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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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schwarzen Baumwollhemd. Ich wollte ihn in die Arme nehmen und ihm gleich einem Kind tröstende Worte zuflüstern, aber so, wie er sich versteifte, bezweifelte ich, dass er es zulassen würde.
    John wandte das Gesicht zur Tür. King stand im Gang. Auch ihn hatte ich nicht die Treppe heraufkommen hören, und das, obwohl der bullige Mann bestimmt nicht gerade leichtfüßig war.
    „Gibt’s ein Problem?“, fragte John.
    „Unten ist jemand, der dich sprechen will“, verkündete King an mich gerichtet. So, wie er feixend den Mund verzog, ahnte ich schon, wer es war, noch bevor er ergänzte: „Es ist dieser Detective.“
    „Danke“, murmelte ich, aber King war schon wieder weg.
    „Ich mag ihn nicht“, brummte Rodolfo.
    „Hey, er arbeitet für dich.“
    „Ich meinte Sullivan.“
    „Kein Witz?“, spottete ich. „Darauf wäre ich nie gekommen, so freundlich, wie ihr beide miteinander umspringt.“
    Seine Lippen zuckten. Wow ! Fast hätte ich ihm ein Lächeln entlockt.
    „Was kann er von dir wollen?“, rätselte John.
    „Das werde ich erst wissen, wenn er es mir sagt.“ Ich trat in den Flur, dann schaute ich zu ihm. „Kommst du mit?“
    „Nein. Ich habe schon genug von seiner Gesellschaft genossen.“
    Vermutlich wäre ich auch nicht erpicht darauf gewesen, mit dem Mann zu sprechen, der versucht hatte, mich zum Serienmörder abzustempeln.
    Die Dämmerung brach gerade an, als ich das Rising Moon betrat. King werkelte hinter der Bar herum; Sullivan stand am Frontfenster; im hinteren Teil nippte ein älterer Herr an einer Bloody Mary. Er musste ein Freund von King sein, denn offiziell hatten wir noch nicht geöffnet.
    „Hallo“, begrüßte ich Sullivan, als ich neben ihn trat.
    Der Sonnenuntergang tauchte die Frenchmen Street in sepiafarbene Schatten, sodass Menschen nebst Autos wie Relikte aus längst vergangenen Tagen wirkten. Es gab seit meiner Ankunft in New Orleans immer wieder Momente, in denen ich alles dafür gegeben hätte, malen zu können.
    Sullivan schaute zu King, der uns angestarrt, vielleicht sogar angegafft haben musste, denn die Miene des Detectives wurde eisig. Er legte die Hand an meinen Ellbogen und drehte mich in die andere Richtung. „Ich habe die Ergebnisse zu dem Armband.“
    „Das ging aber schnell.“ Die Aufregung machte meine Stimme zu schrill und zu laut. Auf Sullivans finsteren Blick hin senkte ich sie. „Was hast du herausgefunden?“
    „Die Blutgruppe ist AB-positiv.“
    Mein Herz vollführte einen Satz. „Katies Blutgruppe.“
    Seine braunen Augen huschten zu mir, dann wieder weg. „Das heißt noch lange nicht, dass es ihr Blut war.“
    Nein. Nur dass …
    „Nur etwa drei Prozent der Bevölkerung sind AB-positiv.“
    „Trotzdem …“ Er breitete die Hände aus.
    Ich wusste nicht, ob ich froh oder unglücklich darüber sein sollte, dass das Blut auf dem Armband Katies Blut sein könnte. Blut war vermutlich keine gute Sache, aber es war immerhin etwas . Nach so vielen Jahren ohne Ergebnisse fühlte ich mich zwangsläufig ermutigt.
    „Wir könnten einen DNA-Test machen“, schlug Sullivan vor, „aber dazu bräuchten wir die DNA deiner Schwester zum Vergleich.“
    „Das sollte kein Problem sein. Ich werde meine Eltern bitten, ihre Haarbürste im Labor in Philadelphia abzugeben.“
    „Der Test könnte eine Weile dauern.“
    „Das tun sie immer.“
    Sullivan starrte auf seine Füße, ruckte nervös mit den Schultern, seufzte.
    „Was ist da sonst noch?“, fragte ich.
    „Das Foto.“ Er hob den Kopf. „Es wurde manipuliert.“
    „Inwiefern?“
    „Man hat Katies Foto mit einem Foto vom Rising Moon kombiniert.“
    Mir stockte der Atem. „Sie war gar nicht dort?“
    „Scheint so.“
    Was erklären würde, weshalb niemand, dem ich das Bild zeigte, sie wiedererkannte. Andererseits könnte ich auch einfach noch nicht auf die richtige Person gestoßen sein.
    „Warum sollte jemand so etwas tun?“, entfuhr es mir.
    „Um dich hierher zu locken.“
    „Mich? Niemand interessiert sich für mich.“
    Sullivan berührte meinen Arm. „Das stimmt nicht, Anne.“
    „Du weißt, was ich meine. Ich bin nichts weiter als eine kleine Privatdetektivin aus Philadelphia. Warum sollte mich irgendjemand nach New Orleans holen wollen?“
    „Das ist es, was ich herausfinden werde.“
    Das digital manipulierte Foto beunruhigte mich. Nicht zum ersten Mal seit meiner Ankunft in dieser Stadt fühlte ich mich verfolgt.
    „Ich finde, dass du bei mir wohnen solltest“, sagte Sullivan.
    Ich

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