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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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offenen Feuer geröstet werden.
    Wahrscheinlich nur irgendein Duftsäckchen; allerdings hatte ich noch nie von jemandem gehört, der so etwas in Kissenüberzüge steckte. Vielleicht war das ja eine Tradition des Südens.
    Mit einem Schulterzucken beförderte ich das Säckchen in den Abfalleimer. Was ich derzeit überhaupt nicht brauchen konnte, war irgendein Störfaktor, der mich wach zu halten drohte, wenn ich schlafen sollte.
    Den Großteil des Tages döste ich einfach vor mich hin, bevor ich gerade noch rechtzeitig aufstand, um zu duschen, mich anzuziehen, zum Central-Grocery-Lebensmittelladen in der Decatur Street zu flitzen und mir ein Muffuletta-Sandwich zu besorgen.
    Der Werbung zufolge handelt es sich bei der Muffuletta um eine sizilianische Kreation. Obwohl die Kulturen der Kreolen und Cajuns in New Orleans die meiste Presseaufmerksamkeit bekommen, siedelten sich in den 1880er Jahren auch die ersten Italiener in der Stadt an, wo sie bald schon zu einer recht großen Bevölkerungsgruppe anwuchsen.
    Ich war gewarnt worden, dass es dort manchmal lange Warteschlangen gab, aber ich hatte Glück; es waren nur fünf Leute vor mir.
    Was wie französisches Weißbrot aussah, wurde mit Olivenöl beträufelt und dick mit Olivensalat, italienischem Käse und Salami belegt. Ich schlang mein Sandwich auf dem Rückweg zum Rising Moon hinunter und spielte sogar mit dem Gedanken umzukehren, um mir noch eines zu holen. Gott, schmeckte das gut!
    Wenn ich dreimal am Tag so ein Sandwich aß, würde ich in einer einzigen Woche fünf Kilo zulegen. Ein Glück, dass ich zwischen Schlafen und Schichtbeginn sowieso nur eine Mahlzeit am Tag schaffte. Unter diesen Umständen könnte ich sogar fünf Kilo verlieren, was mir nicht schaden würde. Wem schadete es schon, fünf Kilo zu verlieren?
    Als ich meinen Dienst antrat, fehlte von Rodolfo jede Spur; es wurde immer später, aber er ließ sich noch immer nicht blicken. Viele der Gäste gingen, und King verlor die Fassung.
    „Wo zum Teufel steckt er?“ Er knallte das Glas in seiner Hand so wütend auf den Tresen, dass ich es schon zerbrechen sah; stattdessen schwappte Southern Comfort über den Rand und seine Finger.
    „Keine Ahnung.“ Ich stellte das Glas auf mein Tablett. Was nicht wirklich gelogen war, denn ich wusste nicht, wo Rodolfo gerade steckte. Und was sollte es bringen, King zu erzählen, dass Rodolfo letzte Nacht mit mir im Bett gewesen war? Die Information war nicht relevant.
    Oder war sie es doch? Hatte sich der Mann aus dem Staub gemacht, weil er es nicht ertrug, mir zu begegnen?
    Ich brachte den Drink zu einer älteren Frau, die am Vorderfenster saß und die Menge auf der Frenchmen Street beobachtete. Fast wäre ich zusammengezuckt. Wartete auch sie auf jemanden?
    Verärgert über mich selbst wandte ich mich hastig um und prallte dabei gegen einen massiven Brustkorb, den eine Krawatte in Form einer elektrischen Gitarre zierte.
    „Umpf.“ Ich taumelte zurück, und Detective Sullivan fing mich auf.
    „Hey.“ Er wartete, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, bevor er mich losließ. „Alles okay?“
    „Ja.“ Ich warf einen Blick in die Runde, aber niemand beachtete uns, auch King nicht, der wieder einmal mit der scheinbar unendlichen Aufgabe befasst war, die Geschirrspülmaschine mit schmutzigen Gläsern zu füllen. „Was tust du hier? Ich dachte, wir waren uns einig, dass es besser wäre, ich würde hier nicht mit …“ Ich winkte vage in seine Richtung.
    „Ich bin nicht gekommen, um dich zu sehen.“ Er lächelte. „Obwohl das eine nette Dreingabe ist.“
    Automatisch lächelte ich zurück. Er war ein derart liebenswürdiger Mann. Warum also wollte ich ihm nicht die Kleider vom Leib reißen, so wie ich das bei Rodolfo tat? Mein Lächeln verblasste, und Sullivans ebenso.
    „Stimmt was nicht?“, fragte er.
    „Anne“, hörte ich King sagen und drehte mich zu ihm um. Er musterte Sullivan mit gerunzelter Stirn. „Was zum Teufel wollen Sie?“
    Ich zog die Brauen hoch. „Ihr beide kennt euch?“
    „Er schikaniert Johnny schon seit Monaten.“
    Sullivan ließ sich von Kings Feindseligkeit nicht beirren. „Ist er da?“
    „Nein“, blaffte King und wandte sich wieder der Spülmaschine zu.
    Sullivan ging zu ihm und zog ein Foto aus der Tasche, das er auf die Theke legte. „Ist Ihnen dieser Mann schon mal untergekommen?“
    King unterbrach seine Tätigkeit gerade lange genug, um einen flüchtigen Blick auf den Tresen zu werfen. „Nein.“
    „Noch

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