Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Titel: Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
Vom Netzwerk:
Bären und Wölfe fernzuhalten.«
    Die meisten Nutztierhalter haben gelernt, umzudenken. Viele setzen inzwischen auch Hunde oder sogar Lamas zum |142| Schutz ihrer Herden ein, so wie Becky Weed, die eine Ranch in der Nähe von Bozeman hat.
     
    An einem kalten Frühlingsmorgen machte ich mich bei minus fünfzehn Grad auf den Weg zur Thirteen Mile Ranch am Fuße der Bridger Mountains.
    »Schau auf deinen Tacho«, hatte mir Becky am Telefon geraten, als ich mich nach dem Weg erkundigte. »Unsere Ranch liegt dreizehn Meilen hinter der Stadtgrenze von Bozeman – daher der Name!«
    Und prompt fand ich nach exakt dreizehn Meilen auch die Einfahrt zur Ranch. Becky und ihr Lebensgefährte Dave Tyler standen in der Tür ihres Holzhauses. Sie hatten mich kommen hören.
    »Komm rein«, luden sie mich ein und drückten mir eine Tasse Kaffee in die Hand. Ihr Bordercollie Taiga wedelte mit dem Schwanz, blieb aber vor dem prasselnden Holzofen liegen.
    Meinen Besuch bei den Weeds verdankte ich eigentlich der Kälte – und dem warmen Pullover, den ich mir dagegen gekauft hatte. Dieser Pullover ist aus »predator friendly wool« gestrickt, also aus »Beutegreifer-freundlicher« Wolle. Auf dem eingenähten Artikelschild wird erläutert, dass die Hersteller auf ihrem Land keine Beutegreifer töten. Das hatte mich neugierig gemacht.
    Fallen, Zäune, Gift. Die Viehzüchter in Montana haben schon alles versucht, um Raubtiere von ihren Rindern oder Schafen fernzuhalten. Meine beiden Gastgeber aber töten keine Wölfe oder Kojoten auf ihrem Land – und hatten dennoch kaum Verluste. Ihr Geheimnis? Cyrus und Sam, zwei Lamas, wachten über ihre Herde.
    »Wir mögen Wölfe und Kojoten, außerdem war es ihr Land, bevor wir hierherkamen«, erzählte Becky. »Darum haben wir uns überlegt, wie wir sie schützen können.« Zuerst haben es die beiden mit Herdenschutzhunden versucht. »Wir hatten zuerst Maremmas und später Owtcharkas.« Die Hunde haben nicht gut gearbeitet.
    |143| »Sie hatten Angst vor Wölfen und liefen weg, wenn sich einer näherte. Ich glaube, uns fehlen hier gute europäische Arbeitsrassen«, mutmaßte Dave.
    Als Nächstes sollten Esel die Schafe verteidigen. »Dies hat auch ganz gut geklappt«, erzählte Becky. »Die Esel haben die Herde verteidigt, aber sie blieben nicht bei den Schafen. Gelegentlich sprangen sie über den Zaun und waren auf und davon. Außerdem waren sie sehr sensibel. Wenn die Schafe unruhig wurden, irritierte das die Esel; manchmal traten sie nach den Schafen.«
    Freunde hatten ihnen schließlich Lamas empfohlen. Ein voller Erfolg. Jedes Lama betreute jetzt eine Herde Schafe.
    »Komm. Ich zeig dir unsere beiden.« Becky nahm mich mit zur Weide. Die Schafe lagen entspannt im Schnee oder fraßen das Gras dort, wo die Sonne es freigelegt hatte. Cyrus lag mitten zwischen den Schafen. Als wir an den Zaun traten, hob er seinen langen Hals und drehte die Ohren in unsere Richtung. Der braun-weiß gefleckte Sam stand auf und kam ein paar Schritte auf uns zu. Seine sanften braunen Augen unter immens langen Wimpern musterten mich neugierig. Beide Tiere stammten von einem Züchter, der auf Herdenschutz-Lamas spezialisiert ist und die Jungtiere mit Schafen aufwachsen lässt.
    Die Versuchung, die Tiere zu streicheln, war groß. Aber Becky warnte, dass die Lamas nur wenig Kontakt zu Menschen haben durften, um sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Ihr Vorteil ist, dass sie sehr wachsam sind, aber – im Gegensatz zu manchem Herdenschutzhund – keine Menschen angreifen.
    »Es sind äußert genügsame Tiere, die kein Extrafutter benötigen«, erklärte Becky.
    Durch ihre bloße Anwesenheit und ihr ungewohntes Aussehen schrecken die Lamas Wölfe, Kojoten und Bären ab. Mit einem auf der Farm lebenden Kojotenrudel schienen sich Cyrus und Sam arrangiert zu haben. »Unsere Lamas haben eine Art gegenseitige Übereinkunft mit den Kojoten«, sagte |144| Becky. »Die Kojoten wissen, was Sache ist, und ich glaube, sie verstehen, dass wir ihnen nichts Böses wollen. Wir haben sie sogar recht gern hier, weil sie Wühlmäuse jagen.«
    Kojoten sind die Beutegreifer, die auf den Farmen am meisten Schaden anrichten können. Alle Versuche der Regierung, sie auszurotten, führen nur dazu, dass sich die Tiere besser anpassen und stärker vermehren. Wildbiologen sind der Auffassung, dass sich die Zahlen und das Jagdverhalten der Kojoten am ehesten stabilisieren, wenn sie in Ruhe gelassen werden.
    Dies konnte auch Becky bestätigen. Auf

Weitere Kostenlose Bücher