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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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nehmen. Sie kommen dadurch noch langsamer voran. Plötzlich lässt der Wind stark nach. Es ist düster geworden. Und dann beginnt es, zu donnern. Es schallt über die Wälder und Berge. Blitze zerreißen die Düsternis und lassen es für Sekunden taghell werden.
    „Es ist ein verdammter Blizzard“, ruft Lucius ihr durch das Donnergrollen zu. Es ist eiskalt geworden. Als sich der Wald lichtet und sie die Hochebene erreicht haben, beginnt es zu schneien. Der Schutz durch die Bäume fehlt ihnen nun auf der von Tundra dominierten Ebene, so dass ihnen der Schnee eisig kalt entgegenweht.
    Lucy nimmt ihren Rucksack vom Rücken und holt ihre Daunenjacke, ihre Mütze und den verbliebenen linken Handschuh heraus. Während sie sich anzieht, späht sie Lucius nach, der ahnungslos weitergeht.
    Sie nutzt die Gelegenheit und erleichtert sich eilig. Als sie es bewerkstelligt hat und Lucius wieder folgen will, ist dieser jedoch im Schneegestöber nicht mehr zu sehen. Sie setzt sich eilig in Bewegung, Lucius‘ Fußspuren in der leichten Schneedecke folgend. Plötzlich hört sie ihn ihren Namen rufen.
    „Ich komme!“ Sie läuft weiter seinen Spuren nach und kann ihn wenig später schemenhaft erkennen.
    „Verdammt, Lucy! Sag‘ gefälligst was, wenn du zurückfällst“, herrscht er sie durch den Wind wütend an, als sie bei ihm ankommt. Er hat keinen Rucksack mehr auf.
    „Ja, war blöd“, ruft sie ihm betreten zu. Es schneit immer heftiger. Man sieht kaum noch die Hand vor Augen. Lucius packt ihre Hand und zerrt sie grob ein ganzes Stück hinter sich her. Dann bleibt er stehen, sie erkennt seinen Rucksack im Schnee liegen.
    „Ich hab‘ geglaubt, ich hätte dich verloren“, ruft er und blickt sie wütend an. „Mach das nie wieder!“
    Lucy nickt kleinlaut. Sie hätte nie gedacht, dass er so derb zu ihr werden könnte und ist verletzt. Er erinnert sie gewaltig an Robert. Doch nur im Augenblick. Sonst noch nicht.
    Lucius öffnet seinen Rucksack und holt ein Seil hervor. Ein Ende schnürt er ihr mit schnellen Griffen um die Taille, wickelt ein paar Armlängen ab und bindet sich selbst ein. Dann bringt er eine dunkle Daunenjacke, Mütze und Handschuhe aus seinem Rucksack zum Vorschein und schnürt ihn wieder zu. Er zieht sich hastig an und kniet sich vor seinem Rucksack in den Schnee, um ihn sich wieder aufzusetzen. Lucy springt ihm hilfreich bei. Er kommt langsam hoch und strauchelt kurz. Sein Gesicht ist aschfahl. Das restliche Seil liegt noch zur Schlinge gewunden im Schnee. Lucy hebt sie auf und reicht sie ihm. Er steckt seinen Kopf und einen Arm hindurch, schiebt sie über seine Schulter und sieht Lucy an.
    „Wir sind bald da“, ruft er ihr zu. „Ich darf jetzt die Orientierung nicht verlieren.“ Er sieht sich kurz im dichten Schneegestöber um. „Nimm das Seil in die Hand und pass auf, dass du nicht drüber fällst.“
    Sie folgt nickend seinen Anweisungen. Es ist noch kälter geworden und sie friert entsetzlich.
    Er beobachtet sie, ergreift ihre rechte nackte Hand und zieht sie vor. „Das ist nicht gut. Es wird bestimmt noch kälter.“ Er überlegt kurz und zieht seinen rechten Handschuh aus.
    „Nein“, wehrt Lucy ab. „Es war MEINE Dummheit, dass ich ihn verlor.“
    Doch Lucius streift ihn ihr über und sieht ihr in die Augen. „Wenn wir die nächste Stunde überleben, haben wir’s geschafft.“ Er streicht ihr mit der rechten Hand über die Wange, dreht sich dann um und setzt sich in Bewegung. Seine Füße hinterlassen schon knöcheltiefe Abdrücke im Schnee. Als sich das Seil leicht spannt, folgt ihm Lucy. Sie kann ihn am anderen Seilende nicht mehr erkennen. Es schneit nun wie entfesselt.
    Sie verlassen die Hochebene und gelangen wieder in offenen, etwas windgeschützteren Wald. Die Temperatur ist noch weiter abgesackt. Sie kommen nur sehr langsam voran. Lucius spurt ihnen einen Weg durch eine mittlerweile über knöchelhohe Schneedecke. Er muss oft stehen bleiben, um Kraft zu schöpfen. Lucy kann nun seine Eile verstehen. Wenn es noch weiter so schneit, kommen sie bald nicht mehr vorwärts.
    Lucius steht erschöpft an eine Fichte gelehnt, während Lucy zu ihm aufschließt. Auch sie ist am Ende ihrer Kräfte. Denn inzwischen müssen sie durch kniehohen Schnee gehen.
    Seine rechte Hand ist blau vor Kälte und er versucht, sie umständlich in den Jackenärmel zu schieben. Lucy öffnet ihre beiden Jacken einen Spalt breit, nimmt seine Hand und legt sie sich auf den nackten, warmen Bauch. Sie ist eisig. Es

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