Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
angelehnte Tür auf. Wachsam den See im Auge behaltend begibt sie sich vor die Hütte. Sie kann Raven nicht mehr am Eisloch entdecken! Er ist verschwunden. Da nimmt sie aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung wahr und fährt hektisch herum. Dabei entgleitet ihr die Pumpgun und fällt zu Boden. Gleichzeitig löst sich ein ohrenbetäubender Schuss aus ihr. Lucy geht auf die Knie und starrt ungläubig nach vorn. Etwas unterhalb von ihr sitzt Lucius an einen Baum gelehnt im Schnee. Er hat sich nackt in seinen Schlafsack gehüllt und blickt sie mindestens ebenso fassungslos an. Lucy traut ihren Augen nicht und sie blinzelt. Doch das Bild von Lucius bleibt.
„Lucy“, haucht er zutiefst bewegt und krümmt sich plötzlich unter einem schrecklichen Hustenanfall. Es reißt sie aus ihrer Starre. Sie springt auf und eilt zu ihm hinunter, wo sie sich wieder in den Schnee fallen lässt, um ihn erneut ungläubig anzustarren. Sie streckt die Hand nach ihm aus und berührt sein Gesicht. Es ist kühl. Er sieht sie aufgewühlt an. Seine Lippen sind blau vor Kälte und er zittert am ganzen Leib.
„Wo warst du bloß“, fragt er vorwurfsvoll, worauf ihn ein erneuter Hustenanfall schüttelt. Lucy schluchzt lachend auf und schlingt ihre Arme um ihn. Sie küsst sein geschundenes Gesicht ab und drückt ihn, so fest sie kann.
„Au. Lucy!“
Doch sie denkt nicht daran, ihn loszulassen. Ihr kommen die Tränen. Sie ist glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Schniefend löst sie sich von ihm und schenkt ihm ein bewegtes Lächeln.
Lucius nimmt ihr Gesicht zwischen seine Pranken und küsst sie. „Freut mich auch, Sie wiederzusehen, Mrs. Denalo. Ich hab‘ gedacht, man hätte dich zurück ins Loch gestoßen.“
Sie blickt ihn erschrocken an, hält dann jedoch abwägend den Kopf schräg und zupft an seinem Schlafsack. „Und wie erklärst du dir den?“
Er stöhnt. „Das hätte ich Raven auch noch zugetraut“, erwidert er, seinen Husten unterdrückend. Dann blitzt er sie an. „Verdammt Lucy. Warum hast du mir nicht von ihm erzählt!“
Sie kratzt sich verlegen an der Stirn. Dann erhebt sie sich und zieht auffordernd an ihm. „Später. Zuerst komm einmal ins Warme Lucius. Du holst dir hier den Tod.“
Er stößt verächtlich die Luft aus. „Diese Einsicht kommt spät“, grollt er und rappelt sich mühsam hoch. Er stützt sich schwer auf sie. „Du hast mich da unten allein in der Kälte gelassen“, bringt er noch mühsam hervor, bevor ihn wieder ein Hustenanfall überkommt.
Sein Husten ist trocken und bellend. Er kommt krampfartig und tief aus seiner Brust. Er beunruhigt Lucy. „Ich hab‘ felsenfest geglaubt, du wärst …“, sie atmet durch. „Ich war am Boden zerstört, Lucius“, bedeutet sie ihm leise, während sie zusammen Richtung Hütte wanken. Sie muss plötzlich lachen, weil er so übler Laune ist. Denn dass er es überhaupt sein kann, kommt ihr wie ein herrliches Wunder vor. Nichts kann ihr Glück trüben. Und sie weiß nun, wie viel er ihr bedeutet. „Entschuldige“, meint sie jedoch sogleich unter seinem herausfordernden Schnauben. Wenn auch ziemlich heiter. Sie stößt die Tür mit dem Fuß an, dass diese lautstark auffliegt. „Ich werde dir alles erklären. Ich kann verstehen, dass du sauer bist.“ Sie dirigiert ihn zum Ofen. Dort löst sie sich von ihm, stellt sich auf die Leiter, so dass sie mit ihm auf gleicher Augenhöhe ist. „Ich habe einen Glücksrausch“, versucht sie ihm zu erklären. Doch er zieht nur verächtlich den Mund schief. Sie küsst ihn. „Weil du am Leben bist. Und weil ich dich liebe.“
Er blickt sie überrascht an. Dann setzt er sein Lausbengellächeln auf. „Weil ich so gut im … KOCHEN bin?“
Lucy deutet ein Lächeln an. „Nein. … Ich hab‘ das noch Keinem gesagt“, macht sie ihm klar, so dass ihm das Grinsen vergeht. Sie spürt wieder, dass da noch etwas ist, was er vor ihr verborgen hält und hilft ihm aus der Bredouille, indem sie mit dem Kopf vieldeutig zum Ofen hinauf weist. Doch er lässt sich nur zu einem kurzen Lächeln hinreißen, bevor er wieder eine ungewohnt ernsthafte Miene aufsetzt. Lucy kann nicht widerstehen und gibt ihm einen Kuss. „Mit dir wird es nie langweilig.“
Sie tauschen einen belustigten Blick. Lucius verdreht die Augen und schüttelt nachdenklich den Kopf. „Es tut mir leid, dass du da mit reingezogen wurdest.“
Lucy macht die Leiter für ihn frei und atmet aufgelöst durch. „Nein. Es hat irgendwie auch mit mir zu tun, Luc. Ich weiß
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