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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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sagte ich und schob die langen Trompetenärmel zurück, um den Schimmel von einem Stück Cheddar zu kratzen.
    »Ich komme dann morgen Nachmittag wieder, um dir mit den Katzen zu helfen.«
    »Nicht nötig.« Ich blickte auf und lächelte das junge Mädchen an, das ganz offensichtlich lieber woanders sein wollte. »Ich komme schon für ein paar Tage klar.« Ich stellte die Auflaufform mit dem zuvor geschnittenen Gemüse in den vorgeheizten Ofen und klappte ihn zu.
    Pagan strahlte. »Vielen Dank! Das ist wirklich nett von dir. Ich habe mich dazu bereiterklärt, hier zu sein, bevor Griff und ich...«
    »Geh lieber, ehe ich es mir anders überlege«, unterbrach ich sie lächelnd.
    Als die Tür hinter Pagan ins Schloss fiel, wurde mir bewusst, dass ich gar nicht wusste, wie ich die Tiere füttern und versorgen musste. Ich rannte hinter ihr her und erwischte sie gerade noch rechtzeitig. Sie erklärte mir, wer von den neuen Gästen genau beobachtet werden musste und wer kein Trockenfutter bekam.
    Als ich in die Küche zurückkehrte, stellte ich fest, dass ich vergessen hatte, den geriebenen Käse auf das Gemüse
zu streuen. Da ich nirgendwo einen Topflappen entdecken konnte, nahm ich ein Geschirrtuch, um die Auflaufform wieder aus dem Ofen herauszuholen.
    Ich wollte sie gerade wieder mit dem Käse hineinschieben, als das Telefon klingelte. Doch bis ich den Apparat unter einem Haufen alter Rechnungen gefunden hatte, war die Verbindung unterbrochen.
    Ich kehrte also wieder zu meiner Auflaufform zurück und legte meine Hände – ohne nachzudenken – an die glühend heiße Gusseisenform. In Gedanken war ich so weit weg, dass ich den Schmerz erst nach etwa einer halben Sekunde registrierte und die Form fallen ließ. In meiner Verwirrung merkte ich nicht, dass ich dabei mit meinen langen Ärmeln an die Gasflamme kam, die auf dem Herd brannte. Innerhalb weniger Augenblicke standen meine Ärmel in Flammen.
    Fassungslos starrte ich auf die züngelnden Flammen, ehe ich einen Schrei ausstieß und wie eine Wahnsinnige um mich schlug. Mir fiel ein, dass es in einem solchen Fall das Beste war, sich auf den Boden zu werfen und hin und her zu rollen, was ich auch tat.
    Das Feuer war schnell erstickt, aber meine Hände sahen danach furchtbar aus. Ich versuchte so langsam und bewusst wie möglich zu atmen, um nicht in Hysterie und Panik auszubrechen, sondern in Ruhe meine Haut begutachten zu können. Die beiden obersten Schichten waren verbrannt: das darunter liegende gelbliche Fettgewebe war zu sehen. Soweit ich erkennen konnte, war der Stoff des Kleides wenigstens nicht geschmolzen. Dafür sah die Haut verkohlt und wie verbrannter Speck aus. Das Schlimmste jedoch war die Tatsache, dass ich keinerlei Schmerzen verspürte. Alles
fühlte sich so an wie immer. Und kein Schmerz bedeutete in einer solchen Situation ein echtes Problem.
    »Oh, mein Gott! Hilfe! Scheiße, so helfe mir doch jemand!«
    Aber die Haustür war verschlossen, und meine Hände befanden sich keineswegs in dem Zustand, irgendwelche Türen zu öffnen. Ich musste nachdenken...
    Natürlich – das Telefon! Ich schlug den Hörer mit dem Ellbogen von der Gabel und beugte mich dann nach vorn, um mit der Nase die Nummer des Notrufs zu wählen. Leider waren die Tasten für meine Nase zu klein. Sollte ich es vielleicht mit dem Ellbogen versuchen? Nein, das würde noch weniger funktionieren. Konzentriere dich, Abra, dachte ich. Jetzt bloß keine Panik. Ich schlüpfte aus einem Schuh und wählte mit meinem großen Zeh.
    »Hier ist die Notrufzentrale. Wie kann ich Ihnen helfen?«, meldete sich eine Stimme.
    »Ich habe meine Hände verbrannt, Verbrennungen dritten Grades. Außer mir ist niemand im Haus.«
    »Okay, ganz ruhig. Wie heißen Sie?«
    »Abra Barrow. Ich bin im Tierheim Beast Castle.« Meine Zähne klapperten.
    »Gut, ich schicke gleich den Notarzt. Ist Ihnen schwindlig oder schummerig?«
    »Nein. Noch keine Anzeichen von Schock, aber... aber das sind Verbrennungen dritten Grades, Verkohlungen.«
    »Okay, bleiben Sie ganz ruhig. Ich heiße Helen, Abra. Sind Sie Ärztin?«
    »Ich bin Tierärztin.« War Tierärztin. Oh, mein Gott, meine Hände... meine Hände...
    »Gut, hören Sie. Ich habe gerade erfahren, dass der
Krankenwagen nur fünf Kilometer von Ihnen entfernt ist. Können wir jemanden davon benachrichtigen, dass Sie ins Krankenhaus gebracht werden?«
    Wen sollte man benachrichtigen? Weder Hunter noch meine Mutter oder mein Vater kamen in Frage. Ich hatte niemanden

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