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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Kopf, dass ihm dieser zur Seite fliegt und er reglos im Schnee zusammenbricht.
    Lucy hört sich aufschreien.
    Raven dreht ihn herablassend mit dem Fuß auf die Seite, um ihm ins Gesicht blicken zu können. Zu seiner offensichtlichen Enttäuschung schlägt Lucius stöhnend die Augen auf und raunt ihm etwas auf Gwich‘in zu. Raven beugt sich zu ihm herab und Lucius packt ihn an der Gurgel. Entsetzt holt Raven erneut mit seinem Knüppel aus und lässt ihn dann immer wieder gnadenlos auf ihn herabfahren, obwohl Lucius längst von ihm abgelassen hat.
    „Nein“, kreischt Lucy und lässt sich schluchzend in den Schnee sinken. Sie kauert sich zusammen und macht sich ganz klein, außerstande, noch irgendetwas zu fühlen. Der Schnee glitzert im Mondlicht. So schön, wie ehedem. Faustgroße Eisstücke, die neben dem Wasserloch liegen und noch von dessen Vergrößerung stammen, spiegeln wunderschön die Polarlichter wieder. Es ist, als würden sie diese umschmeicheln, damit Lucy sie endlich bemerkt. Sie atmet stöhnend durch, stützt sich etwas hoch und greift sich eines der Eisstücke. Dann mobilisiert sie ihre letzten Reserven und beginnt, bäuchlings auf Raven zuzukriechen. Dieser ist dazu übergegangen, auf Lucius‘ leblos erscheinenden Körper mit bloßen Fäusten einzuschlagen. Es macht sie wütend und das verleiht ihr die nötige Kraft, sich hinter ihm aufzurichten. Sie hebt den Eisklumpen just in dem Moment, in welchem sich Raven umsieht. Seine Augen weiten sich entsetzt und Lucy drischt ihm das Eisstück mit Gewalt gegen die Schläfe.
    Raven verdreht die schwarzen Augen, sackt in sich zusammen und fällt einfach um.
    Lucy lacht ungläubig auf. Doch sie hat ihn tatsächlich k.o. geschlagen. Allerdings will sie ihr Glück nicht noch einmal strapazieren und greift erneut zum Eisstück. Als sie es ihm zum dritten Male gegen den Schädel geschlagen hat, lässt sie von ihm ab. Sie will zu Lucius, doch ihr wird schwarz vor Augen.
    Lucy kommt wieder zu sich. Sie friert wie noch nie in ihrem Leben und ihr wird wieder klar, wieso. Stöhnend öffnet sie die Augen und blickt in einen sternklaren Himmel, über den noch immer die Nordlichter spielen. Lange kann sie nicht bewusstlos gewesen sein, sonst wäre sie ganz sicher erfroren. Ihre nasse Kleidung hat begonnen, steif zu gefrieren. Sie weiß, dass sie sich ihrer so schnell wie möglich entledigen muss. Als sie sich aufrappelt bemerkt sie, dass sie auf Raven liegt. Sie fährt entsetzt hoch und starrt, im Schnee kniend, auf ihn herab. Eine Wunde klafft an seiner Schläfe. Er hat aufgehört, zu atmen. Lucy registriert es ganz ungerührt. Sie tastet nach Lucius, der gleich neben Raven bäuchlings im Schnee liegt. Eine kleine Blutlache hat sich neben seinem Kopf im Schnee gebildet. Lucy wälzt ihn unter immenser Kraftanstrengung herum. Er ist übel zugerichtet, hat Prellungen im Gesicht und Platzwunden am Kopf. Auch seine Kleidung ist steif gefroren und er hat einen eigentümlich friedlichen Gesichtsausdruck. Sie überprüft seine Atmung und wird nervös. Denn sie kann keinen warmen Atem spüren, wie oft sie es auch kontrolliert. Lucy schüttelt den Kopf. Mit bebenden Händen sucht sie nach seinem Puls. Doch sie fühlt keinen! Panik steigt in ihr auf. Sie lauscht an seinem Brustkorb. Kein Herzschlag! „Nein, Lucius! Bitte“, fleht sie. „Das kann nicht sein.“ Fieberhaft überprüft sie noch weitere Male seine Lebensfunktionen und will es nicht wahrhaben. „Scheiße“, wimmert sie kläglich und vergräbt ihr Gesicht schluchzend an seinem eiskalten Hals. „Nein“, kreischt sie auf, dass es weithin über den See und den Wald erschallt. Dann ist alles wieder still. TOTENSTILL. Sie kniet bei ihm, kniet einfach da, eine halbe Ewigkeit. Schließlich hält sie es vor Kälte nicht länger aus. Selbst die Tränen auf ihren Wangen sind gefroren. Wie ihr Herz. Schwankend erhebt sie sich und sieht noch einmal auf ihn herab. Sie muss ihn von hier wegschaffen. Er soll nicht hier draußen in der Kälte liegen. Das ferne Geheul eines Wolfes erschallt und bekräftigt sie in ihrem Entschluss.
    Apathisch schleppt sie sich am Eisloch vorbei und schafft es irgendwie bis hoch vor die Hütte. Doch wie kann sie diese nur ohne ihn betreten? Aber sie kann. Drinnen ist es noch herrlich warm. Im Ofen brennt Lucius’ Feuer. Sie sinkt schluchzend auf den Fußboden, entkleidet sich und erkennt seinen Pullover in der Nähe auf den Dielen liegen. Er ist noch etwas klamm von ihrer Schneeschlacht aus einem

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