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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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Ziffern durch. »Vielleicht hilft es uns
weiter. Vielleicht handelt es sich um keine registrierte Nummer, aber wir
müssen der Spur nachgehen.«
    Sie legte ihr Telefon beiseite und sah Kreisler wieder an. »Gehe ich
richtig in der Annahme, dass der junge Mann, der den Laptop abgeholt hat,
seinen Namen nicht genannt hat und Sie ihn auch nicht sonderlich gut
beschreiben können?«
    Die Buchhändlerin schwieg einen Augenblick und schluckte dann.
    »Jung«, sagte sie schließlich. »Ein junger sportlicher Typ. Groß und
kräftig.«
    »Haare? Augenfarbe? Kleidung? Besondere Merkmale?«
    Kreisler schüttelte den Kopf. »Er trug ein Cap.«
    »Ist Ihnen eigentlich der Freund von Eva Blum schon mal persönlich
begegnet?«
    »Aber ja – wieso fragen Sie?«
    Weil das mein Job ist, dachte Johanna. »Können Sie bitte mal nachsehen,
ob sonst etwas fehlt. Disketten, CD s,
Speichersticks oder Ähnliches?«
    Kreisler erhob sich und ging hinüber zu dem Büroschrank, der in der
Ecke neben dem PC -Arbeitsplatz stand. Sie inspizierte
einige Schubladen und Ablagefächer.
    »Nein, hier ist alles vollständig. Die wichtigen Unterlagen schließe
ich ohnehin weg, und Sie können davon ausgehen, dass es mir längst aufgefallen
wäre, wenn hier jemand herumgewühlt oder etwas gestohlen hätte.«
    Das glaubte Johanna ihr aufs Wort. Hier stand alles in Reih und
Glied. »Gut, so weit dazu.«
    Sie stand auf und verabschiedete sich. Der Fall bekam eindeutig
Konturen, wenn auch völlig unscharfe.
    Eva Blum war allein im Geschäft. Sie stand an der Kasse
und zählte mit gespitzten Lippen die Einnahmen, als die Kommissarin die Tür
öffnete. Langsam schob sie das Kleingeldfach zu und sah sie irritiert an.
    Johanna lächelte und trat näher. »Ich war vorhin noch mal bei den
Lindners. Und nun haben sich weitere Fragen ergeben.«
    »Oh, nun …«
    »Sie hatten es sehr eilig, Ihre Kleidungsstücke bei Kati abzuholen«,
stieg Johanna sofort ins Thema ein. »Warum?«
    Eva Blum verzog kurz den Mund. »Ich hatte das schon längst vor, und
ich brauchte die Sachen dringend. Das ist alles.«
    »Hatten Sie sonst noch Sachen bei ihr, die sie dringend zurückhaben
mussten?«
    »Was meinen Sie damit?«
    Johanna wiederholte die Frage Wort für Wort, ohne mit der Wimper zu
zucken. »Nehmen Sie sich ruhig Zeit und überlegen Sie.«
    »Das brauche ich nicht.«
    »Wirklich nicht? Aber es fiel Ihnen auf, dass der Laptop fehlte,
nicht wahr?«
    »Ja. Stimmt, das fiel mir auf. Und?«
    Johanna lächelte. »Genau das ist der Punkt.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Das kann ich nicht ausschließen. Vielleicht tun Sie das wirklich
nicht.« Sie machte eine Pause, fixierte Blum. »Sagt Ihnen der Name Bernd Uhland
etwas?«
    »Nein.«
    »Er ist Computerexperte.«
    »Es klingelt immer noch nichts bei mir.«
    Das tut es wahrscheinlich ohnehin nicht allzu häufig, fuhr es
Johanna durch den Kopf. »Vielleicht kennt Ihr Freund ihn?«
    »Ja, vielleicht, er kennt viele Leute, aber Sie müssten ihn schon
selbst fragen. Sie können ihn jetzt aber nur über Handy erreichen. Er ist zu
einer Fortbildung.«
    »Was genau hatten er und Kati miteinander auszutragen?«
    »Das habe ich doch schon gesagt, mehrfach sogar: Die beiden mochten
sich nicht. Leider. Ende. Und aus.«
    Ende. Und aus.
    »Treiben Sie eigentlich Sport, Frau Blum? Sind Sie vielleicht Mitglied
in einem Verein?«, lenkte Johanna das Gespräch in eine andere Richtung.
    Eva Blum schüttelte irritiert den Kopf. »Ich gehe manchmal ins
Fitnessstudio.«
    »Und Ihr Freund?«
    »Richard hält sich ständig fit: Laufen, Kampfsport – allein
schon wegen seines Jobs.«
    »Verstehe.«
    Zwei Minuten später stand Johanna wieder auf der Straße und rief
Richard Peters’ Handynummer an: Mobilbox. Sie legte wieder auf, ohne eine
Nachricht zu hinterlassen.
    Einen Augenblick lang stand sie wie verloren auf der
sonnenbeschienenen Straße. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf.
Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Erst hatte es gar keine
Anhaltspunkte gegeben, und plötzlich stieß sie auf diverse Hinweise, die sich
jedoch kaum in ein Bild fügen ließen. Vielleicht gab es gar kein Bild, kein
Gesamtbild, sondern mehrere Einzelbilder. Und vielleicht hatten ihre bisherigen
Erkenntnisse überhaupt keine Bedeutung, zumindest nicht im Zusammenhang mit
Katis Verschwinden. Oder aber eine, die sich ihr bisher nicht erschloss.
Vielleicht stellte sie zur falschen Zeit die falschen Fragen.
    Johanna schob die Grübeleien beiseite

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