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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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denn je. Er küsst sie auf den Kopf, riecht ihr sauberes Haar. Sie zittert. Er kann spüren,
wie ihr Brustkorb bebt und ihre Arme zucken.
»Schsch«, sagt er. »Schhh, Kätzchen, sch.«
Sie macht sich von ihm los und lächelt beinah, schnieft, und dann sagt sie: »So hast du mich
früher immer genannt. Dein Kätzchen. Mum hat nie Kätzchen zu mir gesagt. Nur du.«
Er lächelt zurück und streicht ihr übers Haar. »Ja«, sagt er, »deine Mum hat mich deswegen
ausgeschimpft. Sie hat gesagt, ein Kätzchen sei ein Besitztum, und du seist kein Besitztum.«
Jetzt fällt ihm alles wieder ein.
»Sie hatte ein paar merkwürdige Ideen, deine Mum.«
»Die hat sie immer noch.« Dann erinnert sie sich, weshalb sie hier ist.
Von neuem steigen ihr Tränen in die Augen.
»Ich weiß, dass du ihn nicht magst«, sagt sie.
»Unsinn, wie kommst du denn auf die...«
»Aber ich liebe ihn, Daddy.« Sein Herz überschlägt sich einmal in seiner Brust. »Und ich will
nicht, dass ihm irgendwas passiert.«
»Weshalb glaubst du denn, dass ihm irgendwas passieren wird?«
»So wie er sich in letzter Zeit verhalten hat, als ob er irgendwelche Geheimnisse vor mir hat.
Mum ist das auch aufgefallen. Ich bilde mir das nicht bloß ein. Aber sie hat gemeint, dass er
vielleicht vorhat, sich mit mir zu verloben.« Ihr fällt auf, wie seine Augen größer werden, und
sie schüttelt den Kopf. »Ich hab das nicht geglaubt. Ich wusste, dass es was anderes war. Ich hab
gedacht, ich weiß nicht, ich hab einfach...«
Erst jetzt bemerkt er, dass man ihnen zuschaut. Bis her hätte er sich genauso gut in einem
abgeschlossenen Raum befinden können, so wenig hat er von seiner Umgebung wahrgenommen. Doch
jetzt sieht er plötzlich einen amüsierten Wachhabenden, zwei Polizistinnen, die - ihre Papiere an
sich gedrückt - die Szene mit einem fast mütterlichen Lächeln beobachten, sowie zwei unrasierte
Männer, die auf zwei Stühlen an der Wand sitzen und warten.
»Komm mit, Sammy«, sagt er. »Wir gehen rauf in mein Büro.«
Sie waren bereits auf halbem Weg zum Ermittlungsraum, da kam ihm der Gedanke, dass dies
vielleicht nicht gerade die passendste Umgebung für ein junges Mädchen war. Die Fotos an den
Wänden waren nur eine Sache.
In einem Fall wie dem des Wolfsmanns brauchte man Sinn für Humor, und dieser Sinn für Humor
schlug sich immer stärker in Comics nieder, in Witzen und ausgeschnittenen Zeitungsartikeln, die
entweder an die Anschlagbretter gepinnt oder mit Tesafilm auf die Seiten der Computerbildschirme
geklebt waren. Die Sprache konnte ebenfalls deftig sein, oder man könnte zufällig mithören, wie
sich jemand mit einem Mitarbeiter der Pathologie unterhielt.
»... zerfetzt... aufgerissen an der rechten... Küchenmesser, vermutet man... aufgeschlitzt von
einem Ohr... ausgehöhlt... Anus... unangenehmer Kerl... daneben scheinen einige von ihnen fast
menschlich.« Es wurden Geschichten getauscht über frühere Serienkiller, über Selbstmörder, die
man von Bahngleisen abgekratzt hatte, über Polizeihunde, die mit einem abgetrennten Kopf gespielt
hatten.
Nein, ganz bestimmt nicht der richtige Ort für seine Tochter. Außerdem bestand immer die
Möglichkeit, dass Lamb dort war.
Stattdessen fand er ein leeres Vernehmungszimmer. Es war für die Dauer der Ermittlungen in eine
Rumpelkammer umfunktioniert worden.
Hier standen leere Kartons herum, überflüssige Stühle, kaputte Schreibtischlampen und
Computertastaturen sowie eine schwer aussehende, manuelle Schreibmaschine. Irgendwann würden die
Computer im Ermittlungsraum wieder in die Kartons gepackt, und die Akten würden irgendwo
ordentlich gestapelt verstauben.
Im Augenblick wirkte der Raum muffig und unbenutzt, aber es gab immerhin einen Tisch und zwei
Stühle, und von der Decke hing eine Glühbirne. Auf dem Tisch stand ein Glasaschenbecher voller
Zigarettenkippen und zwei Kaffeebecher aus Plastik, auf deren Boden eine grün und schwarze
Schicht Schimmel war. Auf dem Fußboden lag ein zerdrücktes Zigarettenpäckchen. Rebus trat es
unter einen Stapel übereinander gestellter Stühle.
»Es ist zwar nichts Tolles«, sagte er, »aber hier sind wir unter uns. Setz dich. Möchtest du
irgendwas?«
Sie schien die Frage nicht zu verstehen. »Was denn?«
»Ich weiß nicht, Kaffee, Tee?«
»Eine Cola light?«
Rebus schüttelte den Kopf.
»Wie wär's mit 'ner Irn-Bru?«
Jetzt lachte er. Schottische Limonade. Sie hatte einen Scherz gemacht.
Er konnte nicht ertragen, wenn sie traurig

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