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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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und rief Schuster an. »Wo genau
wohnt der Mansloh in Reislingen? Haben Sie die Adresse parat?«
    »Ja: Leinering 8 – geht von der Hauptstraße ab, und die erreicht man
direkt über die L290.«
    »Gut. Haben Sie Zeit, mich zu begleiten?«
    »Ja, klar. Es ist ruhig hier«, versicherte Schuster eilig. »Und mit
der Bogenschützenliste bin ich bis auf drei Namen durch. Keine Anhaltspunkte
bislang, was Kati angeht.«
    »Prima. Rufen Sie den Mansloh an und sagen ihm, dass wir gleich mal
vorbeikommen. Und bringen Sie die Liste mit.«
    »Ähm … und wenn er fragt, was wir wollen? Ich meine …«
    »Fragen stellen.«
    »Fragen stellen? Das soll ich ihm so sagen?«
    »Genau. Ich hoffe, es werden die richtigen sein.«

6
    Johanna lehnte sich in den Sitz zurück und schloss die
Augen, während Schuster aus Königslutter herausfuhr.
    »Wollen Sie kurz entspannen oder lieber was zu dieser Tagungsstätte
hören?«, fragte er beiläufig.
    Johanna gähnte unterdrückt und sah ihn von der Seite an. »Na, legen
Sie mal los.«
    »Viel gibt’s da ohnehin nicht zu berichten. Da finden Seminare, Workshops
und Tagungen statt, Dozent ist meist ein gewisser Markus Taschner. Er
unterrichtet Manager, Juristen, Wirtschaftsfachleute, Unternehmer,
Führungskräfte, aber auch Studenten und interessierte Laien. Das Gelände im
Reitlingstal wurde vor einigen Jahren aufwendig bebaut.«
    »Und wem gehört das Ganze?«
    »Irgendeiner Gesellschaft mit nichtssagendem Namen.« Schuster
räusperte sich.
    »Geschäftsführer?«
    »Hm … So genau habe ich das jetzt nicht parat. Die Website von
denen ist jedenfalls ziemlich schick.« Er sah sie von der Seite an.
    »Gut, ich sehe mir das nachher selbst noch mal an«, nickte Johanna.
Internetrecherchen gehörten eindeutig nicht zu Schusters Lieblingsbeschäftigungen.
Zu ihren auch nicht.
    Wenig später bogen sie in Reislingen auf die Hauptstraße ab und
hielten vor einem älteren Einfamilienhaus.
    Rolf Mansloh sah aus, als wäre er gerade erst aufgestanden. Die
rotblonden Haare standen ihm wirr vom Kopf ab, und er hatte die rosige
Gesichtsfarbe junger Menschen, die sich eines gesunden Schlafs erfreuen.
Beneidenswert, dachte Johanna. Sie wusste gar nicht mehr, wie sich das
anfühlte, bis in die Puppen zu schlafen und dann quietschfidel in den Tag zu
starten. Entweder sie hatte Dienst oder sie hatte frei, aber es kam ein Notfall
dazwischen, oder sie wollte die freien Stunden nicht im Bett vertrödeln, um
noch ein bisschen was vom Tag zu haben, oder ein Fall ließ ihr einfach keine
Ruhe …
    Mansloh führte sie ins Wohnzimmer, das eilig aufgeräumt wirkte, aber
sehr einladend war: Kiefernmöbel, bunte Teppiche, ein gemütliches Sofa vor
einem dieser superflachen Fernseher, üppige Pflanzen in Tonschalen, eine
Essecke mit vier Stühlen in unterschiedlichen Farben. So etwas suchte nur eine
Frau aus. Johanna hatte einen zweiten Namen auf dem Türschild gesehen: Grit
Heyse.
    »Sie leben nicht allein?«, bemerkte sie, während sie sich setzten.
Sie entschied sich für den knallblauen Stuhl.
    »Meine Freundin und ich sind vor einigen Monaten zusammengezogen.
Wir erwarten Nachwuchs.« Er bekam noch rötere Wangen und lächelte verlegen.
    »Gratuliere. Ich hoffe, wir stören nicht zu sehr, aber …«
    Mansloh winkte ab. »Ach, das macht nichts. Grit ist gerade bei ihrer
Mutter und lässt sich mit tausend Ratschlägen versorgen, was sie in ihrem
Zustand alles nicht darf oder aber keineswegs vergessen oder unbedingt beachten
soll.« Er wirkte sehr vergnügt. Aufgeräumt. Glücklich.
    »Herr Mansloh, lassen Sie mich gleich loslegen.« Johanna zog ein
Foto von Kati aus der Akte. »Kennen Sie diese junge Frau?«
    Er wich kaum merklich zurück. »Oh.«
    »Oh?«, wiederholte Johanna. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Na ja – es ist zwar schon eine Weile her, aber … ja, das
ist Kati, nicht wahr?«
    »Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    »Darf ich vorher nachfragen, was …?«
    »Nein.« Johanna lächelte liebenswürdig.
    Mansloh gab es fast ebenso liebenswürdig zurück. »Na schön. Ich war
damals bei den Bogenschützen in Velpke, auch als Kursleiter, und sie hat als
Neueinsteigerin bei einem Schnupperkurs mitgemacht … Sie war gut. Hatte
Auge, die nötige Ruhe, obwohl man die ihr auf den ersten Blick gar nicht ansah,
einen kraftvollen Zugarm. Ich fand sie ziemlich klasse.«
    »Aha. Hatten Sie was mit ihr?«
    Mansloh lächelte. »Und ob. Aber ich glaube, ich war nicht der
Einzige.«
    Johanna hob die Augenbrauen. Das

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