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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Seidel
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ganze Nacht, und Tala nahm ihn wieder und wieder. Erst beim Morgengrauen löste er sich von Ricky, was ihm ein leises Seufzen entlockte. Irgendwann waren sie ins Obergeschoss übergesiedelt – Ricky konnte beim besten Willen nicht sagen, wann das gewesen war – und hatten die Matratze auf einen harten Belastungstest gestellt.
    Ricky lag matt und fertig auf dem Bett und verfolgte, wie Tala aufstand.
    „Willst du gehen?“, fragte er eigentlich völlig überflüssigerweise.
    Statt einer Antwort erhielt er einen intensiven Blick von Tala und kam sich einmal mehr einfach nur dumm vor. Was machte dieser Kerl mit ihm, dass er sich die meiste Zeit fühlte wie ein Schuljunge? Das war nicht fair!
    Ricky sank mit einem kraftlosen Laut zurück in das Kissen. Er wollte nicht zusehen, wie Tala nach dieser Nacht einfach ging und vielleicht nicht mehr zurückkam. Er wusste, dass sich in den vergangenen Stunden einiges in ihm verändert hatte, aber das war nichts, was er aussprechen wollte.
     
    Ricky wurde erst bewusst, dass er eingeschlafen war, als er Stunden später die Augen aufschlug. Zuerst glaubte er, nur kurz eingedöst gewesen zu sein, gleich darauf wurde ihm klar, dass das warme Licht nicht mehr vom Sonnenaufgang herrührte. Die Sonne war dabei unterzugehen. Er ließ die Schultern leicht rotieren. Seine Nackenwirbel knackten leise. Benommen sah er sich um und rieb sich übers Gesicht. Wann hatte er das letzte Mal so gut geschlafen? Vollkommen traumfrei und erholsam. Das musste Jahre her sein.
    Träge und hungrig richtete er sich auf. Jeder Muskel in seinem Körper fühlte sich schmerzhaft überlastet an. Vielleicht hatte er es übertrieben. Gespannt lauschte Ricky in die Stille. Tala schien wirklich nicht mehr da zu sein. Weder in diesem Zimmer noch in einem anderen des Hauses. Das Feuer im Ofen brannte, also musste Tala Holz nachgelegt haben, bevor er gegangen war. Immerhin etwas.
    Enttäuscht über die Einsamkeit und wankend vor Schmerz richtete er sich schließlich ganz auf. Es dauerte etwas, bis er was zum Anziehen gefunden hatte.
    Talas Duft hing an ihm und so leid es Ricky tat, sich zu duschen, weil er den herrlichen Geruch nicht verlieren wollte, war es notwendig. Er klebte vor getrocknetem Schweiß und Samen. Nachdem er sauber war, ging er die Treppen hinunter und in die Küche.
    Während er sich ein paar Scheiben Brot mit Butter beschmierte, konnte er an nichts anderes denken, als an Tala. Einen Mann, den er eigentlich nicht kannte. Einen Mann, der sich in einen Wolf verwandeln konnte und ihm den besten Sex beschert hatte, den man sich vorstellen konnte. Er legte sich großzügig Schinken und Salami auf die Brote und schlenderte mit seinem Essen ins Wohnzimmer.
    Gedankenverloren starrte er ins Feuer. Ab und zu glitt sein Blick zu den Zeichnungen, die e r von dem verletzten Wolf angefertigt hatte. Sie waren wie gezeichnete Tagebucheinträge seiner ersten Wochen in diesem Haus, und es juckte ihm in den Fingern, damit fortzufahren.
    Hungrig biss er in das erste Brot, legte es zurück auf den Teller, stand auf und holte die Blätter, auf denen sich wirklich gelungene Zeichnungen befanden. Nachdenklich betrachtete er sie, bis ihm auffiel, dass er mit den Fingerspitzen sanft die gezeichneten Konturen des Wolfs nach fuhr. Er biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Das war albern! Er war kein Mensch, der sich schnell an andere band – erst recht nicht emotional. Jetzt damit anzufangen, wäre gewaltiger Unsinn gewesen! Das jedenfalls sagte ihm sein Verstand, sein Herz zog sich bei diesen Gedanken allerdings schmerzhaft zusammen.
    Ricky setzte sich mit den Zeichnungen auf einen der Holzstühle und zischte gequält auf. Verdammt! Wenn das nicht wehtat! Na, so hatte er wenigstens eine Erinnerung an diese Wahnsinnsnacht, die ihm sein Wolf beschert hatte. Ricky erstarrte. Sein Wolf? Er machte sich lächerlich!
    Mit einem genervten Ächzen rutschte er auf dem Stuhl herum, bis er eine halbwegs annehmbare Sitzposition gefunden hatte, und breitete die Zeichnungen vor sich auf dem Tisch aus. Daraus ließ sich auf jeden Fall eine Serie machen! Ricky überlegte kurz und grinste. Er hatte längst mal einen Comic für Erwachsene zeichnen wollen. Nun hatte er den perfekten Stoff dafür: die Erlebnisse eines sexbegeisterten Werwolfs.
    Im Nu waren Hunger und Brot vergessen. Er zog leere Seiten zu sich heran und schnappte sich sein Zeichenwerkzeug. Tala aus der Erinnerung zu zeichnen erwies sich als leicht. Viel leichter

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