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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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dass ich seinem Rat folgen würde.
    „Du brauchst Schlaf“, meinte er.
    Das stimmte, deshalb ging ich zur Treppe, wo ich zögernd stehen blieb, als er mir nicht folgte. „John?“
    „Geh schon mal nach oben. Ich will noch ein paar Kleinigkeiten überprüfen.“
    Das konnte ich verstehen. Die Polizei war einfach überall gewesen.
    Kaum dass ich in meinem Zimmer war und mich auf das Bett gelegt hatte, hörte ich, wie unten die Tür ins Schloss fiel. Ich blinzelte einige Male, bevor ich aufsprang, zum Fenster hastete und hinauslinste.
    Das Einzige, was ich sah, war eine schwarze Katze, die gerade über die Straße jagte.
    John musste immer noch in der Bar sein; vielleicht hatte er die Katze rausgelassen. Das würde Sinn machen.
    Der Anblick der Katze rief mir die geschnitzten Figuren in Erinnerung, die sich erstaunlicherweise noch immer in meiner Hosentasche befanden. Ich sollte sie John zeigen, ihn die hölzernen Umrisse berühren lassen und feststellen, ob ihm etwas auffiel, das mir entgangen war.
    Ich lief wieder nach unten, aber John war nicht da, was schlichtweg merkwürdig war. Wie hatte er es angestellt, in der kurzen Zeit zu verschwinden? Für einen Blinden war er unglaublich schnell.
    Ich sah mich im restlichen Haus um. Kein John. Auch kein Altar. Er hatte sich in Luft aufgelöst, als hätte es ihn nie gegeben. Konnte das der Grund sein, warum die Polizisten ihn nicht erwähnt hatten? Weil der Altar bei ihrer Ankunft gar nicht mehr da gewesen war?
    Zurück in meinem Zimmer stellte ich die Figuren auf meinen Nachttisch. Ein Schwein, ein Huhn und ein –
    Mit zusammengekniffenen Augen beugte ich mich ganz nah heran. Was ich zuerst für einen Hund gehalten hatte, sah plötzlich gar nicht mehr wie einer aus. War ich inzwischen paranoid, oder stellte die Schnitzerei tatsächlich einen Wolf dar?
    Die an der Eingangstür des Voodoo-Ladens angebrachte Notiz informierte den Besucher darüber, dass die Priesterin bis zum Ende des Mardi Gras nicht in der Stadt weilte. Es wurden zwar Öffnungszeiten genannt, nur galten die ausschließlich für Lieferanten.
    Ich konnte es Cassandra nicht verübeln, die Flucht ergriffen zu haben, denn New Orleans drehte allmählich durch. Bis zum Karnevalsfreitag dauerte es nur noch eine Woche, und überall in der Stadt wurden zahllose Mardi-Gras-Paraden abgehalten. Gesponsert von privaten Clubs, den sogenannten „Krewes“, marschierten in jeder Saison bis zu fünfundsechzig Karnevalszüge durch die Stadt. Zwar nahm wegen der zu engen Straßen keiner von ihnen den Weg durch das French Quarter, trotzdem gab es dort auch ohne sie jede Menge Spektakel zu bestaunen.
    Ich schob die Hände in die Hosentaschen und spielte mit den Figürchen. Da ich nicht bis nach dem Mardi Gras warten wollte, um herauszufinden, was sie bedeuteten, ging ich von dem Voodoo-Laden auf der Royal Street zu dem Café auf der Chartres. Vielleicht kannte Maggie ja eine andere Voodoo-Priesterin, die mir behilflich sein konnte.
    Maggie strahlte, als sie mich sah. „Ich hatte vor, Sie anzurufen, sobald ich hier fertig bin. Ich habe ein paar Recherchen zu diesen Tiertotems durchgeführt.“
    Mein Magen machte einen seltsamen kleinen Hüpfer; es war fast wie bei einem Déjà-vu. „Was für ein glücklicher Zufall, dass ich gerade jetzt hier reinschneie.“
    „Unserem Voodoo-Glauben zufolge gibt es keine Zufälle“, ließ Maggie mich wissen. „Sie sind gekommen, weil Sie die Information brauchen, die ich Ihnen geben kann.“
    „Und Sie sind ausgerechnet jetzt hier?“
    Sie verdrehte die Augen. „Ich bin immer hier. Zumindest jeden Morgen ab fünf.“
    „Bei meinem letzten Besuch sagten Sie doch, dass Sie noch nie von Totems auf Altären gehört hätten.“
    „Was daran liegt, dass meine Kenntnisse eher allgemein waren, während Totems, so wie die, die Sie beschrieben haben, doch recht spezifisch sind.“
    „Können Sie eine Pause einlegen?“, fragte ich.
    Maggie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Die ist jetzt sowieso fällig.“
    Sie nahm meine Bestellung auf, holte sich selbst auch eine Tasse Kaffee und führte mich zu einem Tisch im Freien. Der Himmel war wolkenverhangen, die Luft trotz der nachklingenden Kühle schwül.
    Ich hatte das einzige Paar Jeans, das meine Eltern geschickt hatten, herausgekramt und mit meinem Philadelphia-Eagles-Lieblingssweatshirt kombiniert. Ich gab die Hoffnung nicht auf, dass sie, solange ich das Shirt trug, nicht untergehen würden. Gleichzeitig befürchtete ich

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