Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
kommen.
„Haben Sie Aufnahmen gemacht?“
„Nein. Meine Kameraausrüstung war durch den Absturz verloren gegangen.“
„Würden Sie noch einmal mit ihrem Piloten abstürzen wollen?“
Sie bemerkt die versteckte Frage. Eine Frau hat sie gestellt. „Sie etwa nicht?“ Sie weiß, dass es ihnen nur darum geht. Es wäre ein gefundenes Fressen. Und genau aus diesem Grunde hat sich Robert auch noch nicht sehen lassen. Er will nicht dabei stören, beim Anheizen der Phantasien. Und er wird unsicher sein.
Es wird wieder gelacht.
„Ich fürchte nur, er fliegt zu gut“, setzt sie noch nach. Ihr ist noch immer etwas übel. Und sie hat Hunger.
„Haben Sie wissenschaftliche Entdeckungen gemacht?“
„Ich habe Daten zu Bartkauzen sammeln können.“
„Wollen Sie eine Reportage dort drehen?“
„Vielleicht. Ich würde gern zurückkommen, um die Vögel zu beobachten.“
Sie beantworten noch geduldig ein paar Fragen, bevor sie Lucius mit einem Blick zu verstehen gibt, dass sie weiter will. Höflich, aber bestimmt, bahnen sie sich einen Weg durch den Hangar hindurch und dann in den Privatbereich des Flugpersonals. Dort behelligt man sie nicht mehr. Lucy atmet auf, während sie einen Gang entlang gehen.
„War doch gar nicht so schlimm, Baby.“
„Mit dir an meiner Seite nicht.“ Sie verhält ihre Schritte, kurz bevor der Gang um die Ecke biegt, und schlingt die Arme um seinen Hals. „Wie soll ich es nur bis morgen früh ohne dich aushalten?“
Sie küssen sich.
„Komm“, raunt er zwischen ihren Küssen hindurch. „Bringen wir es endlich hinter uns.“
Sie nickt. „Morgen ganz früh, Luc?“
„Hm“, bejaht er. „Ich werde da sein.“
Sie lösen sich voneinander, um weiterzugehen. Und da steht Robert vor ihnen. Direkt an der Biegung des Ganges, mit vor der Brust verschränkten Armen lässig gegen die Wand gelehnt. Er hat seine dunklen Augen auf Lucy gerichtet. Seine blonden Locken sind wie immer zu einem Zopf gefasst, der ihm bis knapp auf den Rücken reicht. Ganz der Künstler, der weltbekannte Natur-Filme dreht. Er sieht mit seinem weißen Hemd, der schwarzen, engen Taftweste darüber und der dunklen, körperbetonten Nadelstreifenhose wie aus dem Ei gepellt aus. Wie immer. Es unterstreicht seine athletische Figur.
Er nimmt die Arme herunter und kommt bedächtig vor sie.
Lucius löst sich von ihr.
Robert ist mit ihm auf gleicher Augenhöhe und nickt ihm zu. „Ich danke dir“, meint er zu Lucius, bevor er sich Lucy zuwendet und sie in die Arme schließt. „Lu. Ich bin vor Angst um dich fast gestorben“, raunt er und zieht sie eng an sich.
„He! Sie sind da“, ertönt eine Stimme.
Lucy löst sich von Robert und versucht es mit einem Lächeln. Plötzlich quillt eine bunte Menge um die Ecke des Ganges. Man hatte sie erwartet. Paula ist da und fällt Lucius um den Hals.
„Lu. Sogar deine Eltern sind hier“, raunt Robert, während er ihr hilfreich zur Seite kommt.
Lucy atmet durch. Man umarmt sie, heißt sie willkommen, freut sich, dass sie zurück sind. Für Lucy meist unbekannte Menschen. Es ist ein großes Hallo. Doch es bewirkt, dass sie kaum noch Luft bekommt. Es ist alles viel zu eng.
„Robert. Bring‘ mich weg von hier“, bittet sie ihn erstickt.
Er bedenkt es nur mit einem spöttischen Grinsen. „Was denn, haben sechs Wochen nicht gereicht?“ Er nickt jemandem zu.
Lucy erkennt, wie sich die Jungs einen Weg zu ihnen bahnen. Jeremy kommt zuerst bei ihr an und hebt sie johlend hoch. Er lacht, so dass das Weiß seiner Zähne im krassen Kontrast zu seiner dunklen Haut steht und dreht sich mit ihr im Kreis, woraufhin ihr schwindlig wird. Lucy knufft ihn gegen die breite Brust. „Lass mich runter, Jeremy! Mann, ich bin verletzt! Robert, sag‘ deinem verrückten Bodyguard, er soll vorsichtig machen!“
Jeremy macht eine erschrockene Miene und stellt sie achtsam auf dem Boden ab. „Wir haben alle gedacht, du bist tot, Lu. Du glaubst nicht, wie hinüber der Boss war.“
Sie wirft Robert einen versonnenen Blick zu, den er angespannt erwidert. „Bring‘ mich einfach nur raus, Jeremy, ja? Bitte“, versucht sie, sich dem gutmütigen Hünen verständlich zu machen.“
„Was ist mit deinem Bein“, will Robert besorgter Miene von ihr wissen.
Lucy hebt abwehrend die Hände. „Draußen, ja?“ Typisch der hinreißend um sie besorgte Robert. Tom streicht sich das schulterlange blonde Haar aus der Stirn, greift ihr unter die Arme und hebt sie Jeremy leichthändig auf den Rücken.
Weitere Kostenlose Bücher