Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wolfsruf

Titel: Wolfsruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.P. Somtow
Vom Netzwerk:
Hengste willst du denn zähmen, junges Ding?«

    »Darüber darf ich nicht sprechen, schon gar nicht mit einem Ku-, ich meine …«
    »Fürchtest du dich vor Wölfen, mein Kleines?«
    »Ich hab gehört, dass Sie einen Wolfsjungen in Ihrer Show haben.«
    »Die Wölfe schleichen sich mitten in der Nacht an unschuldige Bürger heran … auf den Ranches … selbst mitten in der Stadt … große Wölfe mit glitzernden Augen … Wölfe, die dich in Fetzen reißen. Hast du Angst vor Wölfen?«
    »J-ja … aber sie werden bald aussterben, es ist eine Prämie auf sie ausgesetzt.«
    »Es gibt einen Wolf, den kann man nicht töten … den Wolf in jedem Mann. Den großen, bösen Wolf.«
    »Sie machen mir Angst!«
    Gespannt. Gespannt. Eine Hand strich über den Samt, tastete nach dem Riegel.
    »Ohne diesen Käfig gehe ich nirgendwohin. Mein wertvollstes Stück. Mein Herzblut ist in dem Käfig, mein geheimster Herzenswunsch.«
    Pochen. Der Samt raschelte. Ein dünner Mondstrahl durchbohrte das Dunkel, spießte ihn auf, und er stieß ein kurzes, erschrockenes Jaulen aus … er wandelte sich, wo ihn das Mondlicht traf. Der Arm. Das Fleisch bebte. Er kauerte sich nieder. Die Stäbe wackelten.
    »Jawohl, Madam … ja, du dreckige, kleine Hure … vielleicht fragst du dich, was Cordwainer Claggart Dunkles in seinem Herzen birgt. Jetzt liegst du splitternackt vor mir, und der Mond scheint auf deinen hübschen, kleinen Körper … du hast nichts mehr zu verbergen, weil ich dich bis auf die Haut ausgezogen habe, und unter der Haut ist nichts mehr, nur Blut und Knochen und Fleisch und Sünde … du kannst nichts mehr vor mir verbergen, kleine Schwester. Ich stehe über dir und sehe und urteile und …«
    Der Samt flog herunter, die Käfigtür sprang auf und - Jonas
war befreit! Der Mond strich über seinen ganzen Körper. Er kitzelte, das Blut raste, Hitze loderte in seinen Innereien, als das Fell aus der Haut schoss und die Schnauze sich aus seinem Gesicht schob und heiße Pisse aus seinem Penis spritzte und über die Laken sprühte, und der Mondschein drang in seine Augen, und er heulte die zersplitterten Bilder an -
    Die Augen der Frau, umgeben von verschmierten Make-up, die sich abschälende Tapete mit dem Jagdmuster, das offene Fenster, durch das ein kalter Wind zog und -
    »Tu deine Pflicht, mein Sohn«, drängte ihn Cordwainer Claggart liebevoll.
    - ihre totenbleiche Haut im Mondlicht, die unnatürlich roten Lippen, der zum Schrei geöffnete Mund, die verkrampften Halsmuskeln, sodass nur ein leises Piepsen aus ihrer Kehle drang, wie das Pfeifen des Windes.
    »Ich hab dir doch gesagt, es ist Magie«, sagte Cordwainer Claggart.
    Herbstblätter, die über das Fensterbrett wehten, langsam auf den Orientteppich herabtaumelten, durch dessen kahle Stellen der polierte Eichenboden glänzte und -
    Jonas heulte! Die Frau rollte sich zusammen, die Handflächen gegen die Matratze gestemmt, wich an das Kopfende zurück, das mit einem geschnitzten Rosengeflecht verziert war, der Todesgeruch wurde jetzt stärker, durchtränkte seine Lunge, selbst sie konnte ihn jetzt riechen, und als die Transformation abgeschlossen war, wurden alle Gerüche intensiver, und das leiseste Wimmern gellte in seinen Ohren, und die Farben verblichen in Hunderte Schattierungen wie auf einer alten Fotografie.
    »Greif zu, mein Sohn!«, sagte Cordwainer Claggart.
    Und der junge Wolf sprang.
    »Greif zu!«
    Seine Klauen gruben sich in ihre Brüste, seine Schnauze war an ihren bemalten Lippen, seine Hinterläufe an ihrem Schamhügel und -

    Claggart lachte. »Mein geheimes Ich«, lachte er, »meine Dunkelheit, mein Zorn, meine Rache.«
    Er knackte den Brustkorb auf, zerrte die Därme heraus wie ein Band, Blut platschte auf die Tapete, sog sich in den Putz, Blut durchnässte die Laken, glitschte an den Bettpfosten herab, tröpfelte auf die Dielen wie ein Frühlingsregen.
    Claggart lehnte sich gegen das Bett, packte sich mit beiden Händen, die Hose schlackerte um seine Knöchel, er flüsterte sich Worte zu, die der Wolfsjunge nicht verstand - die geheime Sprache seines Herzens.
    Ein Blutrinnsal vom Mundwinkel über die Kehle bis hinab zum spitzenbesetzten Kragen.
    Er begann zu fressen. Wut trieb ihn an. Dampfende Fleischbatzen, heiße Säfte in seinem Mund. Der Blutgeschmack machte ihn trunken. Er krümmte sich und rieb sich an dem Körper. Er schüttelte das Blut aus seinem Fell. In konzentrischen Kreisen sprühten die Tröpfchen auf den Boden. Er riss die Klitoris heraus

Weitere Kostenlose Bücher