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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Unterhaltung kam dabei nicht in Gang. Die Berserker redeten nicht einmal untereinander, sondern murmelten nur etwas in die Bärte, fluchten und deckten unsichtbare Feinde mit Flüchen ein.
    Der Inhalt des Kochtopfs wurde in eine große Schale gekippt, herumgereicht und getrunken. Dann füllten sie die Schale nach. Als Vali an der Reihe war, entdeckte er eine körnige Suppe darin, in der verschrumpelte, fleckige Pilze schwammen, die ihm vorkamen wie menschliche Ohren. Er reichte die Schale dem nächsten Berserker weiter, ohne etwas getrunken zu haben, und sah zu, wie der Mann das Gebräu runterkippte.
    Als die Berserker bedient waren, nahmen sie wieder die Ruder auf.
    Der Anführer der Kriegertruppe ging ganz nach vorn, den Stab mit den Eisenringen hielt er in der Hand. Im Bug baute er sich auf, und während die Männer ruderten, schlug er den Stab gegen die Bohlen des Schiffs und gab den Takt vor. Die Berserker trampelten dazu mit den Füßen und ruderten.
    »Odin!«, rief der Anführer.
    Wie aus einem Munde riefen die Berserker: »Das heißt Kampfeswut!«
    »Odin!«
    »Das heißt Krieg!«
    »Allvater!«, schrie der Anführer.
    »Mächtig in der Schlacht!«, antworteten sie.
    »Allvater!«
    »Färbe unsere Klingen rot!«
    »Odin!«
    »Das heißt Raserei!«
    »Odin!«
    »Das heißt Tod!«
    Die Berserker heulten und schlugen die Köpfe gegen die Ruder, spuckten aus, fluchten und trieben das Boot dem Ufer entgegen. Der Anführer trommelte mit der Rassel auf das Holz und kreischte weiter.
    »Männer Odins!«, rief er.
    »Wir sind Odins Männer!«, schrien die Berserker zurück.
    »Odins Männer!«
    »Wir sind die Männer Odins!«
    Das Rufen und Antworten wollte nicht enden, und den Berserkern stand anscheinend ein unendlicher Vorrat an Kampfschreien zur Verfügung, die sie schneller ausspien, als das Herz eines Kriegers schlagen konnte. Sie steigerten sich immer weiter hinein, schlugen beim Rudern auf die Riemen, versetzten sich sogar selbst Hiebe und schrien einander die Worte ins Gesicht. Die Trommelschläge wurden schneller.
    »Odin!«, rief der Anführer und hieb die Rassel auf die Reling.
    »Wahnsinnsbringer, Menschenhasser, Kriegsschreier!«
    »Odin!«
    »Wolfskämpfer, Speerschüttler, Leichenmacher!«
    »Odin!«
    »Großer Vernichter, Niederwerfer, Feindestöter!«
    »Odin!«
    »Berserker, Berserker, Berserker!«
    Einige Männer standen jetzt auf und schlugen sich auf die Brust und die Arme. Das Schiff ruckte, als ein Mann in seiner Raserei vergaß, das Ruder aus dem Wasser zu heben.
    »Odin!«
    »Berserker, Berserker, Berserker!«
    »So nennen sie mich!«, rief der Mann mit der Rassel.
    »Odin!«, heulten die Ruderer.
    »So nennen sie mich!«
    »Odin!«
    Auf den ängstlichen und aufgeregten Vali machten die Worte einen tiefen Eindruck. Es schienen mehr als nur Worte zu sein. Es schien, als erwachten sie dank der wilden Gesänge zum Leben und als könnte er die Bilder, die sie beschworen, vor sich sehen – Odin im Kampf gegen den Fenriswolf, ein Speer, der durch den klaren blauen Himmel flog, Galgen und Gemetzel, Feuer und Blut. Stetig schlugen die Ruder, und Vali war sicher, dass die Männer nicht mehr lange durchhalten würden. Stattdessen aber beschleunigten sie sogar noch und ließen kaum einen Schlag aus, obwohl viele aus Hörnern tranken, die regelmäßig von einem Jungen aus einem Krug nachgefüllt wurden. Vali fragte sich, wie der schmächtige Bursche den riesigen Krug überhaupt heben konnte, ganz zu schweigen davon, den Kriegern auf einem Langschiff, das durch die Brandung schoss, daraus einzuschenken, ohne etwas zu verschütten.
    Als der Krug herumging, rief Bragi, der schon vor Anstrengung keuchte, zu ihm herüber: »Wenn ich du wäre, würde ich etwas trinken. Das Bier beflügelt deinen Mut und lässt ihn wachsen!«
    Vali befolgte Bragis Rat, nahm das Horn vom Gürtel, ließ es füllen und trank zwei Schluck. Mehr bekam er nicht runter, denn ihm war fast übel – nicht vom Schwanken des Schiffs, sondern weil er an das dachte, was ihm bevorstand. Inzwischen brüllten die Berserker aus vollem Hals und stießen gemeine Flüche und Schwüre auf ihren Gott aus.
    Noch einmal sah er sich über die Schulter um und hatte den Eindruck, dass hinter ihm das Blau dem Grün wich. Dann kam noch etwas Weißes hinzu. Ein Strand. Schließlich ruckte es, und Vali wurde von der Kiste geworfen und landete rücklings auf den Ballaststeinen.
    Von den wilden Ruderern getrieben, war das Boot viel schneller auf den Strand

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