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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Wenn er aufgeregt ist, läuft er manchmal wie ein Verrückter im Kreis herum.«
    »Das klingt normal.« Ich nahm das kleine Wesen in meine Arme. Es richtete seinen flehenden Blick auf mich, zitterte erneut und leckte mir dann die Nase. »He, du bist wirklich süß, was?«
    »Ist er in Ordnung?« Grania schien eifersüchtig zu sein, als Pimpernell mir einen weiteren feuchten Kuss auf die Nasenspitze gab.
    »Ich sollte die Flüssigkeit vorsichtshalber genauer ansehen. Aber ich glaube schon, dass er in Ordnung ist. Er ist nur erkältet.«
    Ich musste lächeln. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich mindestens vier Minuten lang nicht an meinen Mann und seinen Treuebruch gedacht hatte. Es war mir gelungen, den quälenden Gedanken zumindest für einen Moment beiseitezuschieben – auch wenn ich natürlich jetzt gerade wieder daran gedacht hatte.
    »Wow! Pimpernell scheint dich zu mögen.«
    Ich drehte mich um. Meine Mutter schwebte die große Treppe herunter, eine Hand auf dem schweren Holzgeländer. Ihr violetter Kaftan floss wie hingegossen hinter ihr die Stufen hinab, und ihre langen blonden Haare leuchteten noch heller als die der jungen Frau. Am Fuß der Treppe saß eine große rheumatisch wirkende Perserkatze und blickte sie an. Erst jetzt entdeckte ich auch die anderen Katzen, die sich überall in der Eingangshalle verteilt hatten.
    »Hi, Mom.« Sie gab mir drei Küsse – einen auf meine linke Wange und zwei auf die rechte, als wäre sie eine russische Prinzessin.
    »In dieser Khakihose wird dein unterer Körperteil viel zu
sehr betont. Wieso trägst du eigentlich solche Hosen? Unten brauchst du etwas Dunkles, Abra. Das habe ich dir doch schon so oft gesagt.«
    »Ich finde solche Hosen bequem.«
    Meine Mutter trat einen Schritt zurück und begutachtete mich erneut von Kopf bis Fuß. »Du zupfst dir jetzt die Augenbrauen. Das gefällt mir, aber du solltest dir unbedingt von einem Profi zeigen lassen, wie du den Schwung besser hinbekommst. Deine linke Braue ist deutlich dünner als deine rechte, mein Schatz.«
    »Du siehst gut aus«, erwiderte ich pikiert, um sie daran zu erinnern, was gutes Benehmen bedeutete. In Wahrheit hatte sie mindestens fünf Kilo zugenommen und ihre Haare waren viel zu hell gefärbt.
    »Quatsch. Ich bin fett geworden. Aber wie die Franzosen sagen: Irgendwann kommt man in ein Alter, da muss man sich zwischen Gesicht und Gesäß entscheiden.«
    »Deine Tochter meint, dass Pimpernell vielleicht Gehirnflüssigkeit ausscheidet«, warf Grania ein.
    »Oh bitte! Du warst schon immer hypochondrisch veranlagt, Abra, und jetzt hast du auch noch die Lizenz dazu, das professionell zu rechtfertigen.« Meine Mutter nahm mir den Chihuahua ab und drückte ihn an sich. »Hast du Grania schon kennengelernt? Abra, das ist Grania.«
    »Wir haben uns bereits vorgestellt.«
    »Grania hat ihren BA bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Jetzt besucht sie Abendkurse und bewirbt sich für einen Studienplatz in der Tiermedizin. Wirklich klug, dieses Mädchen. Sie muss sich kaum jemals hinsetzen und lernen – ganz anders als du, wenn ich mich recht entsinne. Du warst ganze Wochen mit deinen Büchern verschwunden.
Sie ist wirklich ein Naturtalent, meine gute Grania.«
    Grania rollte mit den Augen und warf mir dann ein verschwörerisches Lächeln zu. Sie schien schon verstanden zu haben, wie meine Mutter funktionierte.
    »Wenn du nicht da bist«, erklärte sie mir, »schwärmt sie mir die ganze Zeit davon vor, wie gut du mit Tieren umgehen kannst. Deiner Mutter nach besitzt man nämlich entweder eine praktische Intelligenz oder man ist eben nicht damit gesegnet.«
    »Und ich soll sie haben?«
    »Deiner Mutter nach schon.«
    Meine Mutter schnaubte empört, so dass ihr Busen unter dem violetten Samtstoff noch größer wurde. »Das stimmt auch. Abra besitzt praktische Intelligenz, und Grania hat eine Begabung für das Memorieren von Fakten.«
    »Mom, lass das.«
    Die lavendelblau umrahmten Augen meiner Mutter weiteten sich. »Was soll ich lassen? Ich sage doch nur, was ich beobachtet habe.«
    »Das musst du aber nicht. Man hat dir kein Hypnotikum verabreicht, damit du die Wahrheit sagst.«
    Grania lachte und brachte dann Pimpernell fort. Zuvor versprach sie mir noch, mir später ein paar Tropfen von seiner Nasenflüssigkeit zu bringen, damit ich sie in unser Labor mitnehmen konnte.
    Ich folgte meiner Mutter in die Küche. Wir gingen einen eleganten Flur mit spanischen Fliesen und dunklen Holztäfelungen entlang. Auch hier

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