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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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lachte. Warum er es ausgerechnet jetzt tat, begriff ich nicht. Die Situation war alles andere als witzig.
    „Seltsam, dass Sie das fragen, weil ich meinen Verstand nämlich zusammen mit meiner Seele schon vor langer, langer Zeit verloren habe.“
    Ich runzelte die Stirn. „Neigen wir heute vielleicht ein wenig zu Selbstmitleid?“
    Sein Lächeln vertiefte sich. „Sie amüsieren mich, Jessie McQuade.“
    „Tja, ich bin stets bestrebt, andere Menschen zu erheitern.“
    Ich betrachtete das Feuer. Hinter den Flammen entdeckte ich den Umriss eines Wolfs. Was sonst sollte er hier verbrennen? Obwohl das Fell weg war, erkannte ich, dass die Größe nicht mit der der riesigen, schwarzen Bestie übereinstimmte, die uns verspottet hatte. Ich blinzelte in die züngelnden Flammen. Es schien, als läge der Wolf auf einem Haufen vo n … irgendetwas. Schwer zu sagen, was genau, aber vermutlich Blätter. Sie gaben guten Zunder ab.
    „WollenSiemirverraten,warumSiediesenWolfverbrennen?“
    „Das sagte ich Ihnen bereits im Büro des Gerichtsmediziners. Es ist sicherer, sie zu verbrennen.“
    Er hatte recht. Das hatte er gesagt.
    „Flammen und Bäume vertragen sich nicht gut, mein Freund.“
    „Ich bin vorsichtig. Ich habe das hier schon tausendmal gemacht.“
    Tausenmal? Ganz bestimmt. Vielleicht war sein Verstand schon weiter abgedriftet, als selbst er bereit war zuzugeben.
    „Hätten Sie nicht warten und ihn irgendwo verbrennen können, wo es sicherer ist? Meinen Sie nicht, dass das DNR die Sache gern überprüfen würde? Oder die Seuchenschutzbehörde?“
    „Ich bin mir sicher, dass sie das würden.“ Er ging ein paar Schritte nach links und trat mit dem Stiefel ein verirrtes Stückchen Glut aus. Dann sah er mir ins Gesicht. „Aber dafür ist es jetzt zu spät, nicht wahr?“
    „Das würde ich auch so sehen, dank Ihnen.“
    Er drehte sich weg, und ich hätte schwören können, dass ich ihn dabei wieder lächeln sah.
    Und ich fragte mic h … eine ganze Menge Dinge.
    War Mandenauer verrückter, als er wirkte? Könnte er ein Überbleibsel jener Wolfsjäger sein, die bis zu den 1950er Jahren beinahe die gesamte Spezies ausgerottet hatten?
    Damals hatte der Wolf als Bestie gegolten, die nur darauf auswar,jedesdomestizierteTierzutöten,dassiefand.DieVieh­züchter hatten sie gehass t – tun es bis heut e – und deshalb die Wolfsjäger angeheuert, damit sie sich um das Problem kümmerten. In Wahrheit handelte es sich bei den Missetätern jedoch ebenso oft um Kojoten oder wilde Hunde wie um Wölfe.
    Ich hatte Bilder gesehen und Geschichten gelesen über die an der Wolfspopulation verübten Gräueltaten. Sie hatten mich krank gemacht. Ich behaupte nicht, dass Wölfe keinen Schaden anrichten, dass sie kein Vieh töten oder hin und wieder auch ein paar Haustiere. Aber dann sollte man die Tiere erschießen, nicht verstümmeln. Manchmal weckt die Unmenschlichkeit der Menschen in mir das Bedürfnis, zum Einsiedler zu werden, anstatt weiterhin dem Staat zu dienen.
    Ich war schon einigen Wolfsjägern begegnet, und die waren­ genauso unheimlich gewesen wie Mandenauer. Sie fuhren for t – ohne sich um irgendwelche Gesetze, die das verboten, zu schere n – , die Wölfe zu töten, wo immer sie sie aufspürten, so als gäbe ihnen das etwas von ihrer Jugend zurück.
    Aber Mandenauer war vom DNR angeheuert worden, einer Behörde, die, entgegen der landläufigen Meinung, alles andere als dumm war. Sie hatten ihn mit Sicherheit gründlich überprüft und sich vergewissert, dass er die Art von Mann war, die ihren An­weisungen bis ins kleinste Detail folgen würde.
    Die Seuchenschutzbehörde hatte eingeräumt, dass sich ein neues Tollwutvirus ausbreitete. Ich hatte ein paar dieser Wölfe gesehen, und sie verhielten sich tatsächlich nicht wie Wölfe. Na­türlich könnten es Werwölfe sein, wie Cadotte mich gern glauben machen wollte.
    Ich trat gegen die Erde. Verdammt, ich fing langsam an, hinter jedem Baum eine Verschwörung zu sehen.
    EtwasfunkelteinderErde,dieichaufgewühlthatte.Ichsah zu Mandenauer, aber der war mit seinem Scheiterhaufen beschäftigt. Ich zuckte zusammen, als ich mein wundes Knie beugte, um das hell glänzende Objekt aufzuheben.
    Ein einzelner Schlüssel. Ohne Schlüsselring. Und offenbar kein Autoschlüssel. Höchstwahrscheinlich ein Hausschlüssel, aber wie war er hierhergekommen? Mit einem Achselzucken steckte ich das Ding in meine Hosentasche.
    Als ganz in der Nähe plötzlich ein vielstimmiges Gejaule ertönte,

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