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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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etwas.« Sie blies das Zündholz aus. »Ich werde nie begreifen, warum du bei diesem Typen bleiben willst. Er ist ein echter Mistkerl und ein Riesenmacho.«

    Ich gab ein gequältes Lachen von mir. »Du hältst alle Männer für Mistkerle, Mom.«
    »Da liege ich meist auch nicht falsch.«
    »Mein Gott.« Ich faltete ein Papiertaschentuch in der Mitte und putzte mir geräuschvoll die Nase. »Wie Dad es zehn Jahre lang mit dir ausgehalten hat, werde ich wahrscheinlich nie begreifen.«
    »Du klingst so, als wäre dein Vater ein Engel gewesen. Vergiss nicht, wer hier wen verlassen har!«
    »Mom, du hattest doch am laufenden Band irgendwelche Affären. Und du hast ihn die ganze Zeit über zur Schnecke gemacht. Ich kann mich noch erinnern, als ich zehn war. Da hast du ihm in einem Streit ernsthaft vorgeworfen, dass er persönlich für die Unterdrückung der Frauen in Spanien verantwortlich sei.«
    »Er war Regisseur, Abra. Damit hatte er eine gewisse Verantwortung. Außerdem hat er auch verdammt viel Mist über mich gesagt.«
    »Mom, wegen dir hatte er ein Magengeschwür. Du hast kein Magengeschwür bekommen.«
    Einen Augenblick lang starrten wir uns über den Küchentisch hinweg an. Dann schob sie den Stuhl zurück und stand auf. »Abra, ich will deinen Vater nicht von dem Sockel herunterstoßen, auf den du ihn offenbar gestellt hast. Wenn du glauben willst, dass er das Opfer war... bitte schön.«
    »Er musste sich eine einstweilige Verfügung besorgen!« Doch auf einmal zögerte ich. »Wer von euch beiden wollte eigentlich die Scheidung, Mom? Du oder er?« Meine Eltern hatten immer behauptet, dass sie es gemeinsam entschieden hätten. Aber nun fragte ich mich, ob das stimmte.

    Meine Mutter nahm einen langen Zug. »Also, ehrlich gesagt war es meine Idee. Ich konnte diese ewigen Betrügereien nicht länger ertragen. Und ich hatte auch keine Lust mehr, dieses Rachespiel fortzusetzen.«
    »Oh.« Ich nahm ihre Hand und strich über den Bernstein an einem ihrer Silberringe. »Übrigens habe ich letzte Nacht einen Film mit dir im Fernsehen gesehen.«
    »Wirklich? Welchen? Ägyptisches Blut?«
    Die Rolle in Ägyptisches Blut war ihr die liebste gewesen. Sie hatte mich sogar nach der trügerisch unauffälligen Bibliothekarin Abra Cadabra genannt. »Nein. Lukrezia Cyborgia.«
    Meine Mutter drückte ihre Zigarette aus. »Ich hatte damals eine Affäre mit dem Darsteller des Weltenfahrers, weißt du. Mit Dan Daimler.« Im Haus konnte man mehrere Katzen laut miauen hören. »Aber wenn du dir mitten in der Nacht Dan und mich ansiehst, dann bedeutet das, dass du wieder nicht schlafen kannst.«
    »Meist du, dass ich Hunter verlassen soll, Mom?«, fragte ich leise.
    Eigentlich erwartete ich ein sofortiges »Natürlich meine ich das, verdammt nochmal!« Aber zu meiner Überraschung wurde die Miene meiner Mutter sanfter. »Wie wäre es, wenn ich die Karten befrage?«
    Ich nahm mir ein weiteres Taschentuch und wischte mir damit über die Augen. »Du weißt doch, dass ich an so etwas nicht glaube.«
    »Aber die Karten glauben an dich, Abra.«
    »Nichr schon wieder.«
    »Du behauptest immer, dass du dich nicht erinnern kannst. Aber ich werde nie vergessen, wie ich vor dem Schloss gestanden
habe und genau wusste, dass du keinen Schritt hineintun würdest. Weißt du noch?«
    »Ich war damals sechs, Mom.«
    »Du meintest, jemand da drinnen hätte große Schmerzen und könnte nicht herauskommen. Man würde ihn dort einsperren oder so.«
    »Ich hatte noch nie zuvor ein Schloss gesehen. In meinen Augen sah das vermutlich etwas unheimlich aus.«
    »Und als wir am nächsten Tag zurückkamen, hast du dich mitten auf den Weg gesetzt und...«
    »O Gott, bitte nicht schon wieder!«
    »Und hast der Hauswirtin erklärt, dass ihr Hund Schmerzen hätte.«
    Ich verbarg mein Gesicht hinter den Händen. »Ich war damals ein Kind. Vermutlich habe ich gehört, wie jemand über den Hund gesprochen hat.«
    »Du hast kein Französisch verstanden, Abra. Madame Boussard fragte: >Welche Schmerzen?< Und da hast du deine Hand mitten in das riesige Maul dieses Hundes gesteckt und hast einen...«
    »Mom, könnten wir bitte das Thema wechseln?«
    »Und hast einen Tumor in der Größe einer Zitrone entdeckt. Liebling, begreifst du denn nicht, dass du dich von diesem Teil deines Selbst abgewandt hast? Du verschließt dich vor dir selbst und deinen innersten Instinkten.«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich stecke weiterhin jeden Tag meine Hand in das Maul eines Hundes.«
    »Aber

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