Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
eines Zimmers, in dem gerade ein Mensch zur Welt gekommen war. Weil es ein Geheimnis gab, in das er niemals eingeweiht werden würde.
Als eine Schwester kam, um den Riss zu nähen, verließ er das Zimmer.
2
Teresa war vierzehn Monate alt, als sie zu einer Tagesmutter kam. Lollo hatte fünf Kinder in ihrer Obhut, und Teresa war das jüngste. Die Eingewöhnung verlief ohne Probleme. Schon nach vier Tagen konnte Maria ihre Tochter den ganzen Tag dort lassen und wieder Vollzeit arbeiten bei Österyds Hund&Katze.
Göran hatte zum staatlichen Alkoholgeschäft in Rimsta wechseln müssen, nachdem die Filiale in Österyd geschlossen worden war. Der größte Unterschied bestand darin, dass er eine halbe Stunde länger zur Arbeit brauchte und deshalb die Kinder nur selten bei ihren Tagesmüttern abholen konnte, was er bedauerte.
Es war ihm jedoch gelungen, sich einen Frühdienst pro Woche auszuhandeln, sodass er jeden Mittwoch zumindest Teresa abholen konnte. Obwohl sich in erster Linie Maria ein Mädchen gewünscht hatte, so hielt sich das Mädchen doch meistens an Göran, und er konnte nicht leugnen, das er ihr gegenüber besondere Gefühle hegte.
Die Jungen waren lebhaft, wie Jungen eben sein müssen. Teresa war bedeutend ruhiger und schweigsamer, und Göran schätzte ihre Art. Sie war das Kind, das ihm am ähnlichsten war. Ihr erstes Wort war »Papa«, ihr zweites »nein«, was sie wie »nee!« aussprach.
Möchtest du das haben? Nee!
Kann ich dir helfen, die …? Nee!
Darf Papa sich die Kreide leihen? Nee!
Sie holte sich ihre Sachen selbst, sie gab die Sachen wieder her, wenn sie es wollte, aber sie ließ sich niemals durch die Fragen oder Wünsche anderer beeinflussen. Göran gefiel das. Sie hatte einen ganz eigenen Willen, obwohl sie noch so klein war.
Auf der Arbeit musste er sich manchmal auf die Lippen beißen, um nicht selbst aus Versehen das zu sagen, was er mittlerweile am häufigsten hörte.
»Kannst du eine Palette Bier holen, Göran?«
»Nee!«
… verkniff er sich also. Aber am liebsten hätte er es gesagt.
Arvid war zu jener Zeit fünf und Olof sieben. Sie interessierten sich nicht besonders für ihre kleine Schwester, aber sie tolerierten sie. Teresa machte kein großes Aufhebens von sich selbst, es sei denn, jemand versuchte sie zu etwas zu bewegen, was sie nicht wollte. Dann hieß es Nee! und Nee!, bis sie im schlimmsten, aber seltenen Fall in unkontrollierte Wutausbrüche verfiel. Sie hatte eine Grenze, und wenn man sie überschritt, dann wurde sie zur Bestie.
Ihr Lieblingsspielzeug war eine grüne Stoffschlange, die sie im Zoo von Kolmården gekauft hatten und die sie Bambam nannte. Als Teresa anderthalb Jahre alt war, begann Arvid sie einmal zu ärgern und wollte ihr die Schlange wegnehmen, indem er an ihrem Schwanz zog.
Teresa hielt den Kopf der Schlange fest und sagte: »Avvi, nee!«, aber Arvid ließ nicht locker. Teresa hielt dagegen, sodass sie nach vorn kippte, während sie sich am Kopf der Schlange festklammerte und schrie: »Avvi, nee-nee!« Mit einem Ruck riss Arvid ihr die Schlange aus den Händen, und Teresa blieb auf dem Boden liegen und zitterte vor Wut am ganzen Körper.
Arvid wedelte mit der Schlange vor Teresas Gesicht herum, aber als sie nicht einmal die Hände danach ausstreckte, wurde er es leid und warf sie ihr hin. Sie nahm die Schlange in den Arm und flüsterte: »Bambam …« mit Tränen in der Stimme.
So weit, so gut. Arvid vergaß seine Schwester und begann unter dem Bett nach einer Kiste mit Lego zu suchen. Für ihr Alter war Teresa außergewöhnlich lange nachtragend. Sie stellte sich auf die Füße und stakste zu dem Regal neben ihrem Bett, aus dem sie ihre gläserne Schneekugel mit dem Engel holte.
Ein Schneesturm wirbelte um den Engel herum auf, als Teresa zu Arvid hinüberging und wartete, bis er sich wieder aufgerichtet und ihr die Seite zugewendet hatte. Dann schlug sie ihm damit auf den Kopf. Die Kugel zerbarst und hinterließ sowohl auf Teresas Hand als auch auf Arvids Stirn tiefe Schnitte. Als Maria die Schreie hörte und in das Zimmer lief, fand sie Arvid, der in einer Lache aus Wasser, Blut und Plastikteilen stand und mit Teresa um die Wette brüllte, die ziemlich übel an der Hand blutete.
Arvids Zusammenfassung der Geschehnisse lautete: »Ich habe ihre Schlange genommen, und da hat sie mich auf den Kopf gehauen.« Er ließ das Detail aus, dass mindestens eine Minute zwischen den beiden Ereignissen vergangen war. Vielleicht hatte er es vergessen,
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