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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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wirklich geliebt hatten und wie sehr mein Leben und
mein Glück davon abhingen, ob die Beziehung zu Hunter gut verlief oder nicht. Falls unsere Ehe in Wahrheit ein Fehler gewesen war, hatte ich meine Assistentenstelle, meine Zeit und meine Gefühle völlig umsonst geopfert. Dann war auch die Schwangerschaft ein schrecklicher Fehler. Und meine Eltern hatten schon immer Recht gehabt, Hunter abzulehnen.
    »Bitte! Sag mir einfach, dass du sie nicht mehr getroffen hast. Sieh mir in die Augen und sag es.«
    Mein Mann blickte mich an. Anstatt mir jedoch zu versichern, dass er nichts getan hatte, antwortete er: »Ich lasse mir nichts vorschreiben.«
    Ich weinte. Vielleicht lag es tatsächlich an den Hormonen. Jedenfalls konnte ich nicht anders. Mir liefen die Tränen in Strömen über die Wangen.
    »Bitte, Hunter.«
    »Abra«, sagte er und legte die Zeitung beiseite. »Sei nicht so ekelhaft unterwürfig.«
    Hätte er mich daraufhin in die Arme genommen, ich wäre wahrscheinlich wieder eingeknickt und hätte so weitergemacht wie bisher. Doch er drehte sich nur um und verließ die Küche. Da es Thanksgiving war, packte ich eine Tasche und machte mich auf den Weg zu meiner Mutter.

28
    Meine Mutter , die mich die letzten drei Jahre geradezu angefleht hatte, Hunter zu verlassen, war nicht zu Hause, als ich eintraf. Ich hatte vor Aufregung und Wut ganz vergessen, dass sie ja nach Antigua hatte reisen wollen. Erst als mir eine junge Frau mit einem freundlichen, runden Gesicht die Tür öffnete, fiel es mir wieder ein.
    »Hi«, begrüßte sie mich, als sie mich sah. »Du bist sicher Abra, oder?« Sie streckte mir eine blasse, weiche Hand entgegen, an deren Finger drei silberne New-Age-Ringe steckten. »Ich bin Pagan.«
    »Woher weißt du, wer ich bin?« Eigentlich kannte ich die Antwort bereits. Pagan wies alle Anzeichen eines typischen Piper-LeFever-Groupie auf: kluge Augen, ein Interesse am Übernatürlichen und ein Katzen-T-Shirt.
    »Deine Mutter meinte schon, dass du vorbeischauen und dir Pimpernell und einige der kranken Tiere ansehen würdest. Außerdem hat sie vermutet, dass die Feiertage in deinem Mann das Schlimmste zum Vorschein bringen könnten.« Ihre grauen Augen sahen mich mitfühlend an.
    »Klingt tatsächlich nach meiner Mutter. Und seltsamerweise bin ich ja auch tatsächlich hier. Ist das Gästezimmer noch frei?«, erwiderte ich lächelnd.

    »Sie meinte, du solltest ihr Schlafzimmer benutzen. Ich wohne gerade im Gästezimmer.«
    »Und sonst ist kein Zimmer im ganzen Haus frei? Was ist denn mit dem grünen Salon?« Es war erstaunlich, wie meine Mutter es schaffte, das riesige Haus so vollzustellen, dass man kaum mehr unterkam.
    Pagan zuckte die Achseln. »Für Menschen nicht geeignet. Außerdem habe ich da gerade sehr viele Musikinstrumente aufgebaut. Aber wenn du willst, kann ich die natürlich woanders hinräumen...«
    »Nicht nötig, danke.«
    Auf dem riesigen, kreisrunden Bett meiner Mutter lagen verschiedene Decken, Zeitungen, Zeitschriften, Klamotten, Schmuckstücke und Katzen. Aus irgendeinem Grund reagierten die meisten Katzen sofort allergisch auf mich. Sie fauchten, als ich in ihre Nähe kam, und trollten sich dann so schnell wie möglich. Nur ein kleiner brauner Burmese mit einer eigenartigen Pilzerkrankung im Gesicht ließ sich durch mich nicht aus der Fassung bringen. Er schärfte seine Krallen am Kopfende des Bettes und beobachtete mich neugierig, während ich mich in dem Zimmer einrichtete.
    Ich brauchte etwa eine Stunde, um es mir gemütlich zu machen, alles wegzuräumen und das Bettzeug, das für meine Nase etwas muffig roch, abzuziehen. Da ich das Gefühl hatte, mich für Thanksgiving zumindest festlich herrichten zu müssen, zog ich das mittelalterliche Kleid aus zerknittertem Samt an, das mir meine Mutter zum Geburtstag geschenkt hatte. Dann ging ich in die Küche hinunter. Ich hatte gerade die erste Ladung Wäsche in die Waschmaschine gestopft und eine Auflaufform aus einem der Schränke geholt, als Pagan vorsichtig an die Tür klopfte.

    »Ich hoffe, ich störe dich nicht. Wow! Du siehst toll aus. Das ist ja ein fantastisches Kleid. Woher hast du das?«
    »Von meiner Mutter. Du hast wahrscheinlich keine Lust auf ein Anti-Thanksgiving-Essen, oder?«
    »Ehrlich gesagt, da du jetzt da bist... ich wollte eigentlich morgen für ein paar Stunden weg, aber weil du jetzt hier bist...« Sie wurde rot, und mir wurde klar, dass sie nicht viel älter als zwanzig sein konnte.
    »Du kannst gerne gehen«,

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