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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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machbar.“
    Ich kam mir ein bisschen dumm vor, als ich die Vorschläge überflog, aber wie meine Mutter zu sagen pflegte: „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Diese Liste zu haben, würde niemandem wehtun außer vielleicht Rodolfo. Vorausgesetzt, er war ein Werwolf.
    Ich stopfte den Ausdruck in meine Tasche und machte mich auf die Suche nach Maggie, um mich zu verabschieden. Sie war nicht da. Hinter dem Tresen stand ein junger Afroamerikaner mit einer Haut wie Milchkaffee und zu unglaublich winzigen Zöpfen geflochtenen Haaren.
    „Ich weiß nicht, wo Maggie hin ist“, informierte er mich. „Aber sie wird bestimmt bald zurückkommen.“
    „Danke.“ Ich beschloss, nicht auf sie zu warten. Bestimmt würde ich in absehbarer Zeit wieder einen Kaffee oder eine Information brauchen.
    Ich spielte mit dem Gedanken, ins Rising Moon zurückzukehren, entschied mich jedoch dagegen. Dank des Jamaican Blue Mountain war ich nicht mehr müde, und was würde ich dort schon tun, außer vor mich hin zu grübeln?
    Also unternahm ich stattdessen einen Bummel durch die Touristen- und Antiquitätenläden, in der Hoffnung etwas aufzustöbern, das mir helfen könnte. Ich entdeckte es kurz nach Mittag.
    „Vergessen Sie nicht, das Hufeisen mit der offenen Seite nach oben über ihre Tür zu hängen“, warnte mich die Verkäuferin, als sie meinen Kauf eintippte, „denn ansonsten wird Sie das Glück verlassen.“
    „Davon habe ich schon mal gehört“, erwiderte ich.
    „In Europa werden solche Hufeisen meistens mit der Öffnung nach unten angebracht, damit das Glück in einen hineinfließen kann.“ Sie runzelte die Brauen. „Ich weiß nicht, wie ich meines aufhängen würde, denn beiden Traditionen zufolge bringt es Pech, wenn man es falsch macht.“
    Da ich weder an Glück noch an Pech glaubte, war ich nicht weiter besorgt. Andererseits sollte ich mir das in Anbetracht der Tatsache, dass ich gerade ein Hufeisen erstand, um einen Werwolf-Test durchzuführen, vielleicht noch mal überlegen.
    „Ist es aus Eisen?“, fragte ich.
    „Selbstverständlich. Schon seit der Entdeckung von Eisen verwendet man es für die Herstellung von Hufeisen. Davor benutzte man eine Art Rohlederschuh, was aber nicht vergleichbar war.“
    Bevor sie sich in einen Monolog über die Wunder der Eisenzeit stürzen konnte, bedankte ich mich und suchte das Weite.
    Als ich endlich ins Rising Moon zurückkehrte, war der Nachmittag schon fast verstrichen. Bestürzt stellte ich fest, dass ich mein Anti-Werwolf- Gris-Gris im Café vergessen hatte. Ich konnte bloß hoffen, dass ich es ebenso wenig brauchen würde wie das Hufeisen.
    King hatte bereits hinter dem Tresen Posten bezogen. Als ich ihn um einen Hammer und ein paar Nägel bat, kam er meinem Wunsch nach.
    „Stimmt was nicht mit deinem Zimmer? Ich werde es reparieren.“ Ich schüttelte den Kopf und holte das Hufeisen aus meiner Tasche. Er zog eine Grimasse. „Was zum Henker ist das?“
    „Wonach sieht es denn aus?“
    „Nach einem stinkigen alten Hufeisen.“
    Ich roch daran. „Riecht nach nichts anderem als nach Metall.“
    „Das Ding wurde jahrelang in Pferdedung mariniert, Mädchen. Der geht nicht so leicht ab, wie du denkst.“
    „Ich werde es als Glücksbringer über meiner Tür aufhängen.“
    Wer weiß, vielleicht würde ich dadurch diesen Eindringling, der in meinem Zimmer ein- und ausging, wie es ihm beliebte, davon abbringen, es weiterhin zu tun. Vielleicht war es sogar besser als ein neues Schloss – wobei ich auch das nehmen würde.
    „Hast du die Schlösser inzwischen auswechseln lassen?“, erkundigte ich mich.
    „Der Typ kann erst nach dem Mardi Gras kommen. Er ist ein Indianer.“
    „Was, bitte schön, hat seine Abstammung von den amerikanischen Ureinwohnern damit zu tun?“
    King schüttelte den Kopf. „Du weißt wirklich gar nichts über New Orleans, oder?“
    „Ein bisschen schon.“
    „Falls du am Fetten Dienstag noch hier bist, solltest du bis dahin besser mehr wissen. Die Indianer sind eine Gruppierung afroamerikanischer Männer, die am Fetten Dienstag, am Josephstag und dem darauffolgenden Sonntag, dem sogenannten Feisten Sonntag, eine Parade abhalten. Sie schneidern sich jedes Jahr neue Anzüge.“
    „Neue Anzüge“, wiederholte ich, während sich in meinem Kopf das Bild eines als Komantsche geschminkten Schwarzen in einem duftigen Sommeranzug festsetzte.
    „Kostüme“, korrigierte King sich. „Indianerkostüme mit Perlen und Federn.“
    „Warum?“
    „Tradition.

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