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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Hieben, dann wieder senkrecht, immer weiter riss sie ihm das Herz heraus, bis die Szene für immer
verschwunden war.
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Underground
    »Und hier«, sagte George Flight, »wurde der Wolfsmann geboren.«
Rebus schaute sich um. Eine deprimierende Vorstellung, hier geboren zu werden. Es war eine mit
Kopfstein gepflasterte Sackgasse, die Häuser drei Stockwerke hoch, die Fenster entweder mit
Brettern verrammelt oder vergittert. Die schwarzen Müllsäcke am Straßenrand sahen aus, als würden
sie schon seit Wochen dort vor sich hin gammeln. Einige waren auf den spitzen Metallenden der
Gitter vor den Fenstern aufgespießt worden, und aus diesen Säcken floss die stinkende Brühe wie
aus einem geborstenen Abflussrohr.
»Nett«, sagte er.
»Die Häuser sind zum größten Teil unbewohnt. Einige Bands aus der Gegend benutzen einen der
Keller als Übungsraum und machen einen ziemlichen Lärm, wenn sie spielen.« Flight zeigte auf
eines der vergitterten Fenster. »Und da ist, soweit ich weiß, ein Textilienhersteller oder
-händler. Jedenfalls ist er nicht hier gewesen, seit wir angefangen haben, uns für diese Straße
zu interessieren.«
»Ach?« Rebus klang interessiert, doch Flight schüttelte den Kopf.
»Das hat nichts zu bedeuten, glauben Sie mir. Diese Kerle benutzen Arbeitssklaven, Bangladeshis,
größtenteils illegale Einwanderer. Und denen passt es überhaupt nicht in den Kram, wenn
Polizisten in ihrer Nähe herumschnüffeln. Also packen sie ihre Maschinen zusammen und stellen sie
woanders wieder auf.«
Rebus nickte. Er sah sich die Sackgasse genauer an und versuchte, sich nach den Fotos, die man
geschickt hatte, zu erinnern, wo die Leiche gefunden worden war.
»Da war es.« Flight zeigte auf einen Durchgang in einem Metallzaun.
Ach ja, jetzt erinnerte sich Rebus. Das Opfer war nicht auf der Straße gefunden worden, sondern
auf einer Treppe, die zu einem Untergeschoss führte. Die Frau hatte am Fuß der Treppe gelegen,
gleicher Modus operandi wie vergangene Nacht, bis hin zu den Bissabdrücken auf dem Bauch. Rebus
öffnete seine Aktentasche, nahm den Ordner heraus und schlug ihn bei der entsprechenden Seite
auf.
»Maria Watkiss, achtunddreißig Jahre. Beruf: Prostituierte. Leiche wurde am Dienstag, den 16.
Januar, von städtischen Arbeitern gefunden. Man schätzt, dass das Opfer zwei bis drei Tage vor
seiner Entdeckung ermordet worden war. Es wurde ein rudimentärer Versuch unternommen, die Leiche
zu verbergen.«
Flight deutete mit dem Kopf auf einen der aufgespießten schwarzen Säcke. »Er hat einen Sack Müll
über sie gekippt. Damit war die Leiche ganz gut verdeckt. Die Arbeiter sind durch Ratten darauf
aufmerksam geworden.«
»Ratten?«
»Dutzende, nach allem, was man so hört. Die hatten ein verdammt üppiges Mahl, diese
Ratten.«
Rebus stand jetzt oben an der Treppe. »Wir vermuten«, sagte Flight, »dass der Wolfsmann sie für
einen schnellen Fick im Stehen bezahlt und sie hierher gebracht hat. Oder vielleicht hat sie ihn
hierher gebracht. Sie hat sich ihre Kunden in einem Pub auf der Old Street gesucht. Das ist fünf
Minuten zu Fuß von hier. Wir haben mit den Stammgästen gesprochen, aber niemand hat sie mit
irgendjemandem weggehen sehen.«
»Vielleicht hat er sie mit dem Auto aufgelesen?«
»Das ist sehr gut möglich. Nach der räumlichen Distanz zwischen den Tatorten zu urteilen, muss er
ziemlich mobil sein.«
»Im Bericht steht, dass sie verheiratet war.«
»Das stimmt. Tommy, ihr Mann, wusste, dass sie anschaffen ging. Es hat ihn nicht gestört, solange
sie die Kohle zu Hause ablieferte.«
»Und er hat sie nicht als vermisst gemeldet?«
Flight rümpfte die Nase. »Tommy doch nicht. Er war zu der Zeit auf Sauftour gewesen, war
praktisch bewusstlos, als wir zu ihm kamen. Später hat er gesagt, dass Maria häufiger für ein
paar Tage verschwand, ist angeblich mit ein paar von ihren Stammkunden ab und zu ans Meer
gefahren.«
»Ich nehme an, Sie haben keinen von diesen... Kunden aufspüren können?«
»Das können Sie vergessen.« Flight lachte, als wäre das der beste Witz, den er seit langem gehört
hatte. »Nur der Vollständigkeit halber: Tommy meinte, einer von ihnen könnte vielleicht Bill oder
Will heißen. Hilft Ihnen das weiter?«
»Es schränkt den Personenkreis ziemlich ein«, sagte Rebus lächelnd.
»Jedenfalls möchte ich bezweifeln«, fuhr Flight fort, »dass Tommy uns um Hilfe gebeten hätte,
wenn sie nicht aufgetaucht wäre. Er hat ein ellenlanges

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