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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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schätzte sie die Spezies Homo sapiens nicht sonderlich.
    Keiner von uns wusste genau, wie es Pia mit den unglaublichen Veränderungen in ihrem Leben erging. Sie hatte
sich bisher noch nie offen dazu geäußert, und ich hatte auch nicht vor, sie danach zu fragen. Irgendwie hatte ich etwas Angst von der Antwort.
    Mir wurde auf einmal bewusst, dass ich bereits eine Minute lang aufrecht dagesessen und dass mein Kopf aufgehört hatte, sich zu drehen. »Es geht mir wieder viel besser«, sagte ich zu Pia. »Danke.«
    Ich versuchte der jüngeren Frau in die Augen zu schauen, doch sie wandte den Blick ab. Warum verhielt sie sich plötzlich so seltsam zurückhaltend? Meist war es nämlich nur Malachy, der sich ein wenig vor mir zu fürchten schien.
    Pia räusperte sich. »Kann ich Ihnen etwas bringen, Dr. Barrow? Vielleicht ein Glas Wasser?«
    »Nein danke. Es geht schon wieder. Und was soll das eigentlich mit dem Doktor? Ich habe doch gesagt, dass du mich Abra nennen kannst.«
    »Ja, natürlich … Abra.« Sie schenkte mir ein schiefes Lächeln. Am liebsten hätte ich sie angebrüllt und ihr befohlen, nicht so verdammt duckmäuserisch zu sein.
    »Okay, ich geh dann mal wieder«, sagte sie und bewegte sich langsam auf die Tür zu. »Es sei denn, Sie … du … du möchtest doch noch ein Glas Wasser?«
    Etwas verspätet kam ich mir auf einmal ungerecht vor. Mein Ärger verflog. Hier ging es doch nicht um Pia. Die schlechten Hundebesitzer dieser Welt verdienten in Wirklichkeit meinen Zorn. Nicht Pia.
    »Nein danke. Es geht mir wirklich gut. Danke auch für deine Hilfe. Eine Frage hätte ich allerdings noch: Wie zum Teufel ist es euch eigentlich gelungen, mich hierher aufs Sofa zu hieven?«
    Pia zog peinlich berührt den Kopf ein. »Oh … Na ja,
weißt du … Dr. Knox und ich haben das schon irgendwie geschafft.«
    Malachy schnaubte spöttisch. »Du musst keine Angst haben, meine Gefühle zu verletzen, Pia. Ich war wie immer völlig nutzlos. Zum Glück bist du stärker, als es auf den ersten Blick aussieht.«
    »So stark bin ich auch wieder nicht. Aber man kann wirklich erstaunlich viel hochwuchten, wenn einem das Adrenalin durch den Körper schießt.«
    »Na, herzlichen Dank«, erwiderte ich trocken.
    Pia brauchte einen Augenblick, ehe sie verstand, was ich damit meinte. Erst als Malachy den Kopf zurückwarf und ein heiseres Lachen ausstieß, begriff sie, was sie da gerade gesagt hatte.
    »Ich … ich wollte damit nicht implizieren, dass …«
    »Ist schon in Ordnung. War doch nur ein Scherz.«
    Pia lächelte unsicher. Für sie war ein scherzhafter Umgang einem spielerischen Kampf unter Hunden nicht unähnlich, der zeigte, auf welcher Stufe der Rudel-Hierarchie man sich gerade befand.
    »Ich finde wirklich nicht, dass Sie … zu dick sind, Doktor … Abra.«
    »Pia«, mischte sich Malachy ein. »Mach dir keine Sorgen. Sie weiß, dass sie nicht zu dick ist.«
    Er hatte Recht. Ich hätte zwar ein oder zwei Kilo um den Bauch herum weniger haben können, aber noch war nicht Badesaison, weshalb ich mir keine allzu großen Gedanken darüber machte.
    »Wie wäre es, wenn du jetzt ins Wartezimmer gingest und dich um die anderen Patienten kümmertest, ehe die einen Aufstand anzetteln?«

    »Oh mein Gott. Natürlich! Tut mir leid, Doktor!«
    Pia hastete hinaus, und Malachy Knox drehte sich auf seinem Stuhl zu mir um.
    »Also gut«, sagte er. »Jetzt schauen Sie mal an die Wand hinter mir.«
    Ich versuchte nicht zu blinzeln, während er mit einer kleinen Lampe in meine Augen leuchtete.
    »Gut.« Malachy fühlte meinen Puls. Als ich etwas sagen wollte, gab er mir zu verstehen, erst einmal still zu sein. »Also - Blutdruck und Pupillenreaktion sind normal. Aber ich denke, als Nächstes sollten wir trotzdem eine Kernspintomographie vornehmen.«
    »Ich glaube nicht, dass das notwendig sein wird«, entgegnete ich.
    »Irgendeinen plausiblen Grund, der dagegen spricht?« Ich zog den Haarzopf über meine Schulter und überlegte, wie ich am höflichsten ablehnen konnte. Malachy Knox wusste über den Virus Bescheid. Eine Weile hatte er mir sogar einen unangenehm schmeckenden Medikamentencocktail verabreicht, um die Symptome zu unterdrücken. Doch obwohl er der Einzige weit und breit war, den man mit gewissen Einschränkungen einen Experten auf dem Gebiet der Lykanthropie nennen konnte, war ich mir nie sicher, ob ich ihm auch vertrauen konnte. Ich wusste nämlich nicht, ob er mich als Patientin oder doch eher als interessantes Experiment

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