Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
war neu. Und passte so gar nicht zu
den Tüllgardinen in dem Jungmädchenzimmer.
    »Erzählen Sie.«
    »Das mache ich, aber … nun sagen Sie schon, was ist mit ihr?«
    »Sie ist verschwunden, seit mehr als einer Woche, und wir sammeln so
viele Hinweise wie irgend möglich, in der Hoffnung, eine Spur zu finden, reden
mit jedem, der sie kannte oder etwas mit ihr zu tun hatte.«
    »Ach du liebe Güte … Das ist ja …« Mansloh blickte äußerst
betreten drein. »Und Sie glauben …?«
    »Ich glaube gar nichts. Also?«
    »Na schön. Da war noch ein Typ aus dem Kurs, mit dem sie nach ein
paar Wochen was anfing.«
    »Name?«
    »Den weiß ich nicht mehr.«
    Johanna warf Schuster einen Blick zu. »Zeigen Sie ihm mal die Liste.
Vielleicht kommt ja die Erinnerung zurück.«
    Mansloh tippte auf den vorletzten Namen. »Bernd Schlossner –
ja, das war er.«
    »War das nicht blöd für Sie?
    »Sie meinen wegen der Konkurrenz und so?«
    »So was in der Art, ja.«
    »Na ja, um ehrlich zu sein, schon … Andererseits: Wir waren nur
einmal zusammen in der Kiste, verstehen Sie, das war nichts Ernstes.«
    »Ja, ich verstehe. Und Schlossner war auch nur einmal mit ihr in der
Kiste, wie Sie so schön sagen?«
    »So wirkte es, aber genauer weiß ich das natürlich nicht.«
    Johanna starrte Mansloh eine Weile grübelnd an, dann gab sie
Schuster per Handzeichen zu verstehen, dass er sich mit Schlossner in
Verbindung setzen solle. Der junge Beamte sprang rasch auf und ging in den
Flur, um zu telefonieren.
    »Haben Sie Kati Lindner nach Ende des Kurses je wieder gesehen?«
    »Wir haben uns mal zufällig auf einem Volksfest in Königslutter
wiedergetroffen, aber das war’s dann auch schon.«
    »Sind Sie eigentlich immer noch Bogenschütze?«
    Die Frage überraschte ihn seltsamerweise, wobei er seine Reaktion
mit einem Lächeln zu kaschieren suchte.
    »Ich bin nicht mehr im Verein.«
    »Sie und Louis Kamper waren häufig unterschiedlicher Auffassung,
stimmt’s?«
    »Stimmt. Kamper ist sehr …«
    Johanna runzelte die Stirn.
    »… bestimmend«, fuhr Rolf Mansloh zögernd fort. »Er hat viel
Erfahrung und vertritt eine ganz bestimmte Tradition.«
    »Sie durchbrechen die ganz gerne, liege ich da richtig?« Johanna
ließ Mansloh nicht aus den Augen.
    »Durchaus, wobei …«
    »Ja?«
    »Nun, das Bogenschießen hatte schon immer auch einen … ja, kriegerischen,
zumindest jagdlichen Aspekt. Dazu wurde es mal erfunden, vor Tausenden von
Jahren. Auch das ist, genau genommen, eine Tradition.«
    »Tja, die Tradition des Tötens. Das meinen Sie doch, oder?«
    Mansloh sah nicht mehr ganz so vergnügt drein, stellte Johanna fest,
und sie überlegte kurz, die getöteten Wölfe zur Sprache zu bringen. Dann
entschied sie sich dagegen. Ohne hinreichende Indizien und kriminaltechnische
Ergebnisse bestand die Gefahr, dass sie sich unnötig vergaloppierte. Eins nach
dem anderen.
    Sie griff die Fotos mit dem Pfeil aus der Akte. »Fällt Ihnen dazu
vielleicht was ein?«
    Er kratzte sich am Hinterkopf. »Das ist ein Bolzen.«
    »Das ist mir bereits bekannt. Und sonst? Haben Sie den vielleicht
schon mal gesehen?«
    »Sie meinen – genau diesen?«
    »Könnte doch sein.«
    Mansloh schüttelte den Kopf. »Das ist ein ganz gewöhnlicher Bolzen,
der beim Armbrustschießen verwendet wird.«
    »Na schön.« Johanna steckte die Fotos wieder ein. »Herr Mansloh, was
haben Sie am letzten Wochenende gemacht?«
    Er starrte sie an. »Sie glauben doch nicht etwa …?«
    »Kümmern Sie sich bitte nicht um meinen Glauben.«
    »Ich war mit meiner Freundin zu einer Feier eingeladen.«
    »Das ganze Wochenende?«
    »Ein Familienfest. Siebzigster Geburtstag ihres Onkels in
Regensburg. Wir sind Freitagnachmittag aufgebrochen und erst am Sonntag
zurückgekehrt. Das können Sie gerne überprüfen.«
    »Das werden wir auf jeden Fall. Notieren Sie uns bitte Anschrift und
Telefonnummer.«
    »Ähm, ja, klar …« Er griff nach einem Block auf der Kommode
hinter sich. »Meinen Sie, man könnte die Nachfragen … behutsam stellen?«
    »Wir geben uns Mühe.«
    Johanna stand abrupt auf, als Schuster in der Tür auftauchte und ihr
zunickte. »Stellen Sie sich darauf ein, dass wir Sie nächste Woche noch einmal
befragen werden. Außerdem müssen wir ein Protokoll anfertigen.«
    Mansloh erhob sich. »Ja, wenn das nötig ist. Klar.« Er strich sich
mit beiden Händen durchs Haar und ging voran zur Haustür.
    Johanna hatte es plötzlich sehr eilig, aus der Wohnung zu kommen.
Ihr Schädel brummte,

Weitere Kostenlose Bücher