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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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nicht tollwütig gewesen ist.«

    Gestaltwandler heilten genauso schnell wie Lykanthrope. Aber ich vermutete, dass es trotzdem einen Virus oder Bakterien gab, die selbst das beste Immunsystem überlisten konnten. Ich wollte einfach ausschließen, dass Red genau so etwas aufgeschnappt hatte.
    Er spannte sich fast unmerklich an, als ich die Haut um die Wunden herum niederdrückte. »Ein Manitu.«
    Rocky ließ ein leises Knurren aus der Schublade hören. Doch diesmal achtete Red nicht auf ihn.
    »Leben die nicht in den Sümpfen von Florida, ernähren sich von Algen und werden von Motorbooten verletzt?« Ich hielt inne. »Warte einen Moment, ich hol rasch meine Ausrüstung.«
    Ich eilte ins Badezimmer und nahm meinen Erste-Hilfe-Kasten aus dem Schrank. In der Metallkiste befanden sich eine sterilisierte Kochsalzlösung, Jod, eine antibiotische Salbe, eine Rolle Mullverband, Pflaster und paar weitere Kleinigkeiten, die nützlich sein konnten, wenn dein Mann gerne regelmäßig verletzte Tiere mit nach Hause bringt. Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, hörte ich, wie Malachy etwas sagte, das Red zum Lachen brachte. Er hörte aber sofort zu lachen auf, als er mich bemerkte.
    »Was habe ich Lustiges verpasst?« Ich führte Red zu unserem Tisch, während Malachy die Lampe zurechtrückte.
    »Red hat nur tapfer versucht, vor Schmerzen nicht zu stöhnen.«
    »Ehrlich gesagt, meinte Malachy gerade, dass du offenbar Manitus mit Manatis verwechselt hast.«
    Ich war mir nicht sicher, ob das alles war, worüber sich die beiden so amüsiert hatten. Wenn wir uns dem Vollmond näherten, verstärkten und verfeinerten sich mein Geruchssinn
und mein Gehör, wenn auch nicht so dramatisch, wie das oft in Filmen behauptet wird. Zugegebenermaßen wäre es angenehm gewesen, in meiner menschlichen Gestalt ein so scharfes Gehör wie ein Hund oder ein Wolf zu haben. Aber solange meine Ohren seitlich an meinem Kopf angewachsen blieben, ließ sich da wohl nichts machen.
    Während ich Reds Wunde versorgte, fragte ich, wie lange er diese Verletzung schon hatte.
    »Einige Stunden.«
    »Und du bist dir sicher, dass diese Manitus nicht nur nicht tollwütig sein können, sondern auch keine Fadenwürmer oder Trichinellose haben? Was ich da nämlich so erkennen kann, sieht mir ganz nach dem Biss eines kleinen Säugetiers aus.«
    Nachdem ich das Jod aufgetragen hatte, kam eine Schicht antibiotischer Salbe hinzu. Schließlich umwickelte ich Reds Arm mit einer Mullbinde.
    Er lachte. »Ja, ich bin mir ganz sicher. Manitu ist kein schicker Name für ein Opossum, Doc. Heutzutage bezeichnet man Manitu als einen Geist, als die Kraft, die alles erfüllt. Aber meinem Großvater zufolge war das nur die Version für die Touristen. Danach sind Manitus das, was man in den alten Legenden meinte, als man vom Raben erzählte, der in das Haus des Bibers kommt, wo sich die beiden halb wie Tiere und halb wie Menschen verhalten.«
    »Ich glaube, das Wort Manitu stammt ursprünglich von den Algonkin-Indianern«, mischte sich Malachy hier ein. »Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, aber meinten Sie nicht, dass Ihr Großvater vom Stamm der Mohawk war, Red? Die Mohawk gehören doch zu den Irokesen - oder nicht?«

    Ich klebte ein Pflaster auf die Mullbinde, um sie zu befestigen, und warf Malachy einen Blick zu. »Irgendwie sind Sie heute noch pedantischer als sonst, Chef.«
    Malachy zog eine seiner Augenbrauen hoch. »Tatsächlich? Das tut mir natürlich unendlich leid. Ich interessiere mich nunmal für den Ursprung bestimmter Wörter.«
    »Also - zum einen wird der Name Irokese inzwischen eher als eine Art Beleidigung betrachtet. Und was Manitus betrifft, so hat mein Großvater diesen Begriff ganz einfach benutzt«, erklärte Red mit freundlicher Stimme. »Ich habe ihn nie danach gefragt, woher er eigentlich stammt.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Das heute war das zweite Mal in meinem Leben, dass ich einem Manitu begegnet bin. Beim ersten Mal hatte ich eine Woche lang gefastet und war allein hinaus in die Wüste gegangen.«
    »Hör zu«, sagte ich zu Red. »Versuche jetzt, den Arm fürs Erste so weit wie möglich hochzuhalten.« Ich trank noch einen Schluck Kaffee und musste feststellen, dass er kalt geworden war. Als ich den Becher wieder abstellte, sagte ich: »Eine Woche Fasten? Wow, ich könnte mir vorstellen, dass man in einem solchen Zustand ziemlich viel sieht.«
    »Es gibt so manches an der Grenze zwischen Schlaf und Wachsein, zwischen dieser Welt und der

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