Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
kein dummer Scherz, den ich missgedeutet hatte? Das freut mich.
Das freut mich sogar sehr.« Kreisler nickte zufrieden. »Kommen Sie. Hier ist es
zu voll. Gehen wir in mein Büro.«
    Die plötzliche Stille in dem kleinen ordentlichen Raum tat gut. Johanna
setzte sich in den angebotenen Sessel vor Kreislers Schreibtisch, auf dem außer
dem Telefon, einigen Rechnungen und Lieferscheinen sowie einem Kalender nichts
herumlag. Der Computer befand sich auf einem anderen Tisch unter dem Fenster.
Johanna betrachtete ihn kurz, bevor sie hochblickte.
    »Stimmt es, dass letztens Ihr PC -Fachmann
hier war?«
    Kreisler hatte hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen und sah sie
verblüfft an. »Ja, das stimmt.«
    »War das in der Woche, an deren Ende Kati verschwand?«
    Kreisler warf einen Blick in den Kalender. »Stimmt, das war am
Dienstag davor. Aber was hat denn –?«
    »Stimmt es auch, dass Kati an diesem Tag ihren Laptop mit ins
Geschäft gebracht hat?«
    »Ja, sie wollte einige Programme installieren. Bernd hatte versprochen,
ihr zu helfen. Bernd Uhland arbeitet seit ein paar Jahren für mich und –«
    »Ich würde mir den Laptop gerne mal ansehen beziehungsweise
mitnehmen.«
    »Das können Sie nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Bernd hat ihn Anfang der Woche abholen lassen.«
    »Wann genau?«
    »Am Montagnachmittag.«
    »Zu dem Zeitpunkt war Kati seit einigen Tagen verschwunden«, gab
Johanna zu bedenken.
    »Das stimmt, aber …«
    »Aber?«
    Kreisler atmete tief durch und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
»Der junge Mann sagte, dass bei der Installation –«
    »Mit dem jungen Mann meinen Sie Uhland?«
    »Nein, seinen Mitarbeiter.«
    »Name?«
    »Den weiß ich nicht mehr. Ich glaube, er hat gar keinen genannt.«
    »Na schön, weiter bitte!«
    Kreisler kniff kurz die Augen zusammen. »Er meinte, dass bei der
Installation ein Fehler passiert wäre.«
    »Was für ein Fehler?«
    »Meine Güte – das weiß ich doch nicht! Der Laden war voll, mein
Kopf genauso. Der junge Mann meinte, sein Chef hätte ihn vorbeigeschickt, um
den Laptop abzuholen. Er wollte seinen Fehler, der ihm ziemlich peinlich sei,
so schnell wie möglich wiedergutmachen und würde sich in Kürze melden. Ich
müsste mich um gar nichts kümmern. Was ist denn dagegen einzuwenden?«
    »Warum hat er das nicht gleich vor Ort erledigt?«, hakte Johanna
nach. »Und woher wusste Uhland, dass sich der Laptop noch hier im Geschäft
befand?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht hatte Kati einige Tage zuvor mit ihm
telefoniert … Aber ist das nicht vollkommen egal?« Kreisler schwieg einen
Moment.
    »Wissen Sie, ich dachte … ja, das hört sich jetzt irgendwie
schräg an, aber … ich hatte das Gefühl, dass es ein gutes Zeichen ist. Da
kommt jemand und kümmert sich um Katis Laptop, also wird sie selbst auch bald
wieder … Verstehen Sie?«, hob sie dann erneut an.
    Ja, ein bisschen schon, dachte Johanna. Sie nickte langsam. »Haben
Sie sich nicht gewundert, dass Uhland den Laptop bislang nicht zurückgebracht
und sich auch nicht gemeldet hat?«
    »Ich habe am Mittwoch bei ihm angerufen, aber er hatte nur seinen
Anrufbeantworter eingeschaltet – mit dem Hinweis, dass er einige Tage
verreist sei.«
    »Haben Sie seine Nummer parat?«
    »Wollen Sie gleich mit ihm sprechen?«
    »Das habe ich vor«, antwortete Johanna und zog ihr Notizheft hervor.
    Gertrud Kreisler griff zum Telefon und tippte eine Nummer ein, bevor
sie es an Johanna weiterreichte.
    »Womit kann ich helfen?«, erklang kurz darauf eine Männerstimme.
    Johanna schilderte ihm knapp ihr Anliegen, bevor sie auf Katis Laptop
zu sprechen kam. »Warum genau haben Sie ihn abholen lassen?«, fragte sie
schließlich.
    »Habe ich?«
    »Ja. Beziehungsweise ein junger Mann aus Ihrer Firma …«
    Uhlands Lachen unterbrach sie. »Das kann nicht sein: Erstens bin ich
ein Ein-Mann-Unternehmen. Wenn ich mir einen Angestellten leisten kann, hören
Sie die Sektkorken knallen. Zweitens ist mit Katis Laptop alles in Ordnung. Ich
habe ihr ein hochwertiges Fotoprogramm und den Adobe Reader draufgefahren, dazu
musste ich den Arbeitsspeicher ein bisschen aufrüsten, und außerdem –«
    »Bloß keine fachspezifischen Einzelheiten!«, unterbrach Johanna ihn
eilig. »Habe ich das gerade richtig verstanden: Der Laptop befindet sich also
nicht bei Ihnen, und Sie haben auch nichts damit zu tun, dass er abgeholt
wurde?«
    »Das ist beides korrekt.«
    »Interessant. Ich danke Ihnen für die Auskunft.«
    »Aber gern. Kann ich Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher