschafft hätte, und sein Herz pochte bis zum Hals. Was er gerade gehört und erlebt hatte... Es
mußte
sich um einen schlechten Scherz handeln. Aber dafür war der Mann am anderen Ende der Telefonleitung zu überzeugend gewesen. Stefan hatte berufsmäßig oft genug mit Leuten zu tun, die nicht die Wahrheit sagten, und er erkannte einen Lügner, wenn er mit ihm sprach.
    Er trat vom Telefon zurück, lief in die Küche, wieder zurück ins Wohnzimmer und dann ins Bad, ziellos, einfach nur, um in Bewegung zu bleiben. Seine Gedanken überschlugen sich noch immer. Es
mußte
ein Mißverständnis sein, ein verhängnisvoller Irrtum, jemand hatte die junge Beamtin überfallen und offensichtlich so schlimm zugerichtet, daß sie jetzt im Krankenhaus lag, und aus irgendeinem Grund, den Stefan sich nicht einmal vorzustellen imstande war, hatte man diesen Zwischenfall mit ihm in Verbindung gebracht. Aber warum?
    Er kehrte ins Wohnzimmer zurück, sah auf die Armbanduhr und ging zum Telefon. Robert mußte jetzt bereits in Zürich gelandet und im Hotel sein oder spätestens auf dem Weg dorthin. Mit zitternden Fingern hob er ab, drückte die Taste, unter der die Nummer von Roberts Handy gespeichert war und wartete ungeduldig auf das Freizeichen. Statt dessen ertönte nach einigen Sekunden eine Frauenstimme vom Band, die ihm auf deutsch und englisch erklärte, daß der gewünschte Teilnehmer zur Zeit nicht erreichbar war. Robert hatte sein Handy ausgeschaltet.
    Stefan legte wieder auf, fuhr sich nervös mit der Hand über das Kinn und begann, Rebeccas Nummer im Krankenhaus zu wählen, hängte aber dann wieder ein, bevor er die letzte Ziffer drücken konnte. Es hatte keinen Sinn, sie auch noch in Aufregung zu versetzen.
    Es klingelte. Stefan fuhr so erschrocken zusammen, daß er um ein Haar das Telefon vom Tisch gerissen hätte, drehte sich auf dem Absatz herum und starrte die geschlossene Wohnungstür an. Das Klingeln wiederholte sich nach kaum zwei oder drei Sekunden; viel zu rasch, als daß ein normaler Besucher dort draußen stehen konnte, dafür aber deutlich

Weitere Kostenlose Bücher