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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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gestern angerufen, und diverse Journalisten hatten wir auch schon in der Leitung. Ich kann es noch gar nicht fassen. Giorgio und ich kennen uns seit dreißig Jahren. Ich habe fast alle seine Bücher verlegt. Bitte, nehmen Sie doch Platz.» Er wies auf drei Sessel um einen kleinen Tisch, Mineralwasser stand bereit. Laura setzte sich.
    «Ist es wahr, was in den Zeitungen steht? Wurde er wirklich ermordet?» Pasteur setzte sich neben Laura und goss ihr ein Glas ein.
    «Es sieht so aus. Deshalb werde ich zu den weiteren Ermittlungen nach Italien fahren. Aber von Ihnen würde ich gerne wissen, ob Herr Altlander ein neues Buch plante, ob er etwas recherchierte, das gefährlich für ihn werden konnte?»
    Pasteur schüttelte den Kopf.
    «Ich habe ihn immer wieder ermuntert, endlich etwas Neues in Angriff zu nehmen. Seit vier Jahren hat Giorgio kein neues Buch herausgebracht. Doch er meinte, die Zeit sei noch nicht reif dafür. Ich bin daher sicher, dass er an einer größeren Sache arbeitete. Er machte stets ein Geheimnis um seine Projekte.»
    «Wann haben Sie das letzte Mal mit Giorgio Altlander gesprochen?»
    «Warten Sie – vor ungefähr drei Wochen. Ich rief ihn an, weil ich ihn im August ein paar Tage auf Wasteland besuchen wollte.»
    «Wasteland?»
    «Das ist der Name seines Anwesens bei Siena. Nach T. S. Eliot, falls Sie das Gedicht kennen.»
    «Ja, ich erinnere mich. April is the cruellest month … so fängt es doch an, oder?»
    «Oh», machte Pasteur. «Ich bin beeindruckt. Nicht viele kennen Eliot.»
    Laura ging nicht darauf ein.
    «Hat Giorgio Altlander irgendetwas von Schwierigkeiten erzählt? Immerhin kannten Sie sich schon lange.»
    «Nein. Er war nur in einer ziemlich düsteren Stimmung, aber das bin ich von ihm eigentlich gewöhnt. Er meinte, dass das Leben ihn gerade anwidere. Allerdings drückte er sich drastischer aus, er sagte, dass es ihn ankotze und seine Mitmenschen im Besonderen.»
    «Hat er diese Bemerkung irgendwie begründet?»
    «Nein.»
    «Haben Sie nachgefragt?»
    «Nein, wir haben darüber gelacht. Er als Erster.»
    «War das normal für Altlander?»
    «Nun ja, eigentlich schon. Er war voller Selbstironie und hatte einen sarkastischen Humor.»
    «Haben Sie irgendeine Idee, wer Altlander umgebracht haben könnte?»
    «Also, wenn es vor zwanzig Jahren passiert wäre, dann hätte ich gesagt, ein Strichjunge. Aber jetzt … ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung.» Er lachte kurz und bitter auf.
    «Gab es Spannungen zwischen ihm und seinem Partner? Könnte die Bemerkung, dass ihn das Leben ankotzt, damit zu tun haben?»
    Der Verleger lächelte kaum merklich.
    «Nein. Wenn Giorgio etwas ankotzte, dann war das von größerer Bedeutung … wie soll ich sagen … etwas, das die allgemeine Moral oder das Leben schlechthin betraf.»
    «Was habe ich mir darunter vorzustellen?»
    «Ganz simpel zum Beispiel: Wenn ein Nazi plötzlich Kommunist wird, weil er dadurch Vorteile hat. Oder wenn jemand korrupt ist und moralische Reden hält oder die schlichte Tatsache, dass wir alle sterblich sind.»
    «War er selbst denn so unfehlbar?»
    Pasteur neigte den Kopf und betrachtete Laura nachdenklich.
    «Ja, in vielen Dingen war er das – ein richtiger Asket.»
    «Auch in seinen sexuellen Gewohnheiten?»
    «Weshalb fragen Sie das?»
    «Wegen Ihrer Bemerkung über Strichjungen.»
    «Hab ich darüber eine Bemerkung gemacht?»
    «Sie haben.»
    «Ach, das ist lange her. Er war eine Weile ganz verrückt nach jungen Männern. Aber niemals nach Minderjährigen, wenn Sie das meinen. Es waren immer die bildschönen Zwanzigjährigen.»
    Laura fragte sich, ob sie derart intime Details über einen so genannten Freund oder eine Freundin so ohne weiteres erzählen würde. Nein, sicher nicht ohne Not. Und bisher stand Pasteur durchaus nicht unter Druck. Seine Indiskretion war ihr unangenehm. «Hatten Sie selbst ein intimes Verhältnis zu Altlander?», fragte sie deshalb kühl und erntete eine heftige Reaktion.
    «Wie kommen Sie denn darauf?! Was fällt Ihnen überhaupt ein, Frau Kommissarin?! Ich bin nicht schwul, wenn Sie mir das unterstellen wollen. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder!» Doch schnell fing er sich wieder, setzte ein ironisches Lächeln auf. «Ach, natürlich, Sie wollten mich provozieren. Schließlich sind Sie bei der Kriminalpolizei … Entschuldigen Sie bitte.»
    Laura ließ ihn nicht aus den Augen.
    «Warum wissen Sie dann so gut über Altlanders Liebesleben Bescheid?»
    Er lächelte ein

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