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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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es für einen Tempel. Wenn auf der Insel überhaupt etwas zu holen war, dann sollte er sich dort umsehen, bevor die ganze Siedlung zu Asche niedergebrannt war.
    Bragi hatte die Hügelkuppe erreicht und legte Vali eine Hand auf die Schulter.
    »Zieh deine Waffe, Prinz«, sagte er.
    »Ich glaube, das wird nicht mehr nötig sein«, wandte Vali ein. »Sie leisten ja keinen Widerstand.«
    »Du solltest aber etwas für den Fall in der Hand haben, dass unseren Gefolgsleuten Odins die Gegner ausgehen, die sie aufspießen können. Es geht doch nichts über ein Schwert, wenn man sie erinnern will, auf wessen Seite sie stehen.«
    Vali schüttelte den Kopf. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Trotzdem zog er vorsichtshalber die Waffe aus der Scheide. Es war eine gute Klinge, ein einschneidiges Sax, das ihm sein Vater geschickt hatte. Eigentlich eher ein großes Messer als ein richtiges Schwert, aber stark, zuverlässig und gerade und mit einem Knauf aus Walknochen. Den Schild ließ er auf dem Hügel liegen. Er hielt es nicht für sinnvoll, ihn mitzunehmen, denn von seinem hohen Standort aus konnte er sehen, dass er hier in geringerer Gefahr schwebte als zu Hause, wenn er mit Adislas Brüdern mit Stöcken kämpfte.
    Er fand es höchst lehrreich, was Panik anrichten konnte. Einige Westmänner hatten es geschafft, zum Strand zu fliehen, doch andere, denen der Schreck des Überfalls den Verstand geraubt hatte, waren einfach ins Meer gerannt und versuchten wegzuschwimmen. Vali glaubte nicht, dass sie es schaffen würden. Er hatte das gute Auge eines Seemanns. In dem Meeresarm zwischen der Insel und dem Festland gab es sicherlich starke Strömungen.
    Er lief zum großen Gebäude hinunter. Es war sogar noch höher, als er aus der Ferne angenommen hatte. In den überlappenden Pfählen waren hohe, schmale Fenster ausgespart. Draußen lagen die Überreste eines Kultobjekts, das die Berserker zerstört hatten. Es war ein etwa zwei Handspannen großes, gut gearbeitetes Kreuz in einem Ring. Vali fand es schön und hätte es gern mitgenommen.
    Die Berserker hämmerten gegen die Tür des Tempels, kamen aber nicht hinein. Sie kreischten und plapperten wirres Zeug. Dann holte einer von einer brennenden Hütte fluchend und murmelnd eine Fackel herüber.
    »Er soll das lassen«, sagte Vali zu Bragi.
    Bragi fuhr auf. Er war nicht daran gewöhnt, dass Vali sich so entschieden äußerte. Der Junge war seinem Vater gar nicht so unähnlich, dachte der Leibwächter.
    »Leg das weg!«, befahl Bragi. Der Berserker hörte nicht auf ihn, sondern warf die Fackel auf das Dach. Glücklicherweise war es hoch und steil, und die Fackel fiel wieder herab.
    Bragi wandte sich achselzuckend an Vali. Einige Bauern aus Eikund näherten sich. Sie hatten einen der zur Hälfte kahlgeschorenen Männer geschnappt und ausgezogen. Jetzt schleppten sie ihn zum Tempel.
    »Sage ihnen, dass sie öffnen sollen!«, verlangte einer.
    Der Mann war alt und voller Angst. Er sank auf die Knie, rang die Hände und stammelte.
    »Öffne die Tür, du Memme, sonst schneide ich dir die Kehle durch.«
    Das hatte Hrolleifr gerufen, dem das Gehöft hinter Disas Haus gehörte. Vali hatte ihn stets für einen sanften Mann gehalten. Er half Disa oft, Waren zum Markt zu tragen, und war ein geschickter Holzschnitzer. Nun stand er da und hielt seinem Opfer genau das Messer an den Hals, mit dem er sonst Schiffe oder kleine Männchen bearbeitete. Auch die Figuren für Valis Hnefatafl-Spiel hatte er hergestellt.
    »Er kann die Tür nicht öffnen, sie haben sie von innen versperrt«, wandte Vali ein.
    Hrolleifr zuckte mit den Achseln und schnitt dem Mann die Kehle durch. Das Blut spritzte hoch in die Luft und traf den Bauern. Das Opfer stürzte und wand sich im Todeskampf.
    Hrolleifr drehte sich zu den anderen Angreifern um. »Seht mich im Schweiße meines Angesichts kämpfen. Seht, wie ich unter den Kriegern des Feindes blutigen Tribut fordere.«
    Die anderen lachten und klatschten Beifall. Vali konnte nicht glauben, dass sich der Mann dieser Tat auch noch rühmte. Sein Opfer war alt gewesen. Es wäre schwerer gewesen, ein Schwein zu schlachten. Liefen all die Erzählungen über Ruhmestaten wirklich nur auf so etwas hinaus? Alte Männer umbringen, die um ihr Leben flehten? Vali wollte dem ein Ende setzen und bald zu den Booten zurückkehren. Zunächst aber wollte er möglichst schnell den Tempel betreten. Vielleicht konnte die Aussicht auf Plünderungen weitere sinnlose Morde verhindern.
    Die

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