Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss
während sie einem gleichzeitig einen Dolch in den Rücken rammten. Sie traten einem in den Arsch; dann waren sie fertig. Ich bevorzugte es, offen angefeindet zu werden, so, dass ich es auch mitbekam.
Meine Mädchenfreundschaften reduzierten sich auf Zee, die nicht gerade viel von einem Mädchen hatte. Aber sie feindete definitiv offen an. Zee war eine Frau ganz nach meinem Geschmack.
Als ich einen Moment zu lange schwieg, sprach Dr. Hanover weiter. „Das Virus ist eine natürliche Folgeerscheinung, Officer. Ich bin mir sicher, Sie wissen, dass bestimmte Infekte aufgrund übermäßiger Medikamenteneinnahme resistent gegenüber Antibiotika werden?“
„Ja. Ebenso wie ich weiß, dass ein Infekt etwas anderes ist als ein Virus, und Antibiotika überhaupt nichts bringen, wenn man die Grippe hat. Da Tollwut im Grunde genommen nichts anderes ist als eine Grippe auf LSD , welche Bedeutung hat eine Antibiotika-Resistenz da noch?“
„Überhaupt keine. Es war nur ein Vergleich. Das Tollwut-Virus mutiert, um gegen den Impfstoff immun zu werden.“
„Man hat mir gesagt, falls noch jemand gebissen wird, sollen wir den Tollwut-Impfstoff benutzen.“
„Im Fall von Menschen ist das auch richtig. Die einzige Hilfe für Tiere sind Pistolenkugeln.“
„Die habe ich.“
„Auch welche aus Silber?“
„Wie bitte?“ Ich musste sie missverstanden haben.
„Silberkugeln funktionieren am besten.“
Jetzt war es an mir, verächtlich zu schnauben. „Doktor, haben Sie etwa zu viele Lon-Chaney-Filme gesehen?“
„Lon was?“
Entwederwarsiezujung,umsichan„DerWolfsmensch“zuerinner n – Himmel,ichwarselbstzujung,nurhatteicheinFaible für Schwarz-Weiß-Horrorfilm e –, oder aber zu intellektuell, um überhaupt Filme zu gucken.
„Nicht wichtig“, sagte ich. „Das mit den Silberkugeln war ein Witz, oder?“
„Leider nein. Wir haben herausgefunden, dass das mutierte Virus auf Silber negativ reagiert.“
„Tot ist tot für mich. Welche Rolle spielt es, auf welche Weise es passiert?“
„Sie wären überrascht. Ich habe Berichte über Tiere gesehen, die an einer nicht tödlichen Wunde starben, wenn eine Silberkugel benutzt wurde. Was kann es schaden? Tot ist tot, richtig?“ Ich hörte die Belustigung in ihrer Stimme, als sie mir meinen eigenen Ball zurückspielte.
„Woher zum Teufel bekomme ich Silberkugeln? Bei Werewolves ’R’ Us ?“
„Versuchen Sie’s im Internet. Da kann man alles kaufen.“
Dann legte sie auf.
„Silberkugeln.“ Ich schüttelte den Kopf. Das würde ein Spaß werden.
Ich malte mir aus, wie ich Clyde, Bozeman, der Öffentlichkeit und selbst Mandenauer zu erklären versuchte, weshalb mein Gewehr mit Silberkugeln geladen war. Sie würden mich einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
Ich würde mich lieber an das Blei-Sortiment halten, vielen Dank auch.
Mein Funkgerät knackte. „Jessie?“
Die neue Dispatcherin. Warum hatte sie nicht einfach nach mir gerufen? Sie wusste doch, dass ich nur drei Türen weiter den Flur runter war.
Ich stand auf und ging in die Einsatzzentrale. Die junge Frau wirkte erschöpft; Kein Wunder: Die Knöpfe auf ihrer Schalttafel leuchteten wie ein Meteorstrom. Ein Anrufer schnatterte lautstark in ihre Ohrhörer. Ich konnte ihn aus zwei Metern Entfernung hören.
Ich warf einen Blick in Clydes Büro. Er telefonierte gerade, und dem wilden Gestikulieren seiner Hände sowie seinem finsteren Gesicht nach zu urteilen, steckte er mitten in einer Auseinandersetzung.
„Jessie!“ Die Telefonistin winkte mich zu sich. „Ich habe da einen Notfall, um den Sie sich kümmern müssen.“
„Ich habe Feierabend.“
„Hm-m.“
Ich hob die Brauen und sah zu ihrem Namensschild. Sie trug keins. Zee dachte wohl nicht, dass die Kleine den Tag überdauern würde.
Sie wedelte mit einer Hand in Richtung Schalttafel. „Es ist das totale Chaos. Wir haben einen dreifachen Auffahrunfall auf dem Highway und einen Notruf wegen häuslicher Gewalt auf der Grand. Ich habe jeden verfügbaren Beamten losgeschickt; dann habe ich noch einen Anruf reingekriegt.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Clyde sagte, wenn ich ihn stören würde, könnte ich mir einen neuen Job suchen.“
Ich sah wieder zu seinem Büro rüber. Clyde diskutierte immer noch. Er erwischte mich beim Starren und drehte mir den Rücken zu. Seltsam .
„Na schön.“ Das war’s dann wohl mit meinem Blaubeer-Bagel und meinen kühlen, tröstenden Laken, aber es gab nichts, das ich dagegen hätte tun können.
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