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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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der Presse Unsinn, dein Foto erscheint
überall auf den Titelseiten der Zeitungen, wir haben unseren ersten - und vielleicht nicht
letzten -Nachahmungstäter, dann kommst du mit irgendeiner Idee über Flohmärkte und falsche Zähne.
Und jetzt das hier.« Er breitete die Arme aus, als erflehe er Hilfe, damit seine Welt wieder
einen Anschein von Ordnung bekäme.
»Es ist alles ein bisschen viel.«
Rebus biss in das Sandwich und kaute langsam. »Aber es passt in das Muster. Nach dem, was ich
über Serienkiller gelesen hab, geht der erste Versuch häufig schief. Sie sind noch nicht ganz so
weit, haben es noch nicht gut genug geplant. Jemand schreit, sie geraten in Panik. Er hatte seine
Technik noch nicht perfektioniert. Hat ihr nicht den Mund zugehalten, deshalb konnte sie
schreien. Dann stellte er fest, dass menschliche Haut und Muskeln zäher sind, als sie aussehen.
Vermutlich hatte er zu viele Horrorfilme gesehen und sich vorgestellt, das ließe sich schneiden
wie Butter. Also hat er sie nur angeritzt. Jedenfalls nicht tief genug, um ernsthaften Schaden
anzurichten. Vielleicht war das Messer nicht scharf genug, wer weiß. Der springende Punkt ist, er
bekam Angst und ist weggelaufen.«
Flight zuckte gleichgültig die Achseln. »Und sie hat sich nicht gemeldet«, sagte er. »Das stört
mich bei der Sache.«
»Sie hat sich jetzt gemeldet. Sag mir doch mal eines, George. Wie viele Vergewaltigungsopfer
bekommen wir tatsächlich zu sehen? Ich hab gehört, man schätzt, dass es weniger als eines von
dreien sind. Jan Crawford ist eine schüchterne kleine Frau, die halb tot vor Angst ist. Sie
wollte die Sache einfach nur vergessen, aber das konnte sie nicht. Ihr Gewissen hat es nicht
zugelassen. Ihr Gewissen hat sie zu uns geführt.«
»Es gefällt mir trotzdem nicht, John. Frag mich nicht, warum.«
Rebus aß den letzten Happen von seinem Sandwich und wischte sich ausgiebig die Hände ab. »Ist es
dein Polizeiinstinkt?«, fragte er ein wenig sarkastisch.
»Vielleicht«, erwiderte Flight, der anscheinend Rebus' Unterton nicht mitbekommen hatte oder ihn
einfach ignorierte. »Sie hat irgendwas an sich.«
»Vertrau mir. Ich hab mit ihr geredet. Ich bin alles mit ihr durchgegangen. Und ich glaube ihr,
George. Ich glaube, dass er es war. Am zwölften Dezember letztes Jahr. Das war sein erstes
Mal.«
»Vielleicht auch nicht«, sagte Flight. »Vielleicht gab es noch mehr Frauen, die sich nicht
gemeldet haben.«
»Vielleicht. Entscheidend ist, dass eine es getan hat.«
»Ich sehe immer noch nicht, inwieweit uns das hilft.« Flight nahm ein Blatt vom Schreibtisch und
las die hingekritzelten Notizen. » Er war etwa einsachtzig groß, weiß, und ich glaube, er hatte
braune Haare. Er hatte mir den Rücken zugedreht, als er weglief, deshalb konnte ich sein Gesicht
nicht sehen .« Flight legte das Blatt wieder hin. »Das engt die Sache ganz schön ein,
was?«
Ja, wollte Rebus sagen, das tut es. Weil ich jetzt glaube, dass ich es mit einem Mann zu tun
habe, und vorher war ich mir nicht sicher. Doch er behielt diesen Gedanken für sich. Er hatte
George Flight in den letzten Tagen schon genug Kummer bereitet.
»Das ist immer noch nicht der springende Punkt«, sagte er stattdessen.
»Was, um Himmels willen, ist denn der springende Punkt?« Flight hatte die Cola ausgetrunken und
warf die leere Dose in einen metallenen Papierkorb, wo sie klappernd gegen die Seitenwand schlug.
Das Geschepper schien eine halbe Ewigkeit zu dauern.
Erst als es wieder ruhig war, sprach Rebus. »Der springende Punkt ist, dass der Wolfsmann nicht
weiß, dass sie ihn nicht richtig gesehen hat. Wir müssen Miss Crawford überreden, an die
Öffentlichkeit zu gehen. Sollen sich doch die Fernsehkameras an ihr gütlich tun. Die eine, die
davongekommen ist. Dann behaupten wir, sie hätte uns eine gute Beschreibung gegeben. Wenn der
Dreckskerl dadurch nicht in Panik gerät, wird er's nie tun.«
»Panik! Alles, was du tust, hat nur den Zweck, ihn in Panik zu versetzen. Und wozu soll das gut
sein? Wenn es ihn nun einfach abschreckt? Wenn er einfach aufhört zu töten und wir ihn niemals
finden?«
»Dazu ist er nicht der Typ«, sagte Rebus mit Autorität in der Stimme.
»Er wird weiter töten, weil dieser Drang ihn gepackt hat. Ist dir nicht aufgefallen, dass die
Morde in immer kürzeren Intervallen stattfinden? Vielleicht hat er sogar seit dem Mord an der Lea
Bridge wieder getötet, und wir haben bloß die Leiche noch nicht gefunden. Er ist

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