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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Seidel
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ging den Schamanen schließlich alles überhaupt nichts an.
    „Und du?“, fragte Matoskah unbarmherzig zurück. „Du hast Ashkii ebenso nachgesabbert wie Tala. Du hast an genau das Gleiche gedacht und dieselben Reaktionen gezeigt.“
Ricky hasste es, dass Matoskah ihm die Wahrheit so ungeschminkt ins Gesicht sagte.
    „Was hättest du gemacht, wenn Tala so reagiert hätte, wie du es getan hast?“
    Ricky sank in sich zusammen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, merkte, dass ihm die Worte fehlten, und klappte ihn wieder zu. Verdammt! Warum war er nie schlagfertig, wenn es gebraucht wurde?
    „Geh zurück!“, befahl Matoskah streng. Sein Tonfall verriet, dass er keinen Widerspruch zulassen würde.
    Ricky zog sich an dem Baum, neben dem er saß, in die Höhe und machte sich mit schleppenden Schritten auf den Weg zu der Hütte, die ihm und Tala zur Verfügung gestellt worden war.
    Kaum lag er auf dem weichen Pelz, drehte sich ihm erneut der Magen um. Ob Ashkii wohl ein ähnliches Fell in seiner Behausung hatte? Ricky stellte sich unwillkürlich vor, wie Tala darauf über Ashkii lag und ihn mit den harten, kräftigen Stößen nahm, nach denen Ricky so süchtig war. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten, bis sich seine Fingernägel in die Handflächen bohrten. Der Schmerz brachte ihn halbwegs wieder zu sich. Verdammt! Was hatte er nur getan? Wann war alles so kompliziert geworden?
    Wieder und wieder gingen ihm Matoskahs Worte durch den Kopf, vermischt mit den Vorstellungen, die er sich über Tala und Ashkii machte. Er öffnete sich dem Wolf? Oh ja, er würde Ashkii als Erstes die Kehle herausreißen! Einige Male hielt er sich davon ab, einfach aufzuspringen und nach Tala zu suchen. Angst, sich zu verirren, hatte er ja nicht mehr. Er konnte sich zurückholen, was ihm gehörte. Seit wann gehörte Tala ihm? Ein Mensch konnte einem anderen nie gehören. Das war lächerlich! Nein, war es nicht. Er war Talas Partner, nicht Ashkii.
    Die Grübeleien drehten sich schneller und schneller in seinem Kopf, bis er in einen erschöpften Schlaf fiel.
     
    Als Ricky wach wurde, war es noch immer dunkel draußen. Allerdings war das Stimmengewirr verschwunden und alles, was er hören konnte, waren die Geräusche des Waldes um sie her. Mit einem Mal hatte er wieder das Gefühl, als würde sich eine geballte Faust in seinen Magen graben, und ihm wurde erneut schlecht bei der Erinnerung an das, was geschehen war. Die Wut kehrte zurück, doch jetzt war er viel wütender auf sich selbst, als auf alle anderen.
    Ashkii konnte nichts dafür. Ihn konnte Ricky im Grunde am besten verstehen. Das einzige Verbrechen, wenn es denn eines war, das Ashkii begangen hatte, war, dass er auf einen Kerl stand, der einfach nur heiß war. Und das konnte Ricky nun wirklich vollkommen nachvollziehen.
    Matoskah hatte recht gehabt. Natürlich hatte Ricky für einen Moment genau das Gleiche gedacht wie Tala. Auch er hatte sich kurz von Ashkiis Verhalten verführen lassen. Und der Teufel wusste, wenn Tala nicht gewesen wäre, hätte Ricky sich sicher an Ashkii rangemacht. Etwas, das Tala nie getan hatte.
    Tala ... Das Einzige, was Tala falsch gemacht hatte, war ein Blick zur falschen Zeit. Ein Grinsen für den Falschen und Ricky war Opfer einer Eifersucht geworden, die er noch nie zuvor verspürt hatte. Er hatte Tala angebrüllt. Er ha tte ihn z u Ashkii geschickt. Er allein war es gewesen, der diese Situation total verbockt hatte.
    Dabei verstand er selbst nicht, was zur Hölle eigentlich mit ihm los war. Wie kam es, dass er in jeder Hinsicht die Kontrolle verlor, wenn es um Tala ging? Das ging über normale Eifersucht weit hinaus, zumal er sich nie für sehr eifersüchtig gehalten hatte. War das der Wolf, der seinen Besitzanspruch deutlich machen wollte? Oder war es nur die Angst, nun doch allein in diesem fremden Land zu sein, in dem er ursprünglich die Einsamkeit gesucht hatte? Aber für diese Erklärung wüteten die Gefühle zu intensiv in seinem Inneren. Er konnte es sich einfach nicht erklären.
    Langsam richtete er sich auf und schob sich aus der Hütte. Eine Felldecke um die Schultern geschlungen, sah er durch die Baumkronen empor zum Sternenhimmel und erinnerte sich daran, wie Tala weggestürmt war, wie der große Wolf im Wald verschwunden war.
    Der Feuerplatz war verlassen, wahrscheinlich schliefen die Stammesmitglieder inzwischen.
    Merkwürdigerweise zweifelte Ricky nicht einen Augenblick daran, dass Tala zurückkommen würde. Aber

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