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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Valis Blick und zwinkerte dem Jungen zu.
    »Zeig mir nicht den Mann mit den Narben, sondern zeig mir den, der sie ihm verpasst hat.« Vali lächelte. Bragi war ein guter Mann, der nur sein Bestes wollte. Vali wünschte nur, er wäre nicht ganz so langweilig.
    Die Reise sollte drei Tage dauern – drei Tage voll wiedergekäuter Geschichten, gut gemeinter Ratschläge und erbärmlicher Scherze des alten Knaben. Bragi hatte ihn vor dem Berserker gerettet und damit einen kleinen Sieg errungen. O ja, Vali sollte von nun an ständig ein Messer bei sich tragen. Allerdings war es eben doch nur ein kleiner Sieg gewesen, und dies hieß noch lange nicht, dass der alte Mann mit allem, was er sagte und glaubte, richtiglag, und schon gar nicht hatte er das Recht, Vali bis auf weiteres von oben herab zu behandeln.
    Vali dachte an einen Händler, den er vor zwei Jahren kennengelernt hatte, Veles Libor aus Reric im Osten. Dieser reiste oft zu den Walmenschen hinauf. Wäre Veles im Dorf geblieben, dann wäre er sicherlich ein besserer Lehrer als Bragi gewesen. Er wusste so viel, er hatte friedlich und ohne Krieg die Welt erkundet und vor allem dank seiner Klugheit überlebt. Seine Gegenwart regte Vali an zu lernen. Der Händler hatte seine Schriftrollen ausgebreitet, und Vali hatte erstaunt die vielen farbigen Bilder und die komplizierten verschnörkelten Schriftzüge betrachtet. Er hatte unbedingt lernen wollen, sie zu lesen und seine eigenen Gedanken in langen Linien aus Tinte festzuhalten, die aufstiegen, fielen und brachen wie die Brandung. Bragi dagegen hatte ihm nichts zu bieten, was er lernen wollte.
    Diese Reise war schon im vergangenen Sommer geplant worden. Sie fuhren bis fast zu den Walmenschen an der Küste hinauf, dann nach Westen zu den Inseln am Rand der Welt hinüber, die aber gar nicht mehr am Rand der Welt lagen, sondern einfach nur ein Stützpunkt auf dem Weg zu den reichen Ländern im Westen waren. Von dort aus segelten sie nach Süden und steuerten die Küste der Westmänner an. Vali schlief eingekeilt zwischen den anderen Kriegern auf dem nackten Boden des Bootes, lauschte dem Gemurmel und den Flüchen der Berserker und dachte an Adisla.
    Die Berserker redeten kein Wort mit ihm, und er war froh darüber, denn dies erlaubte es ihm, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Sein Volk sah nichts Schönes im Meer. Er dachte an die Namen, die sie ihm gaben: Brüller, leeres Land, Verschlinger, Aufbrausender. Für sie war das Meer ein Hindernis, ein Lieferant von Nahrung und ein Mörder. Sie bauten die Häuser mit dem Rücken zum Wasser, weil sie nicht wünschten, es anzusehen, wenn sie die Türen öffneten. Vali war jedoch vom Ozean verzaubert, vom funkelnden Grün und Blau, von der Wanderung der Wolken am Horizont. Er war entzückt, wenn die Wellen am Schiff brachen und eine Makrele in seinem Schoß landete.
    Dann: »Die Insel! Da wird es geschehen, Männer!«
    Vali sah sich über die Schulter um, konnte aber nichts entdecken, weder Land noch Feinde. Bragi legte ihm eine Hand auf den Arm. »Rudere weiter, junger Herr, und mach dir keine Sorgen über das, was uns erwartet, wenn wir das Boot verlassen.«
    Vali nickte. Ihm war bewusst, dass er bald seinen ersten Feind töten musste oder selbst getötet werden würde. Er wünschte, er hätte bereits sein Schwert ausgepackt. Dann verspürte er das Bedürfnis, sich zu erleichtern, und stand auf. Er war nicht der Einzige. Es war ein fast komischer Anblick, als zehn Männer gleichzeitig ins Meer pinkelten, und auf den begleitenden Knorren sah es nicht anders aus. Fast, als wäre es ein Ritual.
    Vali hielt weiter nach Land Ausschau, konnte jedoch nichts als das offene Meer entdecken. Nein, dort war etwas. Ein flacher, dunkler Fleck im Dunst am Horizont. »Das ist es«, sagte er sich, »das ist es.«
    Die Männer zogen die Ruder ein und legten sie flach auf den Boden des Langschiffs. Der Anführer der Berserker, der Mann mit dem seltsamen Stab, stapelte die Ballaststeine auf, holte Zweige und Zunder und zündete ein Feuer an. Als es brannte, hängte er an einem Dreibein einen Kochtopf darüber auf und kippte aus einem Schlauch etwas Wasser hinein. Anschließend nahm er einige Zutaten aus einer Tasche.
    Vali holte seine Waffe und den Helm aus der Seekiste. Er war äußerst nervös und befangen, weil er das Gefühl hatte, dass die Männer ihn ständig beobachteten und für unfähig hielten. Auch die anderen nahmen ihr Kriegsgerät aus den Fässern und rüsteten sich. Eine

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