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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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beschützen.«
    »Den Schild nehme ich trotzdem mit«, antwortete er.
    »Das ist sicher klug.«
    »Adisla.«
    »Ja, Vali.«
    »Ich …«
    Sie legte ihm die Hand auf die Lippen.
    »Sag es nicht«, warnte sie ihn.
    »Warum nicht?«
    »Es bringt Unglück. Wenn du die Götter wissen lässt, dass dir etwas wichtig ist, nehmen sie es dir weg. Komm zu mir zurück. Du musst mir nicht sagen, wie du dich fühlst.«
    König Gabelbart bemerkte die Vertraulichkeiten, tat aber so, als ginge es ihn nichts an. Seine sechsjährige Tochter Ragna spielte neben ihm mit einem Spinnrocken. Vali blickte zu Gabelbart und dann wieder zu Adisla.
    »Er hofft, dass ich umkomme.«
    »Er meint es aber nicht böse«, erklärte Adisla. »Er hätte es bloß lieber, wenn Authun ihm eine andere Sorte Prinz geschickt hätte. Härter und männlicher, bärbeißig und so weiter.«
    »Wollen wir hoffen, dass ich überlebe und ihn enttäusche. «
    »Falls nicht, wirst du in Odins Hallen sitzen und dich die ganze Zeit in der Gesellschaft der Helden betrinken.«
    Vali verdrehte die Augen. »Da muss ich Kerlen wie Bragi zuhören, die mit ihren Gemetzeln angeben. Die ganze Zeit betrunken? Das muss man wohl sein, um so etwas auszuhalten. «
    »Gotteslästerung«, erwiderte sie lachend.
    »Na und? Die Götter fürchten uns – das behauptet jedenfalls mein Vater.«
    »Vor deinem Vater haben alle Angst«, sagte sie.
    »Kannst du dir das vorstellen? Betrunken sitzt er mir gegenüber und starrt mich über den Met hinweg ewig an. Ich gelte lieber als Feigling, wenn das bedeutet, dass ich bei dir sein kann.«
    Adisla errötete. »Du musst nicht meinetwegen rührselig werden, nur weil du Angst hat«, erwiderte sie. »Ich werde deine Walküre sein und dich zu großen Taten drängen. Erwerbe Ruhm, Liebster, strebe nach Ruhm! Kehre triumphierend zurück oder überhaupt nicht!«
    Sie hatte die Sprechweise der feinen Leute nachgeahmt und tat so, als wollte sie sich das Auge mit einem Tuch abtupfen wie die Edelfrauen, wenn ihre Gatten auf einen Raubzug gingen. Vali kannte seine Freundin gut genug, um zu wissen, dass ihr spöttischer Auftritt nicht von Herzen kam. Er lächelte sie an und streichelte ihre Haare. Dabei schossen ihr die Tränen in die Augen. Er konnte den Anblick nicht ertragen.
    Schließlich drehte er sich zum Boot um und platschte durch das Wasser. Die kleine Seekiste, die ihm unterwegs als Sitz dienen würde, warf er ins Langschiff, bevor er an Bord kletterte. Er stolperte über die Spanten und Ballaststeine des offenen Bootes und suchte seinen Platz an den Rudern. Dabei versuchte er, ruhig zu wirken und so zu tun, als wüsste er über alles Bescheid. Er kannte niemanden an Bord, nicht einmal vom Sehen.
    Wie es seinem Rang als Krieger entsprach, war sein Platz an Bord eines Drakkars, eines schlanken und eleganten Kriegsschiffs, dessen Bug mit einem geschnitzten Bärenkopf verziert war. Zwei breitere Knorre begleiteten sie. Es waren Handelsschiffe, die viel höher im Wasser lagen und das Plündergut aufnehmen sollten. Nur auf diesen Booten fuhren die Bauern aus der Umgebung mit. Das machte ihn etwas nervös. Normalerweise konnten die Männer Freund und Feind leicht unterscheiden, weil sie in Gruppen kämpften und einander wenigstens vom Sehen kannten. Mitten unter Fremden und in der Hitze des Gefechts konnte man ihn leicht mit einem Feind verwechseln.
    Er sah sich um, als er durch das Schiff ging und nahm sich vor, sich wenigstens die Gesichter der Männer einzuprägen, mit denen er kämpfen sollte. An den Rudern saßen wahre Riesen, die Haare zottig und ungekämmt, die Kleidung schmutzig und übelriechend. Manche hatten so viele Tätowierungen, dass die ganze Haut blau gefärbt war. Vali betrachtete sie und vermied es geflissentlich, sich auf ihren Schultern abzustützen, wenn er an ihnen vorbeiging. Es gab Gemurmel. Vali wusste nicht, ob sie ihn meinten, ob sie miteinander redeten oder nur fluchten. Es war ein halblautes Geplapper, das man gerade eben hören konnte. Die Worte vermochte er nicht zu verstehen, und als er etwas auffing, wünschte er sich, er hätte nichts mitbekommen.
    »Kein richtiger Mann … hat Angst … jeden Feigling töten. Ich töte, erschlage, scheiße und pisse. Meine Brüder sind wenigstens im Kampf gefallen. Alle tot. Keiner hat überlebt. Die Erde verbrennen, alles niederbrennen.«
    Er sah ihnen in die Augen, die rot unterlaufen waren und ins Leere starrten wie bei Menschen, die seit Tagen nicht mehr geschlafen hatten. Einige

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