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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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schon immer schwächlich gewesen, jetzt war sie geradezu ohnmächtig.
    Sie schrieb: »Ich sitze in einem Zug …«, aber dann war Schluss. Sie schrieb es noch einmal. Und noch einmal. Nachdem sie zehn Minuten dagesessen und zwei Seiten mit immerdenselben fünf Worten gefüllt hatte, betrachtete sie sich selbst. Die Fremde.
    Jetzt reichte es aber!
    Sie stopfte das Notizbuch zurück in die Tasche und ging zur Toilette. Dort stützte sie sich auf das Waschbecken und betrachtete sich eine ganze Weile im Spiegel. Dann benetzte sie ihr Gesicht, füllte die Hände mit Seifenschaum und wusch sich gründlich, massierte die Schminke bis auf den letzten Rest fort. Anschließend feuchtete sie ihr Haar an, um es wieder herunterzuzwingen, und trocknete sich mit Papierhandtüchern ab, bis das Haar wieder platt und formlos an ihrem Kopf klebte.
    Sie zog sich aus, holte den schwarzen College-Sweater und die schwarzen Jogginghosen aus der Tasche und zog sie an. Als sie sich das Resultat im Spiegel anschaute, konnte sie feststellen, dass sie absolut daneben aussah.
    Hier hast du mich.
    Als sie sich wieder auf ihren Platz setzte, erkannte sie das Gesicht auf der anderen Seite der Fensterscheibe wieder. Das Scheusal, mit dem sie schon ihr ganzes Leben verbracht hatte und das jetzt mit nach Stockholm fahren durfte. Teresa schlug ihr Notizbuch auf und schrieb:

    Alles was Flügel hat fliegt
    Alles was Zähne hat beißt
    Du hast Flügel du hast Zähne
    Tu doch was
    Benutz deine Hände, greif!
    Benutz deine Zähne, beiß!
    Benutz deine Flügel, flieg!
    Flieg, flieg, flieg doch mal
    verdammt verdammt verdammt
    Der Strom von Menschen am Hauptbahnhof erschreckte sie. Als sie die Treppe vom Bahnsteig herunterkam, spürte sie ganzbuchstäblich, dass sie sich in tiefes Wasser gewagt hatte. Vor ihr strömte ein Fluss, sie konnte darin ertrinken. Weil sie nicht wusste, in welche Richtung sie gehen sollte, stieg sie in den Fluss hinab und ließ sich von ihm treiben, bis sie die Sperren vor der U-Bahn erreicht hatte.
    Sie legte Geld auf einen Schalter und sagte »Svedmyra«. Sie bekam drei Coupons und fragte, wohin sie gehen solle, worauf sie sich in einen neuen Strom einreihte. Sie hielt ihre Tasche fest umklammert und hatte die ganze Zeit Angst. Es waren zu viele Menschen, und sie war zu einsam und zu klein.
    Als sie in die U-Bahn gestiegen war, kontrolliert hatte, dass sie wirklich in Svedmyra hielt, und sich einen Sitzplatz gesucht hatte, wurde es besser. Sie konnte ruhig sein, sie hatte ihren Platz. Aber immer noch zu viele Menschen. Die meisten davon Erwachsene mit ausdruckslosen Gesichtern, die sie von allen Seiten umgaben. Jederzeit konnte ein Arm ausgestreckt werden oder jemand sie ansprechen, irgendetwas von ihr wollen.
    An jeder Station stiegen ein paar Leute aus. Als die U-Bahn in Svedmyra hielt, saß kaum mehr jemand in ihrem Abteil. Teresa trat auf den Bahnsteig und faltete ihre Karte auseinander. Sie hatte Theres’ Adresse mit einem Kreuz gekennzeichnet, wie auf einer Schatzkarte.
    Eine dünne Schneedecke lag auf den Straßen, und sie fror in ihrem dünnen College-Sweater. Sie spielte, dass sie ein schwarzes Loch war und dass nicht sie sich bewegte, sondern dass Theres’ Haus von ihr angezogen wurde, auf dem Weg war, von ihr aufgesaugt zu werden.
    Sie erreichte die richtige Straße, und die richtige Eingangstür bewegte sich auf sie zu. Erst als sie im Aufzug stand und auf den obersten Knopf drückte, musste sie das Spiel aufgeben. Sie wurde nervös, und nur ihre unterkühlte Haut hielt sie davon ab, in Schweiß auszubrechen.
    Flieg, flieg, flieg, verdammt verdammt …
    Der Aufzug hob sie empor.
    Auf der Tür stand »Cederström«, wie Theres es gesagt hatte. Teresa drückte auf die Klingel und versuchte ihr Gesicht zu einer angemessenen Miene zu ordnen, fand keine passende und pfiff darauf.
    Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Theres hatte geschrieben, dass sie mit »Jerry« zusammenwohnte, ohne zu erklären, wer dieser Jerry war. Der Mann, der die Tür öffnete, sah aus wie einer der Männer, die im Park auf den Bänken saßen, abgesehen von seinem karierten Hemd, das nagelneu aussah.
    »Hallo«, sagte Teresa. »Wohnt hier Theres?«
    Der Mann musterte sie und warf einen Blick an ihr vorbei ins Treppenhaus. Dann trat er zur Seite und sagte: »Komm rein. Sieht kalt aus, das da.«
    »Ich habe eine Jacke.«
    »Aha. Bringt nichts, in solchen Fällen.« Er deutete ins Innere der Wohnung. »Sie ist da hinten.«
    Teresa zog die Schuhe

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