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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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erstaunliche Dinge tun sehen. Wenn sie high genug sind, fühlen sie keinen Schmerz.“
    „Was, wenn er tatsächlich Tollwut hatte?“
    „Darüber würde es definitiv einen Bericht in den Notaufnahmen geben.“
    „Es sei denn, er wäre auf der Straße gestorben.“
    „Ich habe alle nicht identifizierten Toten überprüft. Bisher war er nicht darunter.“
    „Wie lange dauert es, bis ein Mensch an Tollwut stirbt?“
    „Ein bis drei Monate.“
    „Echt? Und ich hätte gedacht, dass das Opfer, nachdem es gebissen wurde, zu einem geifernden Monster mutieren und dann ziemlich schnell das Zeitliche segnen würde.“
    „Nein. Allerdings tritt der Tod ziemlich rasch ein, sobald die ersten Symptome auftauchen.“
    „Was für Symptome?“
    „Extremer Durst, gepaart mit der Unfähigkeit zu trinken, Schaumbildung vor dem Mund, Verwirrung, Krämpfe.“
    Wir verfielen in Schweigen. Ein Schweigen, das Sullivan schließlich brach, indem er fragte: „Hast du Rodolfo gesehen?“
    „Ja, letzte Nacht.“ Ich behielt für mich, dass sich letzte Nacht bis zum heutigen Morgen ausgedehnt hatte.
    „Wie steht’s mit unserem Harvey hier?“ Sullivan kramte von Neuem das Foto heraus.
    Ich starrte auf das Gesicht und versuchte zu atmen. Als ich den Kopf schüttelte, verschwand Sullivan durch die Hintertür. Ich hörte ihn die Treppe hoch- und dann durch den ersten Stock stapfen. Es interessierte mich noch nicht mal, ob er meine Unterwäsche durchwühlte.
    Tun Sie, was Sie nicht lassen können , hatte King gesagt. Ich hatte wichtigere Sorgen.
    „Du kennst ihn, stimmt’s?“ King stand neben meinem Ellbogen.
    Ich schüttelte den Kopf, holte mein Tablett und nahm die letzte Bestellung der verbliebenen Gäste auf, während meine Gedanken wie wild kreisten.
    Ich kannte den Mann auf dem Foto nicht, aber ich hatte ihn schon mal gesehen.
    Als er heute Morgen mit John Rodolfo weggegangen war.

 
    12
    Als Sullivan nach seiner erfolglosen Suche wieder nach unten kam, hatte ich meine Fassung wiedergefunden.
    „Wann habt ihr Klingman gefunden?“, erkundigte ich mich. „Und wo?“
    Er musterte mich neugierig aus seinen dunkelbraunen Augen. „Ich dachte, du kennst den Mann nicht.“
    „Das tue ich auch nicht. Aber …“ Ich hielt Ausschau nach King, und als ich ihn nirgends entdeckte, beugte ich mich nach vorn und raunte: „Du hast mich angeheuert, um Licht in diese Vermisstenfälle zu bringen. Sollte ich da nicht auch über den jüngsten alles wissen, was es zu wissen gibt?“
    „Er wird nicht vermisst“, betonte Sullivan.
    „Sag es mir einfach, Conner.“
    Er hob die Brauen, als ich ihn beim Vornamen nannte, dann zuckte er mit den Schultern. „Er wurde im Lake Pontchartrain gefunden.“
    „Ich dachte, er wäre verbrannt.“
    „Was möglicherweise die Erklärung ist, wie er in den See kam – er könnte versucht haben, sich selbst zu löschen, oder derjenige, der ihn angesteckt hat, wollte keine Aufmerksamkeit erregen.“
    „ Wann wurde er gefunden?“
    „Heute Nachmittag. Andererseits könnte er auch schon eine Weile dort getrieben haben. Genaueres wissen wir noch nicht.“
    Ich hatte keine Ahnung, was ich mit dieser bruchstückhaften Information anfangen sollte. Aber was hatte ich mir denn erhofft?
    Wenn man Harveys Leiche letzte Nacht entdeckt hätte, wäre Rodolfo dann vom Haken gewesen, was die Ermordung des Mannes betraf? Keinesfalls, so grün und blau geprügelt, wie er hier aufgetaucht war. Woher wollte ich wissen, dass er wirklich gegen Straßenräuber und nicht gegen Harvey gekämpft hatte?
    Der Gedanke ließ mich die Stirn runzeln. Ich bezweifelte, dass ein Blinder einen gesunden sehenden Mann umbringen und anzünden – wahlweise auch umgekehrt – und ihn anschließend in den See werfen könnte. Abgesehen davon hatte ich Klingman noch gesehen, nachdem die Sonne aufgegangen war. Worüber ich Detective Sullivan auf der Stelle in Kenntnis setzen sollte.
    Aber das würde ich nicht tun.
    Zumindest nicht, solange ich nicht mit Rodolfo gesprochen hatte.
    Dieser Plan war schwieriger in die Tat umzusetzen, als ich angenommen hatte. Rodolfo ließ sich weder in dieser Nacht blicken noch in der nächsten oder übernächsten. Ich wurde allmählich nervös, und als King meine Besorgnis nicht teilen wollte, reagierte ich zornig.
    „Falls man seine Leiche findet, ist er damit bei Sullivan wohl vom Haken“, giftete ich.
    „Man wird seine Leiche nicht finden.“ Das Lächeln, das über die Lippen des großen Mannes zuckte, fachte

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