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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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gesungen.«
    »Ja, das habe ich gehört. Wovon handelt er?«
    »Nichts. Ich singe Worte. Deine Worte sind besser.«
    Theres wandte sich ab und klickte auf eine andere Aufnahme. Das Lied begann wieder von vorn, und Teresa lehnte sich im Sofa zurück, schloss die Augen und stellte sich darauf ein, es ein weiteres Mal zu genießen. Als Theres’ Stimme erneut erklang, dauerte es ein paar Sekunden, bis ihr zwei Dinge klar wurden. Erstens: Theres’ Stimme kam nicht mehr aus den Lautsprechern, sondern aus dem Raum. Zweitens: Sie sang jetzt den Text des Gedichts, das Teresa ihr gegeben hatte.
    Zwei warme Hände legten sich um ihre Lungen und wrangen sie aus wie Scheuerlappen. Es war eine so große Freude, dass sie der Furcht ähnelte. Sie konnte keinen Finger rühren. Theres modulierte die Stimme und setzte die Pausen so, dass der Text perfekt zu der Melodie dahinfloss, als ob er von vornherein dafür geschrieben worden war. Als das Lied zu einem ersten Crescendo anschwoll und Theres »Flieg, flieg, flieg doch mal verdammt verdammt verdammt« sang, begann Teresa zu weinen.
    Theres drückte auf die Leertaste, und die Musik verstummte. Sie betrachtete Teresa, die mit tränenüberströmten Wangen mehr auf dem Sofa lag als saß. Dann sagte sie: »Du bist nicht traurig. Du bist glücklich. Du weinst, bist aber glücklich.«
    Teresa nickte und musste ein paar Mal schlucken, wischtesich die Tränen aus den Augen. »Ja. Ich fand es so verdammt schön. Entschuldigung.«
    »Warum sagst du Entschuldigung?«
    »Weil … ich weiß nicht. Weil ich sage, dass es schön ist, obwohl ich es selber geschrieben habe. Aber ich mag es vor allem, weil du es so schön singst.«
    Theres nickte. »Ich singe schön. Deine Worte sind gut. Dann wird es schön zusammen.«
    »Ja. So ist es wohl. Aber es wurde noch so viel besser, als du es gesungen hast.«
    »Es waren dieselben Worte. Ich habe ein gutes Gedächtnis. Das sagt Jerry.« Theres wandte sich ab und drückte auf eine Taste. Sie zeigte auf eine Reihe von Dateien, die den Bildschirm von oben bis unten füllten. »Wir haben viele Lieder gemacht. Kannst du Worte für sie schreiben?«
    Sie hörten sich eine ganze Reihe der Stücke an. Nur einige von ihnen gingen so unmittelbar ins Ohr wie das erste, das Theres gespielt hatte, aber auch in den anderen Songs gab es Melodien und Stimmungen, die nach einem Text verlangten. Bruchstücke von Sätzen tauchten in Teresas Kopf auf, und sie schrieb sie in ihr Notizbuch. Sie konnte gar nicht fassen, was sie da gerade tat. Es war wahrscheinlich das Lustvollste, was sie in ihrem ganzen Leben gemacht hatte.
    Nachdem sie sich alle Songs angehört hatten, ließ sich Teresa mit völlig entleertem Schädel gegen die Sofalehne zurücksinken. Sie hatten mehrere Stunden gearbeitet, und am Ende hatte sie wie in Trance nur noch zusammenhanglose Worte zu den Melodien niedergekritzelt. Sie hatte immer gedacht, dass sie wenig Fantasie hatte, aber das hier schien mit Fantasie auch nichts zu tun zu haben. Sie schrieb einfach nur auf, was die Musik sagte.
    Draußen vor dem Balkonfenster hatte die Dämmerung eingesetzt, und Teresa hing müde im Sofa und betrachtete den Lichtkegel einer Straßenlaterne, in dem immer wieder fallendeSchneeflocken aufleuchteten. Plötzlich saß sie kerzengerade. »Scheiße! Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Sie entdeckte das Telefon auf dem Beistelltisch. »Ich muss nur … darf ich … kann ich es benutzen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Theres. »Ich kann es nicht.«
    Der Wecker neben dem Telefon zeigte halb sechs. Ihr Zug war vor zehn Minuten gefahren. Sie kniff die Augen zusammen und presste den Hörer an ihr Ohr. Göran nahm den Anruf entgegen. Er seufzte tief, als er erfuhr, was passiert war. Dann bot er sich an, sie mit dem Auto abzuholen.
    Teresa malte sich aus, wie sie fast drei Stunden lang neben ihrem Vater sitzen würde und gezwungen war, seinen Fragen auszuweichen, weil sie nicht wollte, dass dieser Tag infrage gestellt und irgendwelchen Erklärungen unterworfen werden sollte.
    Theres hatte sich vor Teresa gestellt und betrachtete interessiert, wie sie die Hand auf die Muschel legte und fragte: »Könnte ich heute hier übernachten?«
    »Ja.«
    Teresa musste ein paar Fragen parieren, aber schließlich wurde entschieden, dass sie stattdessen den Zug am Sonntagmittag um eins nehmen sollte. Als sie den Hörer aufgelegt hatte, war sie drauf und dran, Theres zu erklären, dass sie sich nicht aufdrängen wolle und so weiter, aber Theres kam ihr

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