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Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Titel: Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Wochen würde Domy wieder zu seinem Lieblingsspielplatz zurückfinden. Das ging schon seit Jahren so. Ich fürchte nur, dass die Ranger eines Tages das Spiel nicht mehr mitmachen und Domy in die ewigen Bärenjagdgründe schicken werden.
    An Schlaf war in dieser Nacht nicht mehr zu denken, denn es gab außerdem noch Grizzly-Alarm. Ray und Darlene riefen alle Camper zusammen und instruierten sie.
    »Ein Grizzly ist auf dem Weg zum Zeltplatz. Kontrolliert noch mal eure Zelte und achtet darauf, dass kein Essen drin ist«, warnten sie »noch nicht mal ein Kaugummi oder eine Cola.«
    Obwohl überall an den Parkeingängen Zettel mit den Hinweisen zum Verhalten im Bärengebiet verteilt werden, machen sich viele Besucher keine Gedanken über die Gefahren. Nur zu oft bleibt Abfall liegen. Jeder kleinste Essensrest zieht Tiere an. Bären, Kojoten, kleine Eichhörnchen. Sie alle fressen vom Menschenfutter. Gewöhnen sie sich dann daran, können sie zur Plage oder auch zur Gefahr werden. Am Ende steht eine Gewehrkugel. Ein gefüttertes Tier ist ein totes Tier.
    Ich machte mir keine Gedanken mehr um den Grizzly, sondern baute noch in der Dunkelheit mein Zelt ab, verabschiedete mich von meinen Freunden und genoss einen letzten Sonnenaufgang im Lamar Valley. Auf einem Felsen hoch über dem Zusammenfluss von Soda Butte und Lamar River schaute ich noch einmal über das Tal und dankte den Wölfen, dass sie mich an ihrem Leben teilhaben ließen. Der Aufenthalt hier, die Stille und die Ruhe hatten mich wieder Kraft tanken lassen.
    »Bis bald«, rief ich ihnen leise zu und machte mich auf den langen Weg nach Salt Lake City.
     
    |135| Einige Wochen später erhielt ich eine E-Mail von Dan Stahler mit dem Ergebnis der Sommerstudie: Wölfe fressen während der Sommermonate tatsächlich weniger. Sie töten etwa fünfundzwanzig Prozent weniger Beutetiere als im Winter. Außerdem ernährten sich Wölfe im Sommer nicht ausschließlich von Hirschkälbern. Im Gegenteil, sie fressen sie meist nur, wenn es keine andere Beute gibt. Das war eine sehr wichtige Erkenntnis, mit der niemand gerechnet hatte. Das Ergebnis gab den Biologen Argumente gegen die Jäger in die Hand, die behaupteten, dass Wölfe hauptsächlich Hirschkälber fressen und so die Population dezimieren. Wir hatten mit unserer Arbeit einen weiteren Mythos über den »bösen Räuber« entkräften können.

|136| MIT WÖLFEN LEBEN
    Im September 1993 wollte ich mich nach einem hektischen Sommerjob als Reiseleiterin wieder einmal in die Stille und Einsamkeit des Yellowstone-Nationalparks zurückziehen. Ich brauchte Ruhe und hatte außerdem vor, einen Bericht für das »Wolf Magazin« über die geplante Wiederansiedlung der Wölfe zu schreiben. Schon im Flugzeug nach Billings hatte ich ein mulmiges Gefühl. Offensichtlich war gerade Jagdsaison in Montana, denn überall saßen Männer in grünbrauner Tarnkleidung und unterhielten sich über ihre geplanten Abschüsse.
    Eigentlich hatte ich im Auto auf einem Campingplatz übernachten wollen. Aber da fast alle Campgrounds von Jägern besetzt waren, mietete ich mich in einem heruntergekommenen Motel in Silver Gate ein. Die Zimmer waren kalt, schmutzig und ungemütlich. Vor vielen Türen standen Pickups mit toten Hirschen auf der Ladefläche. Zu müde, um mir noch weiter Gedanken zu machen, warf ich den Schlafsack als zusätzliche Decke über das Bett und schlief sofort ein.
    Am nächsten Morgen, als ich meine Sachen ins Auto lud, brauste der Besitzer des Motels auf einem Quad heran.
    »Hi«, begrüßte er mich.
    »Du bist aus Deutschland?« Er hatte meine Anmeldung gesehen. »Zum ersten Mal hier?«
    »Nein. Ich komme öfter.«
    »Oh, gut. Zum Jagen?«
    Irgendetwas warnte mich davor, ihm den eigentlichen Grund meines Aufenthaltes zu verraten. Trotzdem wollte ich erfahren, was er über eine mögliche Rückkehr der Wölfe dachte.
    »Sightseeing. Geysire und so«, antwortete ich. »Ich habe |137| gehört, dass hier wieder Wölfe herkommen sollen …«, arbeitete ich mich weiter vor.
    Der Mann vor mir explodierte, ähnlich einem Geysir, der zu lange unter Druck gestanden hat.
    »Diese verfluchten Wölfe. Sie zerstören alles, töten alles. In ein paar Jahren gibt es hier kein Wild mehr«, tobte er. »Ich komme aus Alaska. Ich kenne Wölfe. Sie töten um des Tötens willen. Sie sind hochintelligente Tiere, aber sie gehören nicht hierher. Trotzdem hat der Park Service schon heimlich Wölfe ausgesetzt. Sieben Wölfe waren hier ganz in der Nähe von

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