Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
nie?“
    „Nein, da muss ich leider passen.“
    „Dieser Typ, Harvey Klingman, wurde das letzte Mal lebend im Rising Moon gesehen“, erklärte Sullivan, und mir rutschte das Herz in die Hose.
    Um einen Blick auf das Foto zu erhaschen, trat ich einen Schritt näher, aber es wurde von den breiten Schultern des Detectives verdeckt, als dieser sich über den Tresen lehnte, um Kings Antwort zu hören.
    „Ich vermute, er ist ebenso spurlos verschwunden wie die anderen.“ King sah noch nicht mal auf. „Und genau wie bei den anderen, weiß ich nichts über die Sache.“
    „Sie halten es doch nicht für einen Zufall, dass all diese Menschen hier aufkreuzen, nur um es anschließend nie wieder nach Hause zu schaffen?“
    „Aber genau das ist es“, entgegnete King bedächtig. „Reiner Zufall.“
    Um uns herum erhob sich Stimmengemurmel, Gläser klirrten, jemand lachte. Sullivan holte tief Luft, dann ließ er sie wieder entweichen. Er tippte mit einem kräftigen Finger auf das Foto. „Dieser Kerl ist nicht spurlos verschwunden. Ich weiß genau, wo er sich befindet.“
    „Warum verschwenden Sie dann meine Zeit?“, knurrte King.
    „Weil er im Leichenschauhaus liegt.“
    „Wieso denn das?“, platzte ich heraus.
    „Tja, der übliche Grund“, erklärte Sullivan trocken.
    Ich räusperte mich. „Ich meinte, wie ist er gestorben?“
    „Schwer zu sagen.“ Der Detective schaute über seine Schulter zu mir, dann zurück zu King. „Jemand hat ihn angezündet.“
    Ich zuckte zusammen, als mir die gegrillten Leichen auf dem Friedhof wieder einfielen.
    „Ob nun das Feuer die eigentliche Todesursache gewesen ist“, fuhr Sullivan fort, „oder ob es nur dazu dienen sollte, die wahre Todesursache zu verschleiern, muss erst noch von der Gerichtsmedizin festgestellt werden.“
    „Darüber weiß ich auch nichts“, ließ King sich vernehmen.
    „Trotzdem haben Sie doch sicher nichts dagegen, wenn ich mich mal umsehe.“
    „Tun Sie, was Sie nicht lassen können.“
    Der Detective schnappte sich das Foto, steckte es ein und drehte sich zu mir um. Durch die Bewegung rutschte sein Jackenärmel gerade weit genug nach oben, dass ich den purpurroten Kratzer auf seinem Unterarm sehen konnte.
    „Was ist passiert?“ Ich deutete auf die Schramme.
    Sullivans Mund wurde ernst; mit einem flüchtigen Blick in Kings Richtung zog er mich in den vorderen Bereich des Clubs. „Nachdem wir uns gestern Nacht auf der Decatur verabschiedet hatten, wurde ich auf dem Heimweg von irgendeinem Kerl attackiert.“
    Stirnrunzelnd dachte ich an die bizarren, hundeartigen Schatten zurück, die Sullivan zu folgen schienen.
    „Ein Kerl?“, hakte ich nach. „Bist du dir sicher?“
    „Natürlich bin ich mir sicher.“ Er schaute mich seltsam an. „Muss irgendwas eingeworfen haben. Er hat allen Ernstes versucht, mich zu beißen.“
    „Was, wenn er Tollwut hatte? Warst du beim Arzt?“
    „Ja, war ich. Aber zum Glück stammen diese Kratzer“, er hob die Hand, „vom Bürgersteig, allerdings könnten es auch seine Fingernägel gewesen sein, die ziemlich Fu-Manchu-mäßig waren. Ich habe seine Zähne nicht nah genug an mich rangelassen, als dass sie meine Haut hätten verletzen können. Dem Arzt zufolge wird Tollwut in den meisten Fällen durch Speichel übertragen, aber theoretisch könnte man sich auch durch einen Kratzer infizieren.“
    „Was ist passiert, nachdem er dich angegriffen hat?“
    „Ich habe auf ihn geschossen.“
    „Du hast auf ihn geschossen ?“
    „Ich konnte den Idioten doch nicht einfach laufen lassen und riskieren, dass er jemand anders beißt. Obwohl bis heute noch kein Fall dokumentiert ist, bei dem eine Tollwutinfektion von einem Menschen auf einen anderen übertragen wurde, gibt es immer ein erstes Mal. Abgesehen davon ist es schon fies genug, überhaupt von einem Menschen gebissen zu werden.“
    Ich nickte. Menschliche Münder sind reine Bakterienherde. In der Regel entzündet sich jeder Biss, und das Opfer ist definitiv ein Kandidat für hohe Antibiotika-Dosen.
    „Hast du ihn erwischt?“, fragte ich.
    Verwirrung flackerte über Sullivans Züge. „Ich hätte schwören können, dass ja, und zwar ins Bein, hab sogar ein bisschen Blut gefunden, aber er ist davongeflitzt wie ein Wiesel. In keiner der Notaufnahmen existiert ein Bericht über eine Schussverletzung – zumindest keiner, der auf die Beschreibung dieses Mannes passt.“
    „Wie merkwürdig“, murmelte ich.
    „Das stimmt, andererseits habe ich Junkies schon

Weitere Kostenlose Bücher