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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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den Blitzen.
    Guerrini rannte zum Auto und fuhr näher an die Zypresse heran, unter der Elsa noch immer saß.
    «Wollen Sie nicht doch einsteigen, Signora?»
    Sie schüttelte den Kopf und hielt ihr Gesicht dem Regen entgegen. Da wendete Guerrini seinen Lancia und fuhr im Schritttempo zurück. Offensichtlich wollte Elsa Michelangeli dort draußen eine einsame Orgie des Schmerzes feiern. Und er konnte sie verstehen. Erinnerte sich an seine eigenen Schmerzorgien – auch immer irgendwo im Freien, wenn er sicher gewesen war, dass niemand ihn sehen oder hören konnte. Er brauchte das manchmal, wenn ein Fall ihm zu nahegegangen war – und als Carlotta ihn verlassen hatte, da war er ebenfalls im Regen auf einen Berg gestiegen, hatte gewütet wie ein Verrückter. Aber nicht so sehr ihretwegen, mehr seiner selbst und der eigenen Unfähigkeit wegen.

    Die Haushälterin von Wasteland empfing den Commissario an der Haustür, beobachtete genau, wie gründlich er sich den Matsch von den Schuhen streifte, und lachte übers ganze Gesicht, als er sie fragte, ob er die Schuhe ausziehen solle.
    «Aber Commissario. Seh ich wirklich so aus? Kommen Sie in die Küche, ich habe gerade frischen caffè gemacht.» Sie mochte ungefähr vierzig sein, hatte kurze lockige Haare, kräftige Beine und Arme, war nicht groß, nicht klein und überall rund. Ganz anders, als Guerrini sich die Putzfrau von Wasteland vorgestellt hatte. Sein inneres Bild hatte eine hagere Witwe gezeichnet, jemanden, der wenig lachte. So konnte man sich irren.
    «Es ist wirklich schade um den Signor Giorgio, Gott hab ihn selig!», plapperte sie unbekümmert vor sich hin, während sie Guerrini einen perfekten Cappuccino zubereitete. «Er war ein guter Herr. Ein bisschen launisch, aber wirklich einer der nettesten Männer, für die ich je gearbeitet habe. Sie müssen wissen, Commissario, die Italiener, die sich eine Hilfe leisten können, sind meistens ziemlich eingebildet. Ich kann das ganz gut vergleichen – ich arbeite für Italiener, für Deutsche und für Engländer. Die Deutschen sind die nettesten, das kann ich ihnen sagen.»
    «Für wie viele Deutsche arbeiten Sie denn, Signora …»
    «Signora Piselli, Angela Piselli. Für zwei Deutsche, vier Italiener und einen Engländer! Na ja, jetzt nur noch für einen Deutschen.»
    «Aha.» Guerrini fiel angesichts ihrer Redseligkeit zunächst gar nichts ein, und er fand auch den Vergleich ihrer verschiedenen Arbeitgeber nicht besonders überzeugend. Deshalb ließ er sie einfach reden.
    «Mich hat fast der Herzschlag getroffen, als ich diese schreckliche Geschichte erfahren habe. Konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Der Signor Giorgio war ein feiner Mann, auch wenn er schwul war. Man redet ja nicht darüber, aber es ist ja nun mal so, nicht wahr? Hat ja keinen Sinn, wenn man so tut, als wäre es anders. Meine Schwester sagt immer: Mit den Schwulen kannst du als Frau umgehen wie mit ganz normalen Menschen, weil sie nichts von dir wollen. Da hat sie recht, finde ich.»
    Guerrini fiel noch immer nichts ein, er hielt sich an seiner Tasse fest.
    «Warum sagen Sie nichts Commissario? Weil Sie ein Mann sind, hab ich recht? Männer reden nicht gern über Schwule. Wenn ich meinem Mann was davon erzähle, dann sagt er: Halt den Mund, Angela! Er will nichts davon wissen, absolut nichts.» Bei all diesen Redeströmen sah sie ihn nicht an, sondern reinigte die Kaffeemaschine, wischte auf dem Tisch herum, räumte die Milch wieder in den Kühlschrank, und Guerrini fühlte sich versucht, ebenfalls zu sagen: Halt den Mund, Angela! Aber das hätte ihn nicht weitergebracht, deshalb überlegte er sich eine Frage und sagte endlich:
    «Wer hat Ihnen von Signor Altlanders Tod erzählt, Signora Piselli?»
    «Das war der Signor Enzo. Er hat mich angerufen und hat gesagt, dass ich heute nicht kommen soll. Aber dann hat mich der Polizist angerufen. Tommasini war sein Name, nicht wahr? Und der hat gesagt, dass ich heute doch kommen soll, weil Sie mit mir sprechen wollen, Commissario. Und deshalb bin ich hier.»
    « Bene . Wie lange arbeiten Sie schon für Signor Altlander?»
    «Ah, Sie können doch reden, Commissario. Warten Sie … fast zehn Jahre, ungefähr. Ja, so lange ist es schon. Wie die Zeit vergeht. Damals hatte er noch den hübschen Raffaele, der selige Signor Giorgio. Das war ein junger Mann wie ein Engel, un angelo !Wenn nur einer meiner Söhne so schön wäre wie er – aber dann wäre er wahrscheinlich schwul, und ich bekäme keine

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