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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Seiner Meinung nach hatten wir bereits genügend Bäume in Northside. Der Deal ging also über die Bühne, und Red packte einen kleinen Rucksack und verbrachte eine Woche auf der Bergspitze. Er kehrte mit Rocky im Gepäck nach
Hause zurück, der von einem dieser Landrover von Malveaux an einer der ersten Baustellen angefahren worden war.
    »Ich dachte, du wolltest für niemanden arbeiten, der in eines der Old Scolder Häuser gezogen ist«, warf ich ein.
    »Du meinst wohl die Mountain View Lane«, entgegnete Red sarkastisch und prostete mir mit seiner Flasche Budweiser zu. »Ich weiß, dass ich das gesagt habe. Aber wenn ich diesen reichen Ärschen nicht helfe, holen sie sich einen, der einfach Rattengift auslegt.«
    Opal, normalerweise unsere Kellnerin, segelte gerade mit einem Tablett voller Essen an unserem Tisch vorbei. Ich versuchte sie zu uns zu winken.
    »Sorry, Leute. Heute Abend bin ich nicht für euch zuständig. Eure Kellnerin sollte aber gleich bei euch sein«, erklärte sie.
    »Wir hätten doch ins Stagecoach gehen sollen«, murmelte Malachy.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass Ihr Steak nach Gespenstern und Ektoplasma schmeckt«, erwiderte Red scherzhaft. Zumindest nahm ich an, dass er es scherzhaft meinte. »Jedenfalls hat sich dieser Manager irgendeine Schönste-Häuser-der-Welt -Hütte da hingestellt. Natürlich zogen sogleich, als das Wetter kälter wurde, verschiedene Tiere bei ihm ein.«
    Es überraschte mich immer wieder von neuem, weshalb angeblich intelligente Menschen nicht begriffen, dass man nicht in die Wildnis ziehen kann, ohne auch mit hartnäckigen Schädlingen zu tun zu haben.
    »Okay, hier bin ich«, sagte Kayla, die an unseren Tisch getreten war. An diesem Abend trug sie eine enge schwarze
Jeans und eine weiße aufgeknöpfte Bluse, die ihren üppigen Vorbau kaum bedeckte.
    »He, du bedienst also jetzt auch an den Tischen«, rief Red freundlich.
    »Ich wollte mal von den Raufbolden an der Bar weg. Hallo, Abra.«
    Ich nickte und wandte mich dann wieder der Speisekarte zu, als würde ich die nicht schon lange auswendig kennen. Kayla hatte ihre rotblonden Haaren in einem Pferdeschwanz zusammengefasst und wirkte älter und schwerer als bei unserem letzten Zusammentreffen. Damals besaß sie für mich die harte, makellose Hübschheit einer Kandidatin für einen Schönheitswettbewerb. Seitdem hatte sie allerdings etwa zehn Kilo zugenommen, und auch wenn sie noch immer hübsch war, wirkte sie nun doch weicher und matronenhafter als zuvor. Ihre funkelnden grünen Augen kamen mir erwachsener vor. Vermutlich hatte mein grauenvoller Ex dazu beigetragen, dass sie nun weniger strahlend wirkte, weshalb ich eigentlich eine gewisse Verbundenheit mit ihr hätte empfinden sollen.
    Doch das tat ich nicht. Im Jahr zuvor hatte sie mich im Supermarkt angesprochen und dabei so finster angestarrt, als hätte ich ihr etwas angetan. Offenbar hatte Hunter begonnen, sie zu verfolgen, woraufhin sie ein gewisser Dan verlassen hatte. Ich hatte keine Ahnung, ob es sich bei diesem Dan um ihren Freund oder ihren Mann handelte, und letztlich war es mir auch ziemlich egal. Nennen Sie mich ruhig kaltherzig, aber ich empfand keinerlei Mitleid. Jedenfalls nicht für Kayla. Etwas anderes war es bei diesem Dan, wer immer er auch sein mochte.
    Ich bestellte und würdigte sie dabei keines weiteren Blickes.
Sie ging, ohne wie sonst üblich ihr Dekolleté und ihre süßen Grübchen zu zeigen.
    »Sie fühlt sich wirklich mies, weil sie dich so schlecht behandelt hat«, sagte Red. »Sie hat mich gebeten, dir das auszurichten.«
    »Erzähl lieber deine andere Geschichte weiter«, erwiderte ich mit steinerner Miene.
    »Menschen können sich ändern, Abra.«
    Finster starrte ich ihn an. »Mag sein, aber meist nicht zum Besseren.«
    Red ließ seine Schultern kreisen, als müsste er seine Muskeln lockern, widersprach mir aber nicht. »Also«, fuhr er stattdessen mit seiner Geschichte fort. »Ich fahre also zu dem Haus dieses Angebers, und der Kerl zittert am ganzen Körper und behauptet, unten in seinem Keller würde etwas Riesiges leben. Er konnte sich gar nicht beruhigen und erzählte mir immer wieder, wie er diese schrecklichen Kratzgeräusche gehört und einmal sogar rotglühende Augen gesehen hätte.«
    »Und du gehst nach unten und kommst mit einem Eichhörnchen wieder nach oben«, sagte ein dicker Mann mit einem großen Vollbart, der an einem Nebentisch saß. Jerome sah wie der stereotype freundliche Nachbar aus ›Unsere kleine

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