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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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wütend, dass ich ihr am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Doch schon im nächsten Augenblick stürzte ich zu Boden. Ich fühlte mich seltsam benommen und verwirrt. Pia stand über mich gebeugt da und wimmerte ängstlich, während sie versuchte, mich hochzuziehen.
    »Hör mit dem Jammern auf. Es geht mir gut«, fauchte ich und fiel im nächsten Augenblick in Ohnmacht.

2
    Auf der heruntergesessenen Couch in unserem Hinterzimmer kam ich langsam wieder zu mir, den Gestank von Ammoniak in der Nase.
    »Besser?«
    Mein Chef hielt ein kleines Fläschchen mit Riechsalz in der Hand, das er offensichtlich zuvor unter meiner Nase hin und her geschwenkt hatte. Typisch Malachy Knox. Es passte perfekt zu ihm, dass er eine Arznei aus der Zeit Königin Victorias zur Hand hatte. Ich rieb mir die Nase, um den durchdringenden Geruch der Ammoniakdämpfe loszuwerden.
    »Ich bin jedenfalls wieder bei Bewusstsein.«
    »Das würde ich besser nennen.«
    Knox reichte Pia, die hinter ihm stand, das Riechsalz. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass die beiden gerade noch über mich gesprochen hatten und ich etwas Wesentliches verpasst hatte. Automatisch tastete ich nach meiner Brille. Sie saß mir noch auf das Nase, obwohl ich meine Umwelt leicht verschwommen sah.
    »Was ist passiert?«, wollte ich wissen.
    »Sie sind im Behandlungszimmer ohnmächtig geworden. Wie geht es Ihnen jetzt?«

    Ich hakte innerlich rasch eine kleine Liste ab: Noch hatte ich meine Kleidung an und fühlte mich mehr oder weniger menschlich, obwohl mich mein Benehmen nicht gerade begeisterte. Allmählich schien sich auch meine Sehschärfe wieder zu normalisieren.
    »Es geht mir gut«, erwiderte ich und versuchte mich aufzusetzen. »Oh - mir wird schwindlig …«
    »Sie müssen es langsam angehen lassen«, erklärte Knox. »Sie haben sich den Kopf angeschlagen, als Sie umgefallen sind.«
    Er hatte einen britischen Akzent, die Gesichtszüge eines römischen Patriziers und die widerspenstigen schwarzen Locken eines portugiesischen Wasserhunds. Einige unserer Klientinnen hatten mich bereits neugierig gefragt, warum er seine Haare nicht kurz schnitt. Ich musste ihnen erklären, dass eine gewisse ostentative Exzentrik zu den Markenzeichen der britischen Oberschicht gehöre.
    »Wie wäre es dann, wenn Sie mir helfen würden?«
    Ich spürte, dass seine knochige Hand meinen Rücken berührte, und fragte mich, wie ich eigentlich auf die Couch gekommen war. Ich war etwa acht Zentimeter größer und neun Kilo schwerer als Pia. Und was Malachy Knox betraf, so mochte er zwar so manches geleistet haben, aber körperlich war er kaum in der Lage, etwas Schwereres als eine zierliche Siamkatze hochzuheben.
    »Okay«, sagte Pia, um mich von der Seitenlinie aus anzufeuern. »Schwingen Sie Ihre Beine auf den Boden, Dr. Barrow. Gut. Wie fühlt sich das an?«
    »Ich werde es euch wissen lassen, wenn das Zimmer anfängt sich zu drehen.«
    Für jemanden, der erst seit weniger als einem Jahr ein
Mensch war, hatte sich Pia erstaunlich gut an das Leben auf zwei Beinen gewöhnt. Mir fiel es schwer, mir vorzustellen, dass sie eine scheue junge Wölfin gewesen war, als ich sie im vergangenen Oktober kennenlernte, und dass sie sich in dieser kurzen Zeit in eine junge Frau verwandelt hatte. Zugegebenermaßen verstand Pia nicht, warum so viele Frauen ihre Lippen und Wimpern schminkten, und auch bei ihrem Umgang mit Essen zeigten sich noch frühere Eigenschaften. Sie aß alles so schnell wie möglich auf, ehe es ihr ein anderer wegnehmen konnte.
    Doch all dies ließ sie eher wie eine Emigrantin erscheinen, die vor kurzem aus einer verarmten, traditionell verwurzelten Gesellschaft hierhergekommen war, nicht aber wie einen Neuzugang zu unserer Spezies. Jackie, die frühere Besitzerin Pias, hatte sicher ihren Teil dazu beigetragen, dass alles so problemlos verlaufen war. Sie hatte sich die größte Mühe gegeben, Pia zum Beispiel beizubringen, dass man an und nicht unter einem Tisch sitzt und das Essen meist mit Messer und Gabel zu sich nimmt. Jackie jedoch wollte nichts von ihrer Rolle bei der Verwandlung Pias in einen Menschen wissen. »Du wärst überrascht, wie wenig ich ihr beibringen musste«, hatte sie erklärt. Offensichtlich verstehen unsere Hundefreunde mehr von der menschlichen Sprache und Kultur, als wir uns das normalerweise vorstellen.
    Jackie hatte nie offen zugegeben, wie wenig sie von dem gehalten hatte, was Malachy Knox ihrer Lieblingshündin angetan hatte. Ebenso wie meine Mutter

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