Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
reagiert. Früher und heute. Er stellt sich nicht, zieht sich einfach so zurück, bricht alles ab. Dabei hatte er es ihr sogar gesagt, dass er so ist. Aber sie hat es ihm nicht so recht geglaubt. Du bist noch schlimmer als ich.
Sie setzen sich wieder zu Lucy an den Tisch.
„Wie seid ihr eigentlich hergekommen“, will Lucy wissen.
„Mit dem Snowmobil“, erwidert Martin ein wenig verwundert über ihre Frage. „Mom hat mich fahren lassen.“
„Ja.“ Ellis rollt mit den Augen. „Er fährt einfach sicherer als ich.“ Dann stutzt sie. „Aber wo ist eigentlich euer Flieger“, fällt ihr plötzlich ein. Ich hab‘ ihn nicht auf dem See gesehen.“
„Wir haben Bekanntschaft mit einem Vogelschwarm gemacht“, seufzt Lucy.
„Wir sind abgestürzt“, erklärt Lucius auf Ellis‘ verwirrte Miene hin.
„Was!“ Ellis ist bestürzt. „Wo?“
„Noch weit jenseits des Plateaus.“
„Wir hatten sehr viel Glück, Ellis. Lucius hat die Maschine gut runtergekriegt. Es ist wirklich ein Wunder, dass wir nicht weiter verletzt wurden.“
„Wenn ihr wieder zurück im Dorf seid, dann müsst ihr eine Maschine für uns chartern“, meint Lucius.
„Ja, natürlich“, erwidert Ellis zerstreut.
Lucy tauscht mit ihm einen nachdenklichen Blick.
Lucius schlägt schließlich mit der flachen Hand auf den Tisch. „Ich will mal die Keule in Scheiben zersägen. Sonst taut sie nie auf und ihr müsst noch hungrig aufbrechen.“
Martin springt auf. „Ich helfe dir!“
Lucius grinst. „Damit hab‘ ich ja gar nicht gerechnet.“
Die Nacht ist mondlos und still. Lucy liegt in seinen Armen und ist völlig entspannt. Genau wie Lucius. Sie haben schon das dritte Mal miteinander geschlafen. Es ist, als wollten sie verzweifelt aneinander festhalten. Denn morgen wird sich alles verändern. Morgen wird ein Flieger in ihr Paradies eindringen und sie wieder zurück nach Ricksdale bringen. Sie sind aufgekratzt, können einfach nicht schlafen. Beide hängen sie schweigend ihren Gedanken nach. Denn sie spüren, dass es hart wird, einen gemeinsamen Weg zu finden. Sie wissen nun genügend voneinander, um das zu ahnen.
Lucy schüttelt alle Befürchtungen einfach ab und legt sich bäuchlings der Länge nach auf ihn, den Kopf an seine Brust geschmiegt. „Ich freu‘ mich auf dich, Lucius.“
„Ja.“ Er atmet durch. „Ich werde gleich morgen mit Paula Schluss machen.“
Sie stützt sich auf ihm ein wenig hoch und legt das Kinn in die hohle Hand. „Und ich werde Robert zum Teufel jagen.“
„Robert?“
„Hm.“
Er streicht ihr mit dem Finger bedächtig über die Wange. „Erzähl‘ mir was von ihm.“
„Warum, Luc? Ich werde ihn aus meinem Leben verbannen. Du musst nichts von ihm wissen.“
„Du redest nicht gerade sehr nett von ihm. Sage mir, mit wem du dich umgibst und zeige mir damit, wer du bist.“
Sie lässt den Kopf geschlagen auf seine Brust zurücksinken und stöhnt. „Ich bin eine verlorene Seele, Lucius. Auf der Suche nach wahrer Liebe. Und die hab‘ ich nur bei dir gefunden. Robert ist für mich, wie Paula für dich.“
„Paulas Liebe ist selbstlos. Aber es macht sie kaputt, dass ich ihr nicht mehr geben kann.“
„Roberts Liebe ist alles andere als selbstlos.“
„Ja. Das hab‘ ich gemerkt“, raunt er.
Sie weiß, dass er auf ihren selbstlosen Sex anspielt. „Robert vereinnahmt mich, Luc. Das weiß ich schon seit dem ersten Tag mit ihm.“
„Warum hast du ihn dann nicht schon viel früher verlassen?“
„Ich konnte es nicht. Es hat mir weniger ausgemacht, als allein mit mir zu sein. Seine Liebe ist zwar selbstsüchtig, aber er liebt mich.“ Sie stützt sich wieder auf ihm hoch, so dass sie ihn ansehen kann. „Durch dich werde ich es endlich schaffen, Luc. … Und überhaupt. Du hast Paula ja auch nicht verlassen. Obwohl du wusstest, dass sie nicht die Richtige für dich ist.“
Er gesteht ihr den Treffer mit einem angedeuteten Lächeln ein. „Ich kann eben auch nicht mit mir allein sein. Doch ich hab‘ SIE unglücklich gemacht. Ich bin ein Mistkerl, Lucy. Du hingegen hast alles selbstlos auf dich genommen, um bei ihm zu bleiben. Wie Paula.“
„Ja. Aber Glück ist etwas anderes. Ich kann nur mit dir glücklich sein, Luc. Du bist meine Seelenhälfte, nach der ich mich immer gesehnt habe.“ Sie grinst. „Zwei einsame Wölfe, die zusammen bleiben wollen?“
Er lächelt über ihr schelmisches Gesicht und gibt ihr einen Stupser über die Nasenspitze. „Aber man wird sie
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