Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
Mutter bis knapp unters Kinn. Sie legt ihm die Hände auf die Schultern und beide sehen Lucy und Lucius lächelnd an.
Lucy bemerkt seine grünlichen Augen. Er ist ein hübscher Kerl.
„Ich bin Martin“, sagt er.
„Und du bist mein Bruder“, erwidert Lucy und wuschelt ihm ebenfalls durchs Haar. „Ich habe mir immer Geschwister gewünscht.“ Sie überlegt, dass er von Ellis‘ Gefährten sein muss. Denn ihr eigener Vater starb ja vor zwanzig Jahren.
„Lebt denn Granny noch“, will Lucius wissen, während er den Blick nachdenklich auf Martin ruhen lässt.
„Granny lebt noch hundert Jahre“, erwidert Ellis heiter und sie lachen.
„Kommt“, meint Lucy. „Setzen wir uns doch. Wir haben noch Tee. Und ich hole Kekse.“
Lucius und Martin gehen zur Tür, um ihre Jacken aufzuhängen.
Lucy besorgt die Atomkekse vom Regal beim Tisch, während Ellis noch zwei Teebecher holt.
Ein schleifendes Geräusch ertönt. Lucius zerrt die Holzkiste mit den Fellresten Richtung Tisch. Martin eilt ihm zu Hilfe. „Na dann lass sie uns tragen“, schlägt ihm Lucius lächelnd vor. „Schließlich sind wir keine Mädchen!“
Martin kichert und müht sich dann, die schwere Kiste mit Lucius zu ihnen herüber zu tragen.
„Er war Sieben, als sein Vater starb“, kommentiert es Ellis leise.
Lucy blickt sie traurig an.
„Ist schon gut“, erwidert Ellis lächelnd. „Es waren die schönsten Jahre meines Lebens mit ihm. Manchmal soll‘s eben nicht sein.“
Martin nimmt lächelnd auf der Kiste an der Stirnseite des Tisches Platz und schielt zu Lucius herüber. Er legt die Hand neben sich auf den Tisch und grinst ihm auffordernd zu.
Lucius muss über ihn lachen. Doch er tut ihm den Gefallen und nimmt neben ihm Platz.
Lucy lässt sich vorsichtig auf dem Stuhl neben Lucius niedersinken, während sich Ellis ihr und Lucius gegenüber setzt. Sie greifen zu ihren Teetassen.
„Und was macht Steven? Warum seid ihr allein hier“, will Lucius wissen.
„Lucys Vater ist schon sehr lange tot. Er starb, kurz nachdem ihr ausgerissen seid.“
Lucius nickt nachdenklich und nimmt dann einen Schluck Tee.
Ellis lässt ihn nicht aus den Augen. Er bemerkt es und hält ihrem Blick stand.
Lucius nickt. „Es war die dümmste Idee, die wir je hatten“, raunt er.
„Ja. Aber was ist geschehen, Lucius?“ Ellis atmet durch. „Raven sagte mir damals, dass Anouk tot sei. Er zeigte mir ihr Grab. Seitdem kam ich sehr oft hier raus.“
Lucius fährt sich aufgewühlt durch die Haare. „Was hat er dir erzählt?“
„Er hat nie darüber geredet. Er wollte mir nicht sagen, weshalb er ihr Grab kennt.“
Lucy nimmt seine Hand. „Raven ist sehr krank, Ellis. Er hat versucht, mich umzubringen.“
Ellis Augen weiten sich und sie zieht erschrocken die Luft ein.
Lucius nickt. „Er hat Anouk auf dem Gewissen, Ellis. Ich weiß nicht, ob er es absichtlich getan hat. Aus Eifersucht. Oder ob es ein Versehen war. Aber Anouk war am Kopf schwer verletzt, als ich sie fand.“ Er atmet durch, blickt gegen die Decke und schüttelt den Kopf.
Lucy drückt seine Hand. „Sie ist in seinen Armen gestorben, Ellis.“ Mehr muss sie nicht wissen. Warum sie noch zusätzlich mit dem verstorbenen Kind quälen. Und ihn.
Ellis wischt sich schniefend über die Augen. Niemand sagt ein Wort. Martin zerreißt die Stille, indem er in einen der harten Atomkekse beißt. Er hat damit ungewollt ihre Aufmerksamkeit.
„Schmecken sie dir“, will Lucy von ihm wissen.
„Naja“, meint er und grinst. „Eben Atomkekse.“
Sie müssen lachen.
Lucy fällt auf, dass er ein ziemlich heiteres Gemüt zu haben scheint. Er kann sich nur immer schwer sein Grinsen verkneifen.
„Ich mach‘ uns nachher was zu essen“, meint Lucius grinsend dazu.
„Was gibt’s denn“, will Martin von ihm wissen.
Lucius wuschelt ihm durchs Haar. „Karibu.“
Martin macht große Augen. „Wahnsinn“, erwidert er herausfordernd und erhebt sich von seiner Truhe. Er sendet Lucius noch einmal ein Grinsen, während er an seinem Keks kaut, und geht dann nach draußen vor die Tür.
Lucy blickt Ellis versonnen an. „Wieso ist er Lucius so ähnlich?“
„Ist er das“, fragt Lucius überrascht.
Doch Ellis hebt abwehrend die Hände. „Ich glaube, das bereden wir ein anderes Mal. Es wäre ein bisschen viel für heute.“ Sie streift Lucius mit einem flüchtigen Blick, bevor sie verlegen auf ihre Teetasse in ihren Händen herab sieht.
Lucy und Lucius tauschen einen vieldeutigen Blick.
„Also,
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