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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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seltsame Frage. Abgesehen davon wusste ich es nicht. Ich hatte den Wolf nur durch die Flammen gesehen.
    „Ein zimtfarben meliertes Weibchen“, sagte Mandenauer, die Augen noch immer geschlossen. „Etwa ein Jahr alt.“
    Ich gab die Information an Zee weiter. Es blieb still in der Leitung. Das war mal was Neues. Ich schüttelte das Mikrofon. „Zee? Bist du noch da?“
    Siehustetehartundausgiebi g – ihrlebensbegleitenderRaucherhusten.EigentlichmüsstendieZigarettenoderzumindestdieFolgeerscheinungensielängstumgebrachthaben.AmEndewürdeZeldaHupmenwohlderHeftigkeitihresHustenser­liegen.
    „Entschuldige“, japste sie. „Ich hab gerade einen Notruf rein­gekriegt. Da es während der letzten Stunde so verdammt langweilig war, konnte ich meine Aufregung einfach nicht zügeln.“
    „Willst du, dass ich ihn übernehme?“
    „Nein. Nur ein toter Hirsch auf der Straße. Es ist schon ein Officer unterwegs. Warum schaffst du den Gruselgreis nicht nach Hause und fährst dann selbst heim?“
    „Jetzt?“
    „Jetzt. Du hast heute früh angefangen und bist gestern lang geblieben. Clyde hat mir gesagt, wir müssen die Überstunden durch Freizeit ausgleichen. Er kann sich nicht so viele Sonderzahlungen leisten.“
    Das war der Clyde, den ich kannte.
    Zehn Minuten später parkte ich neben dem Wagen, von dem Mandenauer sagte, dass es seiner sei. Er war lang und schwarz und hätte nichts weiter gebraucht als Vorhänge an den Fenstern, um als Leichenwagen durchzugehen.
    „Irgendwelche toten Menschen im Fond?“, fragte ich.
    Mandenauer rümpfte die Nase. „Das ist ein Cadillac. Ein Klassiker. Und das Dreifache von dem wert, was ich für ihn be­zahlt habe.“
    „Dann muss er Sie ja glatt ’nen Penny gekostet haben.“
    Mandenauer ignorierte meine Witzelei, kletterte in sein Auto und rumpelte in die Nacht davon. Ich stieg die Treppe zu meiner Wohnung hoc h – den Patronengurt noch immer über der Schulter, das Gewehr unbenutzt. So musste ich es heute Abend wenigstens nicht reinigen. Ich hatte vor, sofort ins Bett zu fallen, sobald ich alle meine Waffen verstaut hatte.
    Ich war müd e – was bei mir selten vorkam. Selbst wenn ich eine Nacht frei hatte, blieb ich bis zum Frühstück auf und schlief dann den Tag durch. Ich weiß, dass ich bekloppt bi n – man muss nur meine Mutter fragen.
    Aber ich habe festgestellt, dass es mir leichter fällt, meinen Rhythmus einzuhalten, indem ich mich wirklich an ihn halte. Die meisten, die in der dritten Schicht arbeiteten, versuchten, wie normale Leute zu leben, wenn sie frei hatten. Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum sie die meiste Zeit ihres Lebens zu müde waren, um zu funktionieren.
    Jedenfalls fühlte ich mich um vier Uhr morgens erschöpft, und das war ungewöhnlich für mich. Was die einzige Rechtfertigung dafür war, nicht sofort, als ich meine Wohnung betrat, bemerkt zu haben, dass ich nicht allein war.
    Ich entlud mein Gewehr, während ich über den Flur zum Badezimmer ging. Man kann mich paranoid nennen, aber eine geladene Waffe zu Hause zu haben ist eine sehr schlechte Idee.
    Ich verstaute es wieder im Tresor, hängte den Patronengurt daneben und verschloss die Tür. Ich nahm die Kette mit dem Totem ab und legte sie auf die Kommode. Ich hatte meine Lek­tion gelernt, was das Tragen dieses Dings im Bett betraf. Es hatte einen ganzen Tag gedauert, bis die roten Würgemale verblasst waren.
    Das Deckenlicht schien auf das Gesicht des Wolfs und erinnerte mich an etwas, das ich schon die ganze Zeit über hatte tun wollen. Ich durchwühlte rasch mein Nachtkästchen und förderte eine Lupe zutage, die an einem alten Schlüsselring befestigt war. Ich suchte die Markierungen an dem Totem. Sie waren da, genau wie Cadotte gesagt hatte. Aber bedeuteten sie auch, was er behauptet hatte? Ich kaufte ihm das immer noch nicht ab.
    Als ich meine Uniformbluse aufknöpfte, bemerkte ich, dass ich vergessen hatte, meinen Gürtel mitsamt der Pistole abzulegen. Mit geöffneter Bluse ging ich zurück, um mein alltägliches Ritual mit der Magnum zu vollziehen. Ich würde nicht alle meine Waffen in den Tresor sperren. Als ich mich vom Kühlschrank wegdrehte, sah ich ihn.
    Die Schiebetüren standen offen, und die Vorhänge flatterten in der frühmorgendlichen Brise. Waren sie schon offen gewesen, als ich reingekommen war? Das hätte ich bestimmt bemerkt.
    Ein Mann stand in der Balkontür. Ohne eine Beleuchtung von draußen oder von drinnen hoben sich seine Umrisse kaum von dem pechschwarzen

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