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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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im übrigen Gesicht und auf dem Oberkörper waren viele andere Darstellungen von Tieren, Galgen und Waffen zu bewundern.
    Valis Messer und das Schwert steckten unten in der Seekiste. Wenn er sie herausholte, würde der Berserker ihn angreifen. Doch er musste etwas unternehmen. Der Mann hatte ihn vor aller Augen brüskiert, und das konnte er ihm nicht ungestraft durchgehen lassen, auch wenn er damit rechnen musste, mehr zurückzubekommen, als er austeilen konnte.
    Es gab nur eine Möglichkeit, nur eine denkbare Antwort. Er schlug mit der Faust nach dem Kopf des Mannes. Der Gegner klemmte Valis Arm jedoch unter dem eigenen ein und stand auf, um seine Kehle zu packen. Dabei zwang er Vali nach unten, bis dessen Füße auf den Ballaststeinen ausrutschten. Der Berserker knurrte Vali an und verstärkte den Griff um den Hals. Die Auseinandersetzung war gut geeignet, Vali sämtliche Illusionen zu rauben und ihn von allen Selbsttäuschungen zu befreien. Jetzt war er kein Mann auf seinem ersten Raubzug mehr, kein Prinz der Schwert-Horda, nicht mehr der Sohn von Authun dem Erbarmungslosen, dessen Ahnenlinie bis zu Odin selbst zurückreichte und auf dem die Hoffnungen der ganzen Nation ruhten. Vali war nur noch ein verschreckter Junge, der in den Händen eines viel größeren, stärkeren Mannes war.
    Die von Hass verzerrte Fratze des Mannes füllte sein Gesichtsfeld aus. Der Berserker würgte Vali, dessen ganzer Daseinszweck nur noch darin bestand, seinen Hals von diesen Händen zu befreien. Er schaffte es nicht und hatte das Gefühl, durch einen Tunnel zu blicken. Sein Kopf schien dem Platzen nahe. Dann tauchte vor Valis Augen ein Messer mit einer breiten Klinge auf, das offenbar nicht dem Berserker gehörte. Danach erschien noch etwas anderes – eine große Stange, an die mit Nägeln drei lockere Eisenringe geheftet waren. Beide drängten sich zwischen ihn und den Berserker.
    »Spar dir das für den Feind auf, Bodvar Bjarki«, sagte jemand.
    Der Berserker ließ los, und Vali stürzte keuchend auf den Rücken. Als sich sein verschwommener Blick wieder klärte, sah er Bragi, der auf den vernarbten Mann hinabstarrte und ihm die Messerspitze an die Kehle hielt. Metall klirrte, als ein riesiger Berserker in einem braunen Bärenfell die seltsame Stange zwischen die beiden schob. Bodvar Bjarki und Bragi sagten nichts, weil harte Männer in einer solchen Lage nicht sprachen. Sie beschränkten sich darauf, einander anzustarren. Der Berserker schob Bjarki mit der Stange langsam zurück auf seinen Platz. Der große Mann packte sein Ruder. Bragi stieß ein kurzes, amüsiertes Schnauben aus und steckte das Messer in die Scheide, dann ließ er sich an seinem Ruder nieder. Vali stand auf und kletterte auf seine Kiste zurück.
    Bragi wandte sich an ihn und gab sich keine Mühe, so leise zu sprechen, dass der Berserker es nicht hörte.
    »Ich habe dir doch gesagt, wie wichtig es ist, die Waffen stets in der Nähe zu haben. Hättest du dein Messer gehabt, dann hättest du ihm den Bauch aufschlitzen können.«
    Vali nickte. In seine Verlegenheit mischte sich Erleichterung, aber immerhin hatte sich die Situation entspannt, auch ohne dass jemandem der Bauch aufgeschlitzt worden war – wenigstens für den Augenblick. Hätte er sein Messer gehabt, dann wäre möglicherweise ein Berserker gestorben und eine Blutfehde ausgebrochen. Oder, noch schlimmer, der Berserker hätte ihm das Messer einfach weggenommen. Vali wusste genau, dass er sich keinesfalls mit dem Riesen hinter ihm messen konnte. Er blickte zum Ufer. Adisla blickte besorgt in seine Richtung. Er nickte dem großen Berserker zu und zuckte mit den Achseln. »Sei vorsichtig«, hauchte Adisla, und er nickte.
    Danach sagten die Männer überhaupt nichts mehr und ruderten wortlos, was aber eher Schaustellerei als echte Arbeit war, denn das pralle Segel zog sie mit atemberaubender Geschwindigkeit auf das Meer hinaus. Vali hob noch einmal die Hand, um sich von den Menschen am Ufer zu verabschieden, die kleiner und kleiner wurden und schließlich verschwanden, während er dem Rhythmus der Ruder lauschte.
    Das Schiff, das die Skalden den Hengst der Wellen nannten, fühlte sich wirklich an wie ein Lebewesen, das darauf brannte, vorwärtszukommen. Einen Moment lang vergaß Vali sogar die finstere Gestalt in seinem Rücken. Dann, wider Willen, drehte er sich um. Der entstellte Mann starrte ihn offen an. Oder bildete er es sich nur ein? In eine andere Richtung konnte er ja kaum schauen.
    Bragi bemerkte

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