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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Männer waren mit Tierfellen bekleidet oder trugen Pelzmützen, andere waren trotz der morgendlichen Kälte fast nackt. Vali fühlte sich in ihrer Gesellschaft nicht wohl.
    Im Heck waren die Waffen verstaut. Die Äxte und Speere waren entweder in versiegelten Fässern untergebracht oder einzeln festgezurrt. Bisher hatte er nur ein einziges Schwert entdeckt. Es waren keine reichen Männer. Im Gegensatz zum eigenen Körper hielten sie allerdings die Waffen gut in Schuss. Die Axtschneiden waren scharf und glänzten silbern, die Speere waren spitz wie Haarnadeln.
    Jemand legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Hier ist dein Ruder, mein Junge.« Bragi war ihm gefolgt, und Vali war froh, ihn zu sehen.
    Er stellte seinen Kasten ab und setzte sich. Bragi ließ sich neben ihm nieder, stellte ebenfalls die Seekiste an ihren Platz, hockte sich rittlings darauf und knuffte den Prinzen am Arm.
    »Jetzt wünschst du dir, du hättest besser aufgepasst, als ich dir etwas über Schwert, Schild und Speer erzählt habe.«
    Vali, dem die Furcht die gewohnte Frechheit ausgetrieben hatte, lächelte nur.
    Bragi legte ihm wiederholt die Hand auf die Schulter. »Keine Sorge, Prinz, dir wird schon nichts passieren. Aber wenn du besser zugehört hättest, wärst du noch besser dran. Ich habe dir einen Platz auf dem besten Boot verschafft.«
    Vali wich zurück. Er mochte diese Vertraulichkeiten nicht.
    »Hier ist bloß keiner, den ich kenne.«
    »Nein, aber du bist inmitten der besten Krieger in den zwanzig Königreichen«, erklärte Bragi.
    »Diese Männer?«
    »Ja.«
    »Sind sie Berserker?«
    »Ja. Sie gehören dem nördlichen Kult von Odin dem Tobenden an und kommen nur des Kampfes wegen mit.«
    »Und wegen des Plünderguts, das sie einsacken können«, ergänzte Vali.
    »Nur bis zu einem bestimmten Punkt. Natürlich plündern sie auch, aber das ist nicht ihr wichtigstes Ziel«, erklärte Bragi. »Obwohl ich wünschte, es wäre so.«
    »Warum kämpfen sie dann?«
    »Um des Kampfes selbst willen. Schau sie dir an. Jeder dieser Männer hat an vielen Raubzügen teilgenommen, aber sind sie reich? Nein. Haben sie viele Sklaven? Nein. Sie kümmern sich nicht um solche Dinge.«
    »Dann wollen sie nicht plündern?«
    »Schon, aber nur ein wenig. Deshalb sind sie für Gabelbart so nützlich. Ihre Belohnung ist der Kampf selbst. So gewinnt er gute Kämpfer, die nicht viel Wert auf Beute legen.«
    »Das kommt mir schwachsinnig vor«, meinte Vali.
    »Vielleicht sind sie das auch, aber du kannst trotzdem viel von ihnen lernen. Du wirst sehen, wie sich ein Mann im Krieg verhält.«
    Vali schwieg dazu. Für ihn war es wichtig, wie sich ein Mann im Frieden benahm. Fluchend herumsitzen und blöde ins Leere starren, während man wer weiß was für Pilzgebräu verdaute, war etwas für Idioten und nicht für Helden. Bragi hatte gesagt, dass sie in drei Tagen kämpfen würden. Die Berserker waren schon berauscht, bevor sie überhaupt richtig aufgebrochen waren. Wie würden sie sich erst verhalten, wenn sie feindliche Speere erblickten? Trotz allem war er gespannt, ob sie ihrem Ruf als unverletzliche, furchtlose Kämpfer gerecht würden. Ob es wirklich zutraf, dass Waffen ihnen nichts anhaben konnten? Wenn er sich auf dem Schiff umsah, war er jedenfalls froh, dass er mit ihnen und nicht gegen sie kämpfte.
    Der Wind frischte auf, und sie konnten das Segel setzen. Es blähte sich und knatterte, als wartete es schon ungeduldig und wollte endlich vorankommen. Die Bemalung war Vali zu Ehren ausgewählt worden – ein Wolfskopf mit gefletschten Zähnen auf weißem Untergrund. Er betrachtete das Symbol seines Vaters, das natürlich auch zeigte, was aus ihm werden sollte. Was er eigentlich längst sein sollte. Er schauderte, als er an die damit verbundene Verantwortung dachte.
    Ein Stiefel, der ihn im Rücken traf, riss ihn aus seinen Grübeleien.
    »Beweg deinen Arsch, ich muss die Beine ausstrecken.«
    Er drehte sich um. Ein riesiger Mann in einem dicken Hemd, der sich ein weißes Bärenfell übergeworfen hatte, saß hinter ihm. Vom Schädeldach lief eine tiefe Narbe über die Augenhöhle bis zur Wange. Offensichtlich hatte er irgendwann einmal mit einer Axtschneide Bekanntschaft geschlossen. Seine Haut war über und über mit Tätowierungen bedeckt: Szenen der Zerstörung und des Kampfes. Um den rechten Arm wand sich die Weltenschlange, links kämpfte Odin gegen den Wolf, unter dem linken Auge prangten die drei verschränkten Dreiecke, die Odins Symbol bildeten, und

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