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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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anderen Leben. Lucy zieht ihn sich über. Er hat seinen Geruch und sie führt ihn weinend ins Gesicht. Es muss ein Alptraum sein! Was gäbe sie dafür, aus diesem zu erwachen. Doch es wird nicht geschehen. Sie geht zu ihrem Rucksack und holt trockene Sachen hervor, kleidet sich ganz bedächtig wieder an. Dann zieht sie seinen Schlafsack vom Ofen herunter, kramt ihre Isomatte hervor und schleift beides hinter sich her, als sie wieder zur Tür geht. Sie bleibt für einen kurzen Moment vor dieser stehen, um sich zu sammeln. Denn sie muss gleich stark sein. Durchatmend öffnet sie die Tür und tritt in die kalte Nacht hinaus.
    Als sie bei Lucius ankommt sieht alles noch so aus wie zuvor. Ihr kommen die Tränen, als sie sich zu ihm kniet, um ihre Matte neben ihm in den Schnee zu legen. Es gelingt ihr irgendwie, ihn drauf zu wälzen und ihn dann unter hoher Kraftanstrengung bis zum Ufer unter die Bäume zu ziehen. Doch sie bekommt ihn dort nicht die steile Böschung hinauf, wie sehr sie sich auch plagt. Er ist einfach viel zu schwer. In der Hoffnung, es würde ohne seine vollgesogene Kleidung besser gehen, zieht sie ihm diese aus. Es bewirkt jedoch gar nichts. Resigniert lässt sie sich neben ihm auf seinen Schlafsack sinken. Sie betrachtet sein Gesicht und küsst ihn auf seine kalten, blauen Lippen. Dabei kann sie nicht aufhören, zu weinen. Wenn sie ihm doch nur von Raven erzählt hätte! Nie wird sie seinen vorwurfsvollen Blick vergessen. Welch ein verfluchter Ort! Nach zwanzig Jahren hat er ihn doch noch bekommen. Sie schluchzt bei dem Gedanken, ihn vielleicht an Anouks Seite zu begraben, wenn es wieder wärmer geworden ist. Doch sie will nicht daran denken. Schniefend rückt sie an ihn heran, deckt den Schlafsack über sie beide und bettet ihren Kopf auf Lucius‘ Brust. Sie schläft augenblicklich ein.

Für eine Handvoll Eulendreck
    Lucy erwacht vom nahen Geheul eines Wolfes. Sie erschaudert und schnellt hoch, als das langgezogene Jaulen erneut ertönt. Denn es klingt erschreckend nahe. Sie blickt auf Lucius hinab und es schnürt ihr die Kehle zu. Niemals wird sie ihn dem Wolf überlassen! Auf ein erneutes Geheul hin schließt sie entsetzt die Augen. Es fällt ihr unendlich schwer, sich von ihm zu lösen. Doch sie weiß, dass es JETZT sein muss. So beugt sie sich für einen letzten Kuss auf seine eisigen Lippen hinab. „Ich werde dich nie vergessen, Lucius.“ Da knackt es im nahen Unterholz, so dass sich Lucy hastig aus dem Schlafsack schält. Sie schiebt alle Emotionen beiseite und deckt ihn über Lucius. Der Wolf ist ganz nahe. Sie kann seinen riesigen Schatten erkennen. Und überdeutlich seine gelb glühenden Augen, die in einem schwarzen Gesicht sitzen. Mit einem Ruck wendet sie sich um und begibt sich bar jeglichen Gefühls zurück zur Hütte. Als sie sich auf der Schwelle noch einmal umblickt, erkennt sie den Wolf unten über den See huschen. Sie ist am Ende, verkriecht sich auf dem Ofen in ihren Schlafsack, macht sich ganz klein und schläft erschöpft ein.
    Anouk sitzt auf einem umgestürzten Baumstamm. Die helle Sonne bescheint ihr Gesicht. Sie lächelt glücklich und blickt an sich herab auf einen Säugling an ihrer Brust. Dann sieht sie wieder auf und ihre Lippen formen ganz langsam ein Wort. Sie lacht und wiederholt es. LUCY. Plötzlich erhebt sie sich und winkt ihr zu. Sie dreht sich um und die Intensität der Sonne nimmt zu, bis sie alles überstrahlt. LUCY!
    Lucy erwacht. Sie weiß, dass sie Anouk nie wieder in ihren Träumen treffen wird. Sie ist gegangen. Träge bemerkt sie die Sonne, welche durch die Fenster scheint. Ihre Augen brennen verweint und ihr wird schlagartig wieder klar, warum. Es lässt sie aufschluchzen. Sie bedeckt das Gesicht mit den Händen, ist todtraurig und lässt den Tränen freien Lauf. Sie bringt es nicht fertig, aufzustehen. Sie wird überhaupt nie mehr aufstehen! Unterschwellig vernimmt sie ein Bellen. Sie denkt, dass es vom Wolf stammt. Und mit einem Male packt sie die Wut. Sie springt auf und kleidet sich behände an. Dann langt sie nach der Pumpgun. Sie ist noch geladen und Lucy entsichert die Waffe. Da hört sie es wieder bellen. Sie stutzt. Denn es klang jetzt anders, eher wie ein Husten. Irritiert schüttelt sie den Kopf.
    „Lucy!“ Es ist nicht sehr laut, aber sie kann sich nicht verhört haben. Sie versucht, einen klaren Gedanken zu fassen. Hat Raven doch überlebt? Aber er hätte sie nicht Lucy genannt. Sie drückt die Pumpgun fest an sich und stößt die nur

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